Essen. Hanns Dieter Hüsch, der Poet unter den Kleinkünstlern, wäre am Dienstag 90 Jahre alt geworden – und wird gefeiert.

Seit Hanns Dieter Hüsch am Nikolaustag des Jahres 2005 seinen Wirkungskreis in himmlische Sphären verlegte, muss man ihn an der Seite seines lieben Herrgotts vermuten, mit dem er ja auf Du und Du war. Seine Stelle auf Erden aber, die des Poeten unter den Kabarettisten, des philosophischen Clowns unter den Gesellschaftskritikern blieb seither unbesetzt. Auch der Nachwuchs-Wettbewerb „Das schwarze Schaf“, der alljährlich in Duisburg über die Runden geht, brachte keinen Kabarettisten hervor, der Hüsch das Wasser hätte reichen können. Nur im Abschieds-Programm des so ganz anders gestimmten Georg Schramm gab es jüngst noch einmal Passagen, die wie eine kaum verhohlene Hommage an den größten aller Kleinkünstler daherkamen – auf Augenhöhe.

Selten aber gab es mehr Verbeugungen vor Hüsch, der morgen seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, als in diesen Tagen. Sein alter Weggefährte Jürgen Kessler, der Leiter des Deutschen Kabarett-Archivs in Mainz, hat „ein Bühnenstück für Hanns Dieter Hüsch“ unter dem Titel „Und bewegt dich doch!“ geschrieben. Und nicht nur der Titel ist eine Anspielung auf Hüschs bestes Bühnenprogramm, mit dem er ab 1984 vier Jahre lang durch die Landes zog – es schreibt dieses Programm in die Gegenwart fort.

Hüsch-Abend in Moers längst ausverkauft

Das Stück wird von Hüschs ebenso langjährigem Weggefährten Holk Freytag, ehedem Gründer und Emporbringer des Moerser Schlosstheaters, im Logensaal der Hamburger Kammerspiele inszeniert. Freytag übernimmt zugleich auch die Hauptrolle des Stücks, er spielt den Hüsch, der sich mit seinem Agenten (Jürgen Kessler, der auch zu Hüschs Lebzeiten sein Agent war) auseinandersetzt und zusammenrauft. Die Premiere wird morgen Abend gefeiert.

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Zum gleichen Zeitpunkt steigt in der Moerser Festivalhalle ein (längst ausverkaufter) Abend unter dem Motto „Hanns Dieter Hüsch – unsterblich“. Da geben dann Jürgen Becker, Matthias Brodowy, Wendelin Haverkamp, Lars Reichow, Arnulf Rating und Wilfried Schmickler Texte von und an Hüsch zum Besten (live auf WDR 5 ab 20.05 Uhr, Wiederholung am 14. Mai, ebenfalls ab 20.05 Uhr). Vor dem Moerser Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum wird schon am Nachmittag eine neue Bronze-Statue des Mannes enthüllt, der den Niederrhein der ganzen Republik ins Bewusstsein gerückt, ja ihn eigentlich erst erfunden hat – nichts wissend, aber alles erklären könnend.

„Wir alle irren!“

Der Deutschlandfunk sendet morgen Abend ab 21.05 Uhr das Porträt-Feature „Wir alle irren!“ über „das undogmatische Kabarett des Hanns Dieter Hüsch“.

Ebenfalls in Moers, ebenfalls – wegen der großen Kartennachfrage – in der Festivalhalle werden Holk Freytag und Jürgen Kessler am 10. Mai mit einer szenischen Lesung ihres Hüsch-Stücks gastieren (Karten: 02841/8834110).