Duisburg. Der Duisburger Sting feiert sein Bühnengeburtstag. Uns hat er von gerissenen Hosen, ungeplanten Klopausen und einem nüchternen Norbert Lammert erzählt.

Er begann schon früh mit den lustigen Geschichten. Der Duisburger Kai Magnus Sting feiert im März 2025 seinen 30-jährigen Bühnengeburtstag. Die Vorbereitungen laufen. Momentan ist er mit dem Programm „Ja, wie? Tacheles und Wurstsalat“ auf Tour. „Es ist das anstrengendste Programm, dass ich je gespielt habe“, sagt der Wahl-Duisserner. Und damit meint er körperlich und geistig. „Ich baue die Geschichten in der ersten Hälfte auf und räume dann nach der Pause mit der Pointe ab.“ Da bleibe nicht viel Platz für Improvisation.

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Wie das Bühnenjubiläum wird, kann er noch nicht einschätzen: „Das habe ich ja noch nie gespielt“, sagt er. Mit auf der Bühne stehen dann auch Ingrid Kühne, Piet Klocke, Konrad Beikircher, Uwe Lyko (alias Herbert Knebel), HP Lengkeit, Nito Torres, das Spardosen-Terzett und einige weitere Überraschungsgäste.

Das Idol: Wie Kai Magnus Sting Hanns Dieter Hüsch traf

Mit uns blickt der Kabarettist, Schriftsteller und Schauspieler auf seine eigene Geschichte zurück. „Als ich 14 Jahre alt war, lud mich der WDR am 24. Dezember 1992 nach Köln ein, weil ich mich mit einer Postkarte beworben hatte. Ich durfte mein Idol Hanns Dieter Hüsch im Mittagsmagazin interviewen“, erzählt er. Also fragte er seine Eltern und die ließen am Heiligabend alles stehen und liegen und fuhren ihren Sohn nach Köln. Seine Tante und Oma mussten zu Hause mit dem Weihnachtskaffee und Kuchen warten. „Solche Eltern muss man erstmal haben“, sagt Kai Magnus Sting lachend. Und von denen hat er so einiges mitbekommen.

Der Anfang: Der 14-jährige Kai Magnus Sting trifft am 24. Dezember 1992 beim WDR in Köln sein Idol Hanns Dieter Hüsch.
Der Anfang: Der 14-jährige Kai Magnus Sting trifft am 24. Dezember 1992 beim WDR in Köln sein Idol Hanns Dieter Hüsch. © Privat | Privat

Seine Mutter und sein Onkel schrieben und hielten früher Büttenreden und auch der Vater hat viel Humor. Das hilft natürlich im Hause Sting, im Übrigen kein Künstlername. Denn die Geschichten für sein Bühnenprogramm erlebt er im Alltag mit seiner Familie, seinen Freunden und auch mal auf dem Markt oder im Café am Nebentisch. Manchmal ist es nur ein kleiner Satz, um den Sting dann eine Geschichte strickt. So schnappte er zum Beispiel auch die Kuchen-Geschichte auf dem Markt bei St. Ludger in Neudorf am Bäckerstand auf: „Ist das Erdbeerkuchen?“, fragte eine ältere Dame. Und die Bäckersfrau antwortete: „Ja, aber heute mit Kirschen.“ Das sei ein Geschenk, da müsse er nichts mehr machen.

Student und Kabarettist: ein Drahtseilakt

Dass die kleinen Momente im Alltag oft bühnentauglich sind, merkte er bereits früh. Auch bei seinen Auftritten bei Nightwash und TV Total — schon damals im Anzug. Aber warum eigentlich immer so schick? Kai Magnus Sting: „Der erste Auftritt war am 13. Januar 1995 im Keller der KJG St. Ludger. Ich kam in Jeans, Rollkragen und Sakko. Und danach immer Anzug, Oberhemd, Krawatte. Zum einen sage ich mir, ich gebe optisch nicht viel her, da kann ich mir wenigstens was Nettes anziehen. Und zum anderen fühle ich mich auf der Bühne in leichten Anzugstoffen sehr wohl; da kann ich mich bewegen, bin leicht und behände. Ich mag das einfach sehr.“

Der Auftakt: Kai Magnus Sting bei seinem ersten Auftritt als Kabarettist im Keller der KJG St. Ludger in Duisburg am 13. Januar 1995.
Der Auftakt: Kai Magnus Sting bei seinem ersten Auftritt als Kabarettist im Keller der KJG St. Ludger in Duisburg am 13. Januar 1995. © Privat | Privat

Während seines Studiums in Bochum jettete Kai Magnus Sting zwischen Bühne und Hörsaal hin und her. „Da musste der ein oder andere Kommilitone freitags auch schon mal meinen Namen in die Anwesenheitsliste eintragen, wenn ich schon auf dem Weg zu einem Auftritt war“, erinnert sich der 46-Jährige. Und weiter: „Ich hab nach Tourplan studiert und den Trolley am Bahnhof in ein Schließfach eingeschlossen und bin dann von da aus weiter zu den Auftritten.“

Die Geschichte vom Butterkuchen lässt selbst Norbert Lammert lachen

Und seine Berühmtheit wuchs. „In der Cafeteria sprach mich mal die Kassiererin an und sagte: „Ich hab dich gestern bei Nightwash gesehen und der hinter mir meinte: Ich auch, echt ein super Auftritt.“ Das habe ihn immer bestärkt.
Worauf er aber immer wieder auch erstaunt zurückblickt: Es gab auch Auftritte vor Prominenz: Bei einer Gala für die größten Unternehmer Deutschlands stand er in der Hauptstadt-Herberge Adlon auf der Bühne. Im Publikum auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im Konzerthaus Dortmund zählte der damalige Bundestagspräsident Norbert Lammert zu seinen Gästen. „Er guckt mich eine Viertelstunde nüchtern an. Und ich denke: Oh, der hat schon eine Menge gesehen.“

Aber am Ende habe er dann doch bei der „Butterkuchen“-Nummer gelacht. Etwas angespannter war er dann, als einmal Hape Kerkeling, Bastian Pastewka und Dieter Hildebrandt vor ihm saßen. „Die sind vom Fach. Da ist man dann automatisch nervöser.“ Umso schöner, wenn auch die dann am Ende einen guten Abend haben.

Manche Geschichten kommen aber auch gar nicht an. „Das merke ich dann leider erst auf der Bühne.“ Er schreibt seine Texte selbst, streicht auch immer wieder etwas - zu Hause üben oder die Geschichten an seiner Familie testen, das mag er aber nicht. „Es ist sowieso schon so viel Ich-Zeit, die sich um mich dreht. Zu Hause soll aber das ‚Wir‘ im Vordergrund stehen.“ Und so kommt es auch mal vor, dass manche Pointe verpufft. „So war es beim Nudelsalat. Ich habe es mehrfach versucht. Am Ende habe ich aber gemerkt, dass die Erzählung zu lang war“, sagt er. Aber wie er gerne Rudi Carrell zitiert: „Du kannst nur etwas aus dem Ärmel schütteln, wenn auch was drin ist.“ Und dazu sagt er: „Nach 30 Jahren ist genug im Ärmel.“

In 30 Jahren geht auch mal was in die Hose: Stings schlimmste Bühnenmomente

Kai Magnus Sting steht, wie gesagt, seit 30 Jahren auf der Bühne. Da ist dem Kabarettisten auch schon so die eine oder andere Panne passiert. Aber: „Mich schockt nach 30 Jahren nichts mehr. Jede Peinlichkeit ist mir schon passiert.“ Einmal musste er in Heidelberg nach der Pause plötzlich auf die Toilette. „Ich hatte gerade so zehn Minuten gespielt, und merkte, da tut sich was“, erzählt er lachend. Erst habe er versucht, es wegzuatmen, aber irgendwann ging es nicht mehr. „Ich wusste, das ist nicht mal kurz austreten, das wird eine Sitzung. Und dann habe ich einfach eine zweite Pause eingelegt.“ Dafür musste er durch den ganzen Saal an allen Zuschauern vorbei …

Bekannt aus Funk und Versehen: Kai Magnus Sting 2003 bei Stefan Raabs „TV Total“.
Bekannt aus Funk und Versehen: Kai Magnus Sting 2003 bei Stefan Raabs „TV Total“. © Screenshot | Screenshot

Die zweite Anekdote, die ihm direkt einfällt: „In Hamburg kam ich einmal nach der Pause auf die Bühne und merkte, dass ich Klopapier unter dem Schuh habe.“ Was macht man da? „Man überlegt, ob es jemand anderes bemerkt hat und wie man das jetzt abbekommt. Die Irritation von dir merken die Menschen sofort.“

Und dann fällt ihm noch der Klassiker unter den Lachnummern ein: Hose gerissen. „Beim Stück „Pommes“, das wir jedes Jahr in Oberhausen im Ebertbad spielen, ist mir mal das wirklich passiert“, erzählt Kai Magnus Sting. „Da trage ich eine hautenge Jeans, also für mich ist die hauteng.“ Der ganze Körper sei beim Spielen in Bewegung, und „irgendwann merke ich, als ich in die Hocke gehe … Ratsch“, sagt er schmunzelnd. „Dann bist du in der Hocke und denkst: wo ist jetzt der Riss.“ Dann stehe man langsam auf und taste sich vorsichtig ab. „Meistens passiert es ja hinten. Und so war es auch“, erinnert sich Sting, der sich dann rückwärts von der Bühne bewegen musste.

Zurück zu den Anfängen: Wie der kleine Kai Magnus Kabarettist wurde

Das Erweckungserlebnis des kleinen Kai Magnus: „Sonntagsausflug im Auto mit der Familie - da erzählt jemand im Radio etwas und alle lachten. Das ist Hüsch. Was macht der? Das ist Kabarett. Zu Hause habe ich dann den Rest aufgenommen mit dem Kassettenrekorder und da war es um mich geschehen. Wir alle wachsen mit Humor auf.“

So hat er von klein auf Hörspiele und Bücher geliebt, beides macht er heute selber. Den Preis „Tegtmeiers Erben“ bekam er 2003 allerdings für seine Komik. Dabei wollte Sting, der seinen Zivildienst in der Patientenseelsorge im Bethesda Krankenhaus absolviert hat, früher immer TV-Kommissar werden. Der Kreis schloss sich dann in seiner Magisterarbeit an der Ruhr-Uni Bochum, Thema: Entstehung der Kriminalerzählung in der Spätaufklärung. „Ein bisschen Krimi ist immer mit Kai!“

>> Kai Magnus Stings Bühnengeburtstag in Duisburg: Nur noch wenige Karten

  • Kai Magnus Sting feiert seinen runden Bühnengeburtstag am Samstag, 1. März, im Theater am Marientor.
  • Noch gibt es Karten, wenn auch nicht mehr viele.
  • Die Tickets gibt es ab 46,90 Euro unter tam.theater zu kaufen.