Duisburg. Zwiebel, Mangold, Möhren: Wirtschaftsbetriebe und Gebag machen Gärtnern an einem ungewöhnlichen Ort möglich. Wie smarte Technik zusätzlich hilft.

Dieser Garten ist an ungewöhnlicher Stelle entstanden. Am Rande des Alten Friedhofs in Duisburg-Neudorf hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag zusammen mit den Wirtschaftsbetrieben ein neues Urban-Gardening-Projekt gestartet.

Früher wurde der 1200 Quadratmeter große Bereich am Sternbuschweg als Baumschule genutzt. Nun stehen gegenüber von den Gräbern 30 neue Hochbeete. Mieter der Gebag und andere Neudorfer haben hier die Gelegenheit, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Kathrin Korn, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe, betont: „Die Umgestaltung von Grün- und Freiflächen in Duisburg hat in den letzten Jahren durch den Fokus auf eine klimagerechte Stadtentwicklung besondere Aufmerksamkeit erfahren. Dank installierter smarter Technik soll die Ernte garantiert gelingen.

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Hochbeet statt Kleingarten: Wo der Mangold wächst

Hobby-Gärtnerin Malika Becker ist schon ganz zufrieden. Als die Mieterin von der Gebag angeschrieben wurde, hat sie sich direkt für drei Hochbeete beworben. Vorher hatte sie schon kleinere Kästen zu Hause auf dem Balkon an der Kammerstraße installiert, um ihr eigenes Gemüse anzubauen.

Nun blüht die Zucchini, braucht aber noch ein bisschen. Auf die rote Bete freut sie sich am meisten. Heute erntet sie aber erst einmal die großen Blätter vom bunten Mangold. Der kommt später in ein Risotto. „Die Idee ist toll. Seit Corona ist es ja gar nicht so leicht, an einen Kleingarten zu kommen“, weiß Malika Becker.

Urban Gardening soll Duisburg grüner machen

30 Hochbeete werden für fünf Euro pro Monat vermietet.
30 Hochbeete werden für fünf Euro pro Monat vermietet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Für die 50-Jährige, die im Justiz-Dienst arbeitet, sind die Beete ein schöner Ausgleich zum Job. Wenn sie abends vorbeischaut und in der Erde buddelt, ist der Stress schnell vergessen. Ein weiterer Vorteil: „Ein Kleingarten ist wesentlich zeitaufwendiger. Hier reicht es, wenn ich mich alle zwei oder drei Tage kümmere.“ Und dank des ausgiebigen Regens musste sie bisher nicht so häufig gießen.

Gartengeräte und Gießkannen sind ebenfalls vor Ort vorhanden. In einer kleinen Holzhütte liegt zudem ein Handbuch, in dem erklärt wird, was Flach- und Tiefwurzler sind und welche Gemüsesorten in so einem Hochbeet in guter Nachbarschaft zusammenwachsen. „Ich habe mich ein bisschen belesen“, sagt Becker. Per Whatsapp-Gruppe wird der Austausch mit anderen Gärtnern organisiert. Auf einer Bank kann man sich außerdem für ein Päuschen zusammenfinden.

Sensoren informieren über Wind, Regen und Sonne

Sensoren messen die Sonnenstrahlung, Niederschlagsmenge oder Windstärke. Die Daten werden den Gärtnern per QR-Code zur Verfügung gestellt.
Sensoren messen die Sonnenstrahlung, Niederschlagsmenge oder Windstärke. Die Daten werden den Gärtnern per QR-Code zur Verfügung gestellt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Dem sehr analogen Hobby haben die Ideengeber von Wirtschaftsbetrieben, Duisburger Versorgungsbetrieben und Gebag übrigens einen smarten Anstrich verpasst. In einer Ecke steht ein Mast mit allerlei Sensoren. Eine Wetterstation misst Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und später einmal den Tau- und Frostpunkt.

Ein weiterer Sensor zeichnet die Windstärke und -richtung auf. Der Windsensor wird über eine Solar-Steuereinheit betrieben. Ein Regensensor erfasst die Niederschlagsmenge und ist in einer Regentonne installiert. Das bietet noch ein bisschen mehr Aufschluss als nur gen Himmel zu gucken und festzustellen: Es regnet. Sämtliche Daten werden den Gärtnern per QR-Code zur Verfügung gestellt. „Die Nutzung der von den Sensoren gesammelten Daten hilft dabei, natürliche Ressourcen zu schonen und effizient einzusetzen“, sind die Macher überzeugt.

Aktuell gibt es 30 Hochbeete. Bei größerer Nachfrage könnte die Fläche auch noch erweitert werden. Fünf Euro kostet die Miete pro Monat. Interessierte können sich noch per E-Mail melden: urban.gardening@wb-duisburg.de.

Wenn das Gärtnern auf dem Alten Friedhof gut ankommt, könnten Urban Gardening-Projekte auch auf anderen Flächen entstehen.
Wenn das Gärtnern auf dem Alten Friedhof gut ankommt, könnten Urban Gardening-Projekte auch auf anderen Flächen entstehen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Als das Urban Gardening Projekt ausgeschrieben wurde, gab es übrigens nicht nur positive Reaktionen. Einige Neudorfer fanden es geschmacklos, dass auf einem Friedhof Hochbeete stehen sollen. Die Organisatoren betonen allerdings, dass sich in diesem Bereich nie Gräber befanden, sondern eine Baumschule.

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Malika Becker will auf jeden Fall weiter machen. An den ungewöhnlichen Ort hat sie sich sogar ein bisschen gewöhnt. Sie lächelt augenzwinkernd: „Hier hat das Gemüse auf jeden Fall seine Ruhe.“