Duisburg. In Duisburg steigen die Preise für Wohnraum, die Mieten für Einzelhändler fallen. Wie die Baukrise den Markt für Büro- und Gewerbeflächen trifft.
Der Immobilienmarktbericht für das Jahr 2023 zeigt in fast allen Bereichen stabile bis gute Zahlen. Das dürfe jedoch nicht über die Risiken für die nähere Zukunft hinwegtäuschen, warnt Rasmus C. Beck, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung DBI, am Donnerstag bei der Präsentation der Zahlen. „Die echte Nagelprobe ist in den kommenden zwei Jahren zu erwarten.“
Mehr Anreize für die Belebung der Neubau-Tätigkeit fordert auch Gebag-Chef Bernd Wortmeyer. Ein Zeichen setzen werde die Gebag selbst bei den „Duisburger Dünen“: „Wir werden dort das erste Gebäude errichten.“ Wortymeyer hält sich zu dieser Neuigkeit noch bedeckt. Nur so viel: Die städtische Gesellschaft plane ein Gebäude mit Wohn- und Büroraum.
Wohnimmobilien in Duisburg: Ohne Neubau wird bezahlbarer Wohnraum knapp
Baukrise und Inflation haben auch in Duisburg das Wohnen verteuert. Wer im Neubau wohnt, zahlt bis zu 13,70 Euro pro Quadratmeter (+ 3,8 %), im Durchschnitt 11 Euro (+ 4,8 %). Dennoch bestehe „in zentralen und südlichen Stadtlagen eine sehr gute Nachfrage nach hochwertigen Immobilien“, heißt es im Bericht.
Noch unterhalb der Durchschnitts-Bestandsmiete von 7 Euro bewegt sich die Gebag mit 5,71 €/m2. Neubauprojekte seien auf diesem Niveau kaum zu realisieren, sagt Wortmeyer. „Die Baupreise werden absehbar hoch bleiben.“ Dennoch müsse Duisburg alles daran setzen, den Wohnungsbau wieder anzukurbeln: „Sonst droht Wohnungsnot im Bereich des bezahlbaren Wohnens.“
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Für die städtische Baugesellschaft bleibt außerdem der klimagerechte Umbau ihres Bestandes eine teure Herausforderung, weil sie über Mieterhöhungen kaum zu refinanzieren ist. Das größte Projekt in diesem Bereich, die Sanierung des City-Wohnparks in Hochfeld, hat die Gebag trotz Krise fortgesetzt, während viele andere Projekte gestoppt wurden.
Hochwertiger Wohnraum soll im Neubaugebiet 6-Seen-Wedau entstehen. Ob die Investoren ihre Pläne tatsächlich wie vereinbart umsetzen, muss sich im Laufe dieses Jahres zeigen. „Noch bewegen wir uns im Rahmen der Fristen“, sagt Bernd Wortmeyer, „an der Qualität wird es keine Abstriche geben.“
Büro-Immobilien: Zu wenig Top-Objekte in guter Lage
Zum Flächenumsatz, mit 71.000 m2 über dem Zehn-Jahres-Mittel (64.000 m2), trug vorerst letztmalig das Quartier 1 am Hauptbahnhof mit zwei Neubauten bei (BKK Novitas und HSPV). Weitere Neubauprojekte liegen entweder auf Eis oder sind – etwa auf den Duisburger Dünen am alten Güterbahnhof – erst in einigen Jahren verfügbar. Schon 2023 sank das Neubauvolumen mit 15.000 m2 unter den Zehnjahresdurchschnitt, die Leerstandsquote auf 3,3 %.
"Duisburger Dünen" statt alter Güterbahnhof
„Das Angebot wird knapper“, sagt Rasmus C. Beck. „Kleiner werden in Top-Immobilien“, laute die Devise für viele Unternehmen, gerade attraktive Objekte fehlen in Duisburg. Die Sanierung und Modernisierung des Bestandes gewinne deshalb an Bedeutung. „Die Nachhaltigkeit des Gebäudes ist wichtiger Teil der Visitenkarte.“ Der DBI-Chef kündigt eine Befragung der Firmen zu Umzugswünschen an.
Einzelhandel: Mieten im Sinkflug – neue Konzepte sind gefragt
Die Nachfrage nach innerstädtischen Einzelhandelsflächen ist stark rückläufig. Deutlich wird das an der Königsgalerie an der Kuhstraße, die weitgehend leersteht. „Die 1a-Lage wird kleiner“, sagt Beck, „was durch den Rost fällt, muss neu gedacht werden.“
Die Mieten geben nach, auch in Duisburgs Spitzenlagen sind sie von 55 auf bis zu 35 Euro/m2 gesunken. Über das City-Management versucht die DBI, neue Konzepte mit den Eigentümern zu entwickeln – doch die Verständigung bleibt schwierig.
Unternehmensimmobilien: Mieten steigen, das Angebot bleibt knapp
Gegen den Ruhrgebietstrend verzeichnet Duisburg für 2023 mit fast 13.000 m2 einen stabilen Flächenumsatz, der Bestand steigt auf rund 211.000 Quadratmeter. Flächenknappheit und hohe Baukosten führen ebenso zu einem Anstieg der Mieten wie die gestiegenen Ansprüche der Firmen an die Objekte.
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Für flexibel nutzbare, moderne Immobilien, etwa in Unternehmerparks, gibt es eine hohe Nachfrage. „Wir bemühen uns, mehr Angebot zu schaffen“, sagt Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher. Er schlägt einen Flächen-Fonds vor, um geeignete Areale aus Privatbesitz zu kaufen und zu entwickeln.
Logistikmarkt: Hohes Neubau-Volumen und stabile Nachfrage
Das mit 60.000 m2 höchste Fertigstellungsvolumen seit 2017 geht vor allem aufs Konto des Logistik-Riesen Maersk, der auf Logport VI (Walsum) eine 43.000 Quadratmeter große Halle baute. Die Nachfrage nach Flächen auf der Logistik-Drehscheibe Duisburg steige aber, so die Fachleute, auch in einem „schwierigen Marktumfeld“. Das spiegelt der Jahresumsatz von gut 58.000 Quadratmetern, er liegt auf dem Niveau des Zehn-Jahres-Mittels. Die Spitzenmiete stieg von 6,20 Euro auf bis zu 7,60 Euro/m2.
>> Hotels: Beherbergungsmarkt im Aufschwung nach Corona
- Der Hotelmarkt hat sich erholt und im vergangenen Jahr mit 598.000 Übernachtungen die Werte von 2019 (574.000) um 4,9 Prozent übertroffen.
- Bei 17 % liegt die Steigerungsrate bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr. Für 2024 erwarten die Fachleute eine Fortsetzung des Aufwärtstrends in Duisburg – gefragt sind nachhaltige Hotelkonzepte und sogenannt „Serviced Apartments“. Risiken bleiben der Fachkräftemangel sowie höhere Betriebs- und Personalkosten.
- Den ausführlichen Immobilienmarkt-Bericht der DBI gibt es auf duisburg-business.de.