Duisburg-Marxloh. Nach dem Großbrand bei den Grillo-Werken ist das Feuer seit Mittwochabend gelöscht. Jetzt ermittelt die Polizei: Es geht um die Brandursache.
Großbrand in Duisburg: Nach dem Feuer auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns Grillo in Duisburg-Marxloh teilt das Unternehmen am Mittwochabend mit: Der Brand ist gelöscht, die Feuerwehr hat ihren Einsatz offiziell beendet.
Glutnester bei Grillo? Feuerwehr kann notfalls sofort eingreifen
Wie das Unternehmen mitteilt, führt aktuell ein speziell geschultes Team des Unternehmens eine Brandwache vor Ort durch, um mögliche Glutnester zu beobachten. Auch Löschequipment sei vor Ort geblieben, so dass die Feuerwehr im Bedarfsfall sofort erneut eingreifen könnte.
Auf dem Grillo-Gelände hatte es seit Dienstagnachmittag gebrannt. Die Feuerwehr Duisburg war gegen 16 Uhr ausgerückt. Gegen 23 Uhr gab die Stadt Entwarnung: Das Feuer sei unter Kontrolle.
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Im Laufe der Nacht konnten nach und nach die Einsatzkräfte vor Ort reduziert werden, am Mittwochmorgen waren noch 30 Kräfte im Einsatz. Wegen der Löscharbeiten kam es zu Verkehrsbehinderungen auf dem Willy-Brandt-Ring in Duisburg-Hamborn. Das Abtei-Gymnasium wechselte am Mittwoch wegen der laufenden Löscharbeiten auf Distanzunterricht.
Am Mittwoch bei Tageslicht schaute die Feuerwehr in Ruhe nach Glutnestern und überprüfte die Statik der Halle. Wegen möglicher Einsturzgefahr wurden am Brandobjekt Absperrmaßnahmen durchgeführt. „Die Einsatzstelle wurde größtenteils zurückgebaut und die Einsatzkräfte rücken jetzt ein“, teilte die Stadt um 15.20 Uhr mit. Da waren zwei schwer zu erreichende Glutnester noch vorhanden. Die Feuerwehr Duisburg führte in den nächsten Stunden so lange Nachkontrollen durch, bis keine Auffälligkeiten mehr festgestellt wurden.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen, heißt es in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Duisburg wird, sobald das Gelände begehbar ist, ein Brandsachverständiger eingesetzt. Was den Brand ausgelöst hat, ist Gegenstand der noch andauernden Ermittlungen. Die Grillo-Werke arbeiten eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um den Vorfall lückenlos aufzuklären und entsprechende Maßnahmen abzuleiten, teilt das Unternehmen mit.
Große Rauchwolke über Duisburg: Anwohner sollten Fenster und Türen schließen
Als die Feuerwehrleute am Dienstagnachmittag eintrafen, war bereits eine große Rauchwolke zu sehen, die von einer brennenden Produktionshalle ausging. Der Qualm sei stark und ätzend gewesen. Die Feuerwehr sprach von einer „massiven Brandbekämpfung unter schwerem Atemschutz“.
Die Stadt Duisburg hatte um 17 Uhr über Katwarn eine Warnung veröffentlicht: „Wir können derzeit nicht ausschließen, dass es durch die Rauchwolke zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen kann“, heißt es in der Warnung. Sirenen und das Gefahrentelefon haben später ebenfalls gewarnt. „Sirenen auszulösen war die richtige Entscheidung. So waren wir vor der Lage und alle Leute vorgewarnt“, sagte Oliver Tittmann, Leiter der Feuerwehr Duisburg gegen 19.30 Uhr.
Die Bevölkerung sollte das betroffene Gebiet meiden. Fenster und Türen sollen geschlossen, Lüftungen und Klimaanlagen abgeschaltet bleiben. Diese Warnung wiederholte auch Grillo. Jedoch sei sie „nur eine Vorsichtsmaßnahme“, wie Grillo-Geschäftsführer Ulrich Grillo betonte.
Messungen waren unterhalb der Grenzwerte
Es habe umfangreiche Messungen gegeben, erklärte Oliver Tittmann am Dienstagabend. Die Messungen hätten nicht ergeben, dass der Rauch giftig sei. „Alle Messergebnisse sind weit unterhalb der kritischen Werte“, so Tittmann. Hierzu sei auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) mit einem Messfahrzeug angefordert worden. „Es gab zu keiner Zeit eine akute Gefahr für die Bevölkerung“, ergänzte er.
Fotos: Brand bei den Grillo-Werken in Duisburg
Grillo teilte außerdem mit, dass es in der 3000 Quadratmeter großen und mehrstöckigen Zinksulfat-Anlage zu dem Brand gekommen ist. Dort brannte das hölzerne Dach einer Produktionshalle, und das Ziel war es nun laut Dr. Thilo Horstmann, dem Geschäftsführer der Grillo Chemicals GmbH, Schaden von den Produktionsanlagen abzuwenden.
Über den Dachstuhl der Halle haben die Flammen aber wohl auf eine Recyclinganlage übergegriffen und diese in Mitleidenschaft gezogen. Dort wird aus gebrauchten Industriestoffen Schwefel als Wertstoff gewonnen. Als das Feuer auf dem Gelände bemerkt wurde, seien sofort alle betroffenen Anlagenteile heruntergefahren worden und Gas und Energie seien losgemacht worden.
Brand bei den Grillo-Werken: 270 Kräfte der Feuerwehr vor Ort
Die Duisburger Feuerwehr, die durch die konzerneigene Grillo-Wehr unterstützt wurde, hat eine Gasleitung gekühlt. Unterstützung gab es auch von der Feuerwehr Wesel, Oberhausen und Mülheim. Insgesamt waren laut Oliver Tittmann 270 Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Zusätzlich wurde über die Bezirksregierung ein zusätzlicher Wasserförderzug angefordert, der bei einem erhöhten Löschwasserbedarf notwendig wird.
Die Stadtwerke Duisburg wiesen am Abend daraufhin, dass es in Teilen der Stadt zu Störungen in der Trinkwasserversorgung kommen kann, weil die Feuerwehr große Mengen Löschwasser aus dem Netz entnehmen musste.
Um 19.30 Uhr meldete er erste Erfolge: „Das Feuer wird kleiner“, die Rauchwolke sei zudem nicht mehr so massiv. Trotzdem rechnete Tittmann damit, dass die Löscharbeiten noch zehn bis zwölf Stunden dauern werden. Um 20 Uhr informierte der Krisenstab, dass der Brand noch nicht unter Kontrolle ist. Gegen 23 Uhr gab die Stadt dann Entwarnung.
Brand bei Grillo-Werken: Feuerwehr meldet eine verletzte Person
In allen vom Brand betroffenen Anlagen werden in den nächsten Tagen keine Produktion stattfinden. Dies betrifft 80 Mitarbeiter der 450 Mitarbeiter am Stammsitz in Marxloh. „Die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die der Anwohner hat für uns oberste Priorität. Alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen wurden umgehend eingeleitet und die Situation wird weiterhin genau beobachtet“, sagte Standortleiter Dirk Ritterbach.
Der Schaden werde aktuell noch bewertet, und die genaue Ursache des Brandes sei derzeit Gegenstand intensiver Untersuchungen, heiß es vom Unternehmen. Aufgrund von Einsturzgefahr können die betroffenen Hallen nicht begangen werden, teilte die Feuerwehr am Morgen mit. Die Polizei ermittelt zur Brandursache.
Laut Feuerwehr gab es bei dem Brand eine leicht verletzte Person, die aufgrund von Atemwegsreizungen vor Ort im Rettungswagen behandelt worden sei. Die betroffene Person habe nach der Erstversorgung wieder entlassen werden können. Nach dem Einsatz klagten fünf Polizeibeamte zudem über Beschwerden und ließen sich in umliegenden Krankenhäusern behandeln.
Massives Polizeiaufgebot: A59 musste nicht gesperrt werden
Die Polizei war ebenfalls mit einem massiven Aufgebot im Einsatz. Sie sperrte die alte B8 im Duisburger Norden großräumig für den Verkehr und auch für Fußgänger ab. Die Rauchwolke war sehr groß, flog sehr niedrig und war unterwegs in Richtung Oberhausen und Dinslaken, auch in Bottrop war die Rauchwolke zu sehen. Die Stadtautobahn war stark eingeschränkt. Zwischenzeitlich gab es ebenfalls Verspätungen bei Bus und Bahn.
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Was ist die Chemikalie Zinksulfat?
- Zinksulfat ist ein eigentlich ungefährlicher Grundstoff, der in der Papierproduktion eingesetzt wird.
- Auch in der Lebensmittelindustrie und Pharmaindustrie kommt Zinksulfat zum Einsatz.
- Die Produktionskapazität der Grillo-Werke beträgt 30.000 Tonnen pro Jahr.