Duisburg. In der Duisburger Feuerwehr brodelt es nach der Beurlaubung von Chef Tittmann. Die Stadt dementiert Gerüchte. Insider beschreibt „Spannungsfeld“.
Die Beurlaubung von Feuerwehrchef Oliver Tittmann ist weiterhin Thema Nummer 1 in Duisburg. In der vergangenen Woche fragten Politiker, warum nicht sofort eine Sondersitzung anberaumt wurde. In der Ratssitzung am Montag nutzten sie die Chance aber nicht, aus erster Hand informiert zu werden.
Stadtdirektor Martin Murrack hatte zuvor betont, dass er sich nur äußern würde, wenn er gefragt werde. Das ist nicht passiert. Und damit verschwand eins der heikelsten Themen von der Tagesordnung.
Beurlaubung des Feuerwehrchefs auch „menschlich“ herausfordernd
Martin Murrack ist seit 2021 auch Feuerwehrdezernent, nach dem Weggang von Dezernent Ralf Krumpholz übernahm er das Amt zusätzlich zu seinen Funktionen als Stadtdirektor, Kämmerer, erster Beigeordneter.
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Dass er als gebürtiger Sauerländer einen Sauerländer beurlauben musste, lässt ihn auch menschlich nicht kalt, wie er bereits am Morgen in seinem ersten offiziellen Statement zur Personalie durchklingen lässt.
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Tittmann galt lange als Spitzenkraft, ob zu Corona-Zeiten gemeinsam mit Gesundheitsamts-Leiter Ludger Hoeren oder später in der Ukraine-Krise. Regelmäßig saßen die Amtsleiter Seite an Seite mit der Stadtspitze in den verschiedenen Krisenstäben und bugsierten Duisburg durch weltumspannende Problemlagen. Diese Verbundenheit endet nun.
Trotz Gerüchten: Bis Montag erfolgten keine weiteren Beurlaubungen
Gerüchte, dass es weitere Demissionierungen in der Führungsetage der Feuerwehr gegeben habe, dementierte die Stadt.
Nichtsdestotrotz brodelt es auch innerhalb der Feuerwehr weiter. Für Außenstehende ist allerdings unklar, warum Kameradinnen und Kameraden die Betrugsvorwürfe so unterschiedlich bewerten. Ein Mitglied der Feuerwehrfamilie, das anonym bleiben will, hat dafür eine Erklärung: „Das liegt am grundsätzlichen Spannungsverhältnis zwischen der Berufs-Feuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr.“
Der Job des Feuerwehrmannes ist anders als bei „Feuer & Flamme“
Während die freiwilligen Einsatzkräfte überwiegend „extrem motiviert“ seien, mitunter aber nicht so viel Erfahrung haben, gebe es unter Hauptberuflichen nicht wenige, die desillusioniert seien. Das Bild, das Serien wie „Feuer und Flamme“ von dem Beruf zeichnen, spiegele nicht den Alltag wider. „Türen eintreten und Babys retten sind nur 0,1 Prozent unserer Arbeit“, erklärt der Feuerwehrmann.
Denn das Hauptbetätigungsfeld neben der Brandbekämpfung und technischen Hilfsleistungen ist der Rettungsdienst. 123 Kräfte sind täglich im 24-Stunden-Dienst, sie fahren in der Zeit bis zu 300 Einsätze. „Und bei vielen kotzt dir jemand besoffen in die Karre“, verdeutlicht es der Feuerwehrmann. Das hebe nicht gerade die Stimmung.
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Wenn es dann mal brennt, regele die Berufsfeuerwehr das gern selbst. Die Freiwillige Feuerwehr sei in unterstützender Funktion da, besetze die Wachen, während die hauptamtlichen Kollegen die Schläuche ausrollen. Bei größeren Einsätzen wie zuletzt bei dem Großbrand im Grillowerk sind aber alle Mann an Deck.
Mit Tittmann habe sich das schon geändert. Er wollte, dass auch die Kameraden der Freiwilligen Wehr Einsatzerfahrung sammeln können. „Er war dicht dran, hat sich von allen duzen lassen“, sagt der Feuerwehrmann. „Das war mit den Amtsleitern davor undenkbar, kam bei vielen daher super an.“
Die Infrastruktur habe sich in der Amtszeit von Tittmann ebenfalls sichtlich verbessert, viele Löschzüge bekamen oder bekommen bald neue Wachen oder Ausrüstungsgegenstände. Auch dafür zeige nicht jeder bei der Berufsfeuerwehr Verständnis. Neider gebe es auch unter Kameraden, sagt er.