Duisburg. Häuser, Wohnungen, Supermarkt im Grünen: Die Pläne fürs Rahmerbuschfeld polarisieren. Das gibt Duisburgs Verwaltung zu – und kontert jetzt so.
Eine preiswerte Wohnung, ein bezahlbares Haus mit Garten: Wohnraum in Duisburg ist knapp. Neuen zu schaffen, stößt trotzdem regelmäßig auf Widerstand in der Bevölkerung. Ein Projekt, bei dem eine Bürgerinitiative sogar mit Klage droht, ist das Rahmerbuschfeld: 83 neue Häuser und Wohnungen sollen gebaut werden, außerdem ein Supermarkt – und das direkt neben einem als besonders wertvoll geltenden Naturschutzgebiet.
Duisburger Stadtplaner: Neubaugebiet Rahmerbuschfeld hat „nicht nur Vorteile“
Duisburgs Verwaltung nutzte am Dienstagabend in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd eine der letzten Möglichkeiten vor dem anstehenden Ratsentschluss, für das Bauvorhaben zu werben. Und das bemerkenswert ehrlich: „Wir kommen mit einer Planung um die Ecke, die polarisierend gewirkt hat“, sagt Manuel Gatzweiler vom Amt für Stadtentwicklung. Und signalisiert Verständnis: „Keiner von uns würde sagen, dass die Planung durchweg nur Vorteile hat.“
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Naturschutz oder Neubauten: Das ist der Kernkonflikt beim Rahmerbuschfeld, mit dem sich Gutachten und Gegengutachten befasst haben, weswegen sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet hat. Dass die Natur leidet, wenn im Grünen Neubauten und ein Supermarkt errichtet werden, gibt die Verwaltung zu: „Wenn etwas nicht positiv war, dann haben wir uns auch nicht gescheut, das in diesen Unterlagen zum Ausdruck zu bringen. Das ist die Aufgabe eines Planverfahrens.“
Duisburg muss neue Häuser und Wohnungen bauen – der RVR gibt es vor
Aufgabe der Verwaltung hingegen sei es, Wohnraum zu schaffen. „Duisburg hat einen definierten Bedarf an Wohneinheiten nachgewiesen bekommen“, führt Gatzweiler aus. Vorgegeben wird dieser Bedarf vom RVR im Regionalplan Ruhr. Entsprechen könne Duisburg ihm nur, indem auch Grünflächen umgewandelt werden in Neubaugebiete. „Wir können nicht alles via Flächenrecycling nachweisen, was uns vorgegeben wurde. Wir brauchen auch den Schritt in den heutigen Außenbereich.“
Wie im Fall des Rahmerbuschfelds. „Um dieses Puzzle-Stück im Stadtgebiet zu verstehen, muss man hochzoomen auf die Stadtentwicklung“, sagt Gatzweiler. „Wir haben eine Stadtentwicklungsstrategie, wir würfeln die Flächen nicht.“ Das Rahmerbuschfeld sei Bestandteil dieser Strategie. Denn: Bei allem Flächenrecycling, das die Stadt betreibt, reichten die dort entstehenden neuen Häuser und Wohnungen nicht aus. „Es ist kein Entweder-oder, sondern wir machen beides.“
Stadt Duisburg: Flächenrecycling statt Neubau im Grünen reicht nicht aus
Die Duisburger Dünen in der Innenstadt, im Bezirk Süd 6-Seen-Wedau und Buscher Straße listet Gatzweiler auf und rechnet für die gesamte Stadt vor: „Fast drei Viertel der Bedarfe werden im Flächenrecycling abgedeckt. Es ist eben nicht so, dass wir überall nur in die freie Landschaft gehen.“ In Rahm wird das geschehen, den Ratsbeschluss am 10. Juni vorausgesetzt.
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Patrick Huhn, im Amt für Stadtentwicklung der Leiter der Abteilung Stadtplanung, betont: „Wir gehen nicht leichtfertig in den Außenbereich.“ Die Wiederverwendung früher schon bebauter Flächen sei oft schwierig, Stichwort Schadstoffe. „Gerade Brachflächen sind aufgrund von Altlasten oft so teuer, dass sie wirtschaftlich nicht sanierungsfähig sind.“
Duisburger Stadtplaner: „Es gibt in der Stadtentwicklung keine einfachen Flächen mehr“
Im Übrigen weist Manuel Gatzweiler darauf hin: Auch bei der Entwicklung von Brachflächen zu Neubaugebieten, wie im Falle des ehemaligen Rangierbahnhofs zu 6-Seen-Wedau oder des alten Real-Geländes zur Wohnbaufläche Buscher Straße gebe es durchaus Kritik an den Ideen der Duisburger Verwaltung dazu, wie und wo neue Häuser und Wohnungen zu entwickeln seien.
Das Fazit von Gatzweilers Kollegen Patrick Huhn: „Es gibt in der Stadtentwicklung keine einfachen Flächen mehr.“