Duisburg. Von Katzenstreu bis Leckerlis: Die Wünsche der Tiere im Tierheim sind bescheiden. Wo Sie die Weihnachtsbäume mit Wunschzetteln in Duisburg finden.

Getreidefreies Trockenfutter für Captain, einen Wintermantel für Wasabi und eine Kuscheldecke für Chopper: An Tannenbäumen im Tierheim Duisburg, in den sechs Fressnapfmärkten und in der Eissporthalle baumeln die Wünsche der rund 400 Tiere des Duisburger Tierheims von Hunden und Katzen über Vögel bis Hamster. Die Wünsche sind bescheiden, das Prinzip einfach: Wunsch mitnehmen und Geschenk zurückbringen.

„Mit dem Wunschbaum decken wir das ab, was die Tiere wirklich brauchen“, sagt der Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch. Alleine könne das Tierheim den Bedarf nicht stemmen. Und daher betont der Chef: „Wir sind glücklich über jede Unterstützung.“

Kangalrüde Chopper wünscht sich eine Kuscheldecke

Besonderen Bedarf gebe es bei Spezialfutter. Der Grund: Unverträglichkeiten. „Immer weniger Tiere vertragen das herkömmliche Futter.“ Doch die allergiefreundlichen Varianten seien teuer. Ein günstiger zehn Kilosack liege bei 40 Euro. Das spezielle Futter sei wiederum mindestens doppelt so teuer. Weitere Zettel sind beschriftet mit Kuschelkörbchen, Katzenstreu, Kratzbäumen, Hundeleinen, Naturholz-Sitzstangen für Vögel, Spielzeug oder Leckerlis. „Die Wünsche sind kunterbunt“, fasst der Leiter zusammen.

Hinter jedem Wunsch steckt eine Geschichte, wie die von Chopper, einem dreijährigen Kangalrüden. „Er kam als Fundhund zu uns“, erinnert sich Kaczmarsch. Ursprünglich stamme der Hirtenhund aus der Türkei, wo ihm die Ohren abgeschnitten worden seien. Er sei weder ausreichend versorgt noch erzogen worden. Um das nachzuholen, sei intensives Training nötig gewesen.

Obwohl Chopper mit anderen Hunden nicht klarkomme, beschreibt der Tierheimleiter ihn als „netten Kerl“. Wie für Herdenschutzhunde typisch brauche er vor allem Beschäftigung. „In einem Zwinger hat er eigentlich nichts zu suchen.“ Dennoch sei er bereits seit zwei Jahren in dem Tierheim. „Zuallererst wünscht er sich natürlich ein neues Zuhause.“

Wunschbaum Tierheim Duisburg
Chopper ist eins von 400 Tieren des Tierheims in Duisburg. Er wünscht sich nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch eine Kuscheldecke. So soll ihm im Zwinger wärmer werden. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Damit er es in seinem aktuellen Zuhause „netter hat, wünscht er sich Decken zum Wärmen und Kuscheln.“ Denn sein Zwinger sei nicht beheizbar. Bislang wärme ihn nur eine Rotlichtlampe.

Duisburger Tierheim: Kaninchen Lory überlegt Tumor-Operation

Auch für Neuzugänge und Kleintiere sammelt das Tierheim Geschenke. Dazu gehört Kaninchendame Lory. „Ihr Gesundheitszustand war wegen mangelhafter Haltung so schlecht, dass sie sichergestellt werden musste.“ Seit rund zwei Monaten lebe das fünfjährige Kaninchen bei Kaczmarsch und seinem Team. Erst kürzlich habe sie eine schwere Operation überlebt. Ein handtellergroßer Tumor am Bauch ließ kaum Hoffnung. „So einen großen Tumor habe ich noch nie gesehen. Wir wussten nicht, wie weit er hineingewachsen ist.“ Den Gedanken, sie einzuschläfern, habe das Team schnell verworfen. „Wenn eine kleine Chance besteht, versuchen wir es. Als der Tumor dann aufgeplatzt ist, mussten wir schnell reagieren.“

Kaninchen Lory  Duisburg
Das Kaninchen Lory aus dem Tierheim Duisburg wünscht sich nach einer schweren Tumor-Operation ein größeres Häuschen für ihren Auslauf. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Mittlerweile ist das Kaninchen auf dem Weg der Besserung. „Die Operation ist gut verlaufen und sie hat Kohldampf ohne Ende.“ Worüber sich Lory nun freuen würde, weiß der Tierheimleiter ganz genau: „Sie sitzt in einem kleinen Auslauf und könnte ein größeres Haus gebrauchen.“

„Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke“

Auch wenn sich in diesen Tagen alles um Geschenke dreht, gibt Kaczmarsch eine wichtige Mahnung: „Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke.“ Er spricht aus Erfahrung. Jedes Jahr gebe es Anfragen, insbesondere von Familien, die Haustiere verschenken wollen. „Tiere kosten Geld und Zeit. Das muss jedem bewusst sein.“

Die Folge bekommt das Tierheim jährlich im Januar zu spüren. Oft lasse die anfängliche Begeisterung schnell nach und die Tiere werden ausgesetzt oder ins Tierheim gebracht. Besonders Kaninchen seien häufig betroffen. „Das ist eindeutig auf Weihnachten zurückzuführen“, weiß der Leiter.

Lutz Kaczmarsch ist Leiter des Duisburger Tierheims.

„Tiere zu halten, wird immer teurer. Gleichzeitig steigen die wirtschaftlichen Herausforderungen. Halter haben das Geld nicht mehr. Spätestens, wenn das Tier zum Arzt muss, kommen die Zweifel.“

Lutz Kaczmarsch
Leiter, Tierheim Duisburg

Dennoch: Während es früher im Sommer und zu Weihnachten Wellenbewegungen gegeben habe, bleibe die Zahl der Fundtiere und Sicherstellung nunmehr das ganze Jahr hoch. „Das ist erschreckend.“ Woran liegt das? Genau wisse der Leiter das nicht. Er vermutet: „Tiere zu halten, wird immer teurer. Gleichzeitig steigen die wirtschaftlichen Herausforderungen. Halter haben das Geld nicht mehr. Spätestens, wenn das Tier zum Arzt muss, kommen die Zweifel.“ Besonders betroffen seien Listenhunden.

Bescherung im Duisburger Tierheim mit Weihnachtsmarkt

Die hohe Belegung belastet das Tierheim auch finanziell. Die Geschenke-Aktion soll helfen. Am 15. Dezember findet von 11 bis 18 Uhr die Bescherung statt. „Das hat mittlerweile Tradition.“ In diesem Jahr gibt es erstmals auch einen Mini-Weihnachtsmarkt mit Fotowand, Punsch, Glühwein, Waffeln, Pommes und Trödel für Mensch und Tier. „Wir möchten eine gemütliche Atmosphäre schaffen, damit viele Menschen vorbeikommen und sich informieren.“ Auch Spenden seien willkommen. Lutz Kaczmarsch: „Nur mit Geldspritzen durch Spenden können wir medizinische Eingriffe wie den von Lory bezahlen.“

Wer sich abseits der Bescherung für das Tierheim Duisburg interessiert, kann sie vom 20. bis zum 22. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt treffen. Dort gibt es Artikel gegen Spenden sowie Infomaterialien.

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