Duisburg. Nach 37 Jahren gibt ein Apotheker in Duisburg auf und schließt. Für ihn wird es trotzdem weitergehen – aber nicht in seinem Stadtteil.
Eine weitere Apotheke in Duisburg schließt. „Es lohnt sich einfach nicht mehr“, sagt Inhaber Hans Wilhelm Kleinholdermann. Er hat die Apotheke am Golfplatz an der Weißdornstraße in Großenbaum 37 Jahre geführt. Kurz vor Weihnachten öffnet sein Betrieb am Freitag, 20. Dezember, ein letztes Mal. Die wirtschaftlichen Sorgen um seine Apotheke haben ihn „Ärger und schlaflose Nächte gekostet“. Die sind nun vorbei.
Die Gründe für die Schließung sind vielzählig. „Ich habe auf die Zahlen des letzten Jahres geschaut.“ Danach entschied er sich spontan, aber nicht leichtfertig, die Reißleine zu ziehen. „Man verbrennt das Geld.“ Die Situation sei schon lange schwierig gewesen: Lieferengpässe von Medikamenten und Honorare, die seit Jahren nicht angepasst wurden. Mit der Einführung der Gesundheitskarte bestellten die Kundinnen und Kunden ihre Rezepte dann zunehmend von zu Hause. Sie blieben weg. Doch am Ende führte eine Baustelle zum Aus.
Schließung der Apotheke knüpft an Abwärtstrend an
Wegen Undichtigkeit musste die gesamte Oberfläche vor der Apotheke saniert werden. Das sieht nicht nur ausladend aus, sondern erschwert seit sieben Monaten den Weg für die Kunden in das Geschäft. Vor allem für die älteren unter ihnen sei die Baustelle ein Problem gewesen: Bodenschutzmatten waren Stolperfallen, besonders für jene mit Rollatoren. Der Eingang zur Apotheke war nur über eine Behelfsbrücke möglich. Wegen der Witterung ruhten die Bauarbeiten für drei Monate. Dann wurde die Verlängerung bekannt: Die Baustelle soll sich bis ins nächste Jahr schleppen.
Nach schlaflosen Nächten: Was der Apotheker plant
Auf die Schließung seiner Apotheke blickt Kleinholdermann mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Kundschaft sei ihm über die Jahrzehnte ans Herz gewachsen. „Die würde ich am liebsten mitnehmen.“ Ihn wird es Richtung Köln nach Bergheim verschlagen, um seiner Tochter in ihren zwei Apotheken auszuhelfen. „Ich habe dann sechs Wochen bezahlten Urlaub im Jahr. Eine Utopie, die ich bisher nicht hatte.“ Das sei ein Bonbon, das er gerne annehme. Die Pendelei nehme er dafür in Kauf. „Ich falle weich und werde weiter arbeiten.“ Trotzdem hätte er gerne in Duisburg weitergemacht.
+++ Folgen Sie der WAZ Duisburg auch auf Instagram +++
Seine Mitarbeitenden haben zwar noch keine neue Stelle gefunden, treffen aber auf viele Angebote. „Die Nachfrage nach Personal ist groß.“ Denn die Branche leide unter Fachkräftemangel. Für ihn hat das die Entscheidung erleichtert. Er lässt es nun ruhig angehen. Eine Nachfolge für seine Apotheke wird es zwar nicht geben, Kunden und Kundinnen in der Region sind aber weiterhin gut bedient: Die Hafen-Apotheke ist quasi gegenüber, die Apotheke Feldmann und die Hubertus Apotheke liegen wenige Meter weiter entlang der Großenbaumer Allee.
Die Schließung der Apotheke am Golfplatz knüpft an einen Abwärtstrend des Apothekennetzes an. Laut Apothekenkammer Nordrhein hat Duisburg 2024 schon vier Apotheken verloren, darunter die Adler-Apotheke in Untermeiderich und die Revier Apotheke an der Heuserstraße in der City. Mit der Apotheke an der Weißdornstraße sind es nun fünf. Neueröffnungen gab es keine. Zum Ende des Jahres zählt unsere Stadt 83 Apotheken. Zum Vergleich: Ende 2013 waren es noch 104. Schon jetzt müssen ganze Stadtteile ohne Apotheke auskommen. Dazu gehören Untermeiderich, Bissingheim, Mündelheim und Serm.
Um auf die Situation aufmerksam zu machen, protestierten Apothekerinnen und Apotheker sowohl im November 2023 als auch im Juni 2024. „Massive Lieferengpässe, überbordende Bürokratie, immer höhere Anforderungen der Krankenkassen und ein weiter eskalierender Fachkräftemangel machen die Patientenversorgung von Tag zu Tag schwieriger“, hatte Christoph Herrmann, Sprecher der Apotheken in Duisburg, damals die Hintergründe der Proteste erläutert.
„ Immer weniger Apotheken müssen immer mehr tun, um zu überleben.“
Nun ergänzt er: „Das ist die Realität von Herrn Lauterbach und den vorherigen Gesundheitsministern: keine Honorarerhöhungen.“ Apotheken stehen an er Grenze der Rentabilität. „Die Stimmung ist schlecht, wir fühlen uns von der Politik alleingelassen.“ Die Konsequenz: „Immer weniger Apotheken müssen immer mehr tun, um zu überleben.“