Duisburg. . Der 38-Jährige Großenbaumer übernimmt das Spitzenamt kommissarisch, will aber trotz der neuen Rolle bei Einsätzen weiter mit rausfahren.

Als erster Mann an der Sp(r)itze nehmen Organisation und Verwaltung nun den Großteil der Arbeitszeit ein, doch Oliver Tittmann stellt klar: „Ich werde auch weiterhin bei Einsätzen mit rausfahren, sonst hätte ich die neue Aufgabe gar nicht angenommen.“ Der 38-Jährige ist seit 1. Dezember kommissarischer Leiter der Berufsfeuerwehr, nachdem Vorgänger Uwe Zimmermann die neue, durchgreifende Feuewehrdezernentin Daniela Lesmeister um Versetzung gebeten hatte.

Tittmann ist nun für 650 Mitarbeiter bei der Berufsfeuerwehr verantwortlich, zudem ist er auch offiziell der Chef der 550 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr in dieser Stadt. Trotz der gestiegenen Verantwortung und größer gewordenen Repräsentationspflichten zieht es ihn bei kritischen Lagen also weiterhin hinaus: „Ich bin nun mal mit Leib und Seele Einatzleiter.“

Mit 17 zur Freiwilligen Feuerwehr

Tittmann stammt aus dem Sauerland. Genauer gesagt: aus Meschede. „Dort hat man genau drei Freizeit-Alternativen: Entweder man geht als junger Mann in den Schützenverein, in den Sportverein oder zur Freiwilligen Feuerwehr.“ Tittmann entschied sich einst für letztere Lösung. Und zwar im zarten Alter von 17 Jahren. Obwohl er familiär nicht „vorbelastet“ war (sein Vater arbeitete als Polizist), zeichnete sich sein Berufswunsch Feuerwehrmann zügig ab.

Doch erst absolvierte der Familienvater, der heute mit Frau und zwei Töchtern (6 und 9) in Großenbaum lebt, ein Studium zum Diplom-Sicherheitsingenieur. Es folgte der Wechsel nach Duisburg, wo er ein Referendariat über 27 Monate mit Ausbildungsstationen in der gesamten Republik absolvierte. 2008 rückte Tittmann in die Position des stellvertretenden Amtsleiters auf, nun steht er also an der Spitze der Behörde. Zunächst kommissarisch. Ist dieses neue Amt auch eine Bürde? „Nein, gar nicht. Ich habe hier ein Super-Team, bestehend aus genialen, gut ausgebildeten Mitarbeitern, von denen ich weiß, dass ich mich zu jeder Zeit zu hundert Prozent auf sie verlassen kann“, stimmt der neue Chef eine Lobeshymne an. Und diese starke Truppe lasse ihn das Mehr an Verantwortung auch nicht als Last empfinden, stellt Tittmann klar.

Die tolle Arbeit der Mitarbieter nach außen tragen

In seiner neuen Rolle sieht sich der Sport- und Fußball-Fan als erster Repräsentant der Feuerwehr, er möchte aber auch verstärkt als Kommunikator auftreten: „Ich möchte die tolle Arbeit der Mitarbeiter verstärkt nach außen tragen. Wir wollen zeigen, was sich hinter unserer Arbeit verbirgt.“

In Duisburg sind Tittmann und seine Familie längst heimisch geworden. „Ich mag die Stadt, ich fühle mich hier pudelwohl – und das erzähle ich auch jedem, gerade meiner Familie und Freunden im Sauerland“, sagt Tittmann und lacht. Die hätten nämlich mit großer Skepsis reagiert, als er sich vor zehn Jahren aus der Heimat in die Rhein-Ruhr-Metropole aufmachte. Inzwischen seien aber alle Zweifler schon mehrmals zu Besuch bei ihm gewesen. „Und alle waren erstaunt. Alle hätten sich Duisburg nicht so schön und vielfältig vorgestellt.“

Die denkwürdigsten Einsätze

In seiner Duisburger Zeit hat der neue Feuerwehr-Chef Oliver Tittmann schon einige spektakuläre, aber auch emotional und psychisch sehr belastende Einsätze miterlebt. Einer davon war etwa der Störfall bei den Grillo-Werken im Jahr 2008. „Damals mussten wir die Häuser in ganzen Straßenzügen um das Werk herum evakuieren“, erinnert er sich. „Wir waren damals mit etwa 700 Kräften draußen. Das war schon eine heftige Sache.“

Noch schlimmer war die Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010, bei der Tittmann als Einsatzleiter der Feuerwehr fungierte. „Wir haben als Feuerwehr an diesem Tag das Menschenmögliche und noch mehr geleistet – jeder Einzelne für sich und wir alle als Team.“ Noch heute bekommt er sofort eine Gänsehaut, wenn er an die Ereignisse vom 24. Juli 2010 zurückdenkt. Das Team habe damals bewiesen, was es auch in Extremsituationen zu leisten im Stande ist.