Duisburg-Dellviertel. Lange fand sich niemand, der sie übernehmen wollte. Nun hat die Duisburger Bahnhof-Apotheke einen neuen Chef. So geht es vor Ort weiter.
Heinz Hillen ist glücklich. Endlich hat der 68-Jährige einen Nachfolger für seine Bahnhof-Apotheke an der Friedrich-Wilhelm-Straße in der Duisburger Innenstadt gefunden. Drei Jahre lang hatte er gesucht, die eigenen Mitarbeiter gefragt und unter Kollegen, das Geschäft zudem auf einer Börse bei der Deutschen Apotheker- und Ärzte-Bank angeboten. Doch zunächst meldete sich niemand mit den richtigen Ambitionen.
Übergabe der Bahnhof-Apotheke: Drei Jahre lang nach Nachfolger gesucht
Eine Bewerberin sei ihm besonders in Erinnerung geblieben, erzählt Hillen. „Von der Generation Z“ sei sie gewesen und nach fünf Minuten schon wieder gegangen. „Die ersten Fragen waren, wie viele Stunden ich arbeite und wie viel Urlaub ich habe.“ Als er wahrheitsgemäß geantwortet habe, wie viel Arbeit eine Apotheke mache, sei die Frau aufgestanden, das Gespräch beendet gewesen.
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Hillen lacht – und heute hat er ja auch gut lachen. Denn inzwischen gibt es jemanden, der weder Überstunden noch andere Risiken scheut: Mohannad Marraoui.
Bahnhof-Apotheke übernimmt weiterhin auch palliative Versorgung
Auch der ist glücklich. Seit Anfang des Monats hat sich der 38-Jährige an der Friedrich-Wilhelm-Straße einarbeiten lassen, um (Seite an Seite mit seinem Vorgänger) alles zu lernen, was in Duisburg wichtig ist. So zum Beispiel die palliative Versorgung, die die Bahnhof-Apotheke seit einigen Jahren übernimmt und die „beruflich und pharmazeutisch fordert“, wie Hillen sagt. Auch für Marraoui war es neben anderen Kriterien diese besondere Dienstleistung, die ihn an der Bahnhof-Apotheke direkt faszinierte.
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Gebürtiger Syrer kam vor neun Jahren nach Deutschland
Der gebürtige Syrer, der vor neun Jahren nach Deutschland kam und damals kein Wort Deutsch verstand, hatte extra eine Agentur eingeschaltet, um eine Apotheke zur Übernahme zu finden. Denn der Familienvater, der heute im Duisburger Norden lebt und fließend Deutsch spricht, hatte einen Traum: Nachdem er aus Syrien fliehen und dort seine erste eigene Apotheke und damit seine gesamte Existenz zurücklassen musste, wollte er in seiner neuen Heimat unbedingt wieder Apotheken-Chef werden.
Und so freuen sich am Ende gleich zwei Menschen: Der eine, weil er nach fast 42 Jahren in den Ruhestand gehen darf und endlich mehr Zeit hat für die kleine Enkelin, den Tennisplatz und das Gitarrenspiel. Der andere, weil für ihn nach Leid und Flucht wieder ein neues Leben beginnt. Für die Menschen vor Ort soll sich indes nicht viel ändern: Marraoui übernimmt alle Mitarbeiter, die Stammkunden wurden bereits in einem Schreiben über den Inhaberwechsel informiert.
Ehemaliger Apotheken-Chef nimmt schöne Erinnerungen mit in den Ruhestand
- Im Juli wären es 42 Jahre gewesen: Mehr als sein halbes Leben lang war Heinz Hillen Chef der Bahnhof-Apotheke.
- „Ich kenne ganze Familien, früher kamen die Großeltern, dann die Eltern, heute die Kinder und Kindeskinder“, erzählt der 68-Jährige.
- Das Besondere an seiner Apotheke sei immer die Innenstadt-Lage gewesen – und die vielen Arztpraxen rundherum, die das Apotheken-Team auf Trab gehalten hätten.
- In all seinen Berufsjahren beschäftigte Hillen nur einmal einen männlichen Apotheker. Die meisten Mitarbeiter im Bereich der Pharmazie – pharmazeutisch-kaufmännische oder pharmazeutisch-technische Assistenzen (PKA und PTA) – seien weiblich. Hillen ist deswegen stolz darauf, stets auch Teilzeitmodelle angeboten zu haben.