Duisburg-Wedau. Zum 31. Dezember 2021 muss der Stadtverband der Sportfischer seine Geschäftsstelle verlassen. Jetzt erheben die Angler Vorwürfe gegen die Gebag.

Für den Stadtverband der Sportfischer wird das neue Jahr schlecht anfangen: Ab dem 1. Januar 2022 stehen die 3000 im Verband organisierten Angler ohne Geschäftsstelle da. Die muss für das Bauprojekt 6-Seen-Wedau weichen und ist schon lange gekündigt. Allerdings hat der Verband noch keine neue Heimat gefunden.

„Wir haben kein bezahlbares Angebot bekommen“, sagt der Vorsitzende Klaus Lattenstein und richtet sich mit seinem Vorwurf an die Stadt und deren Tochter Gebag. Bisher dürfen die Sportfischer ihre Geschäftsstelle kostenfrei nutzen, zahlen müssen sie nur die Pacht für die Wasserfläche in Höhe von 6000 Euro im Jahr.

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Fast doppelt so viel soll sie in Zukunft allein die Kaltmiete für die Räume der neuen Geschäftsstelle kosten, sagt Lattenstein: 120 Quadratmeter für 950 Euro kalt, das sei das Angebot der Gebag gewesen. Und das nicht an den Seen – aktuell sind die Sportfischer Am See 60 beheimatet – sondern „weit außerhalb in der Stadt“. Die Gebag spricht nur von „unterschiedlichen Wohnungen“, die man den Anglern angeboten habe, „über einen Mietpreis wurde noch nicht gesprochen“, sagt Sprecherin Lisa Melchior.

Fast 12.000 Euro würde also in Zukunft allein die Kaltmiete der neuen Geschäftsstelle kosten. „Das müssen wir erstmal erwirtschaften“, sagt Klaus Lattenstein. Seine Einnahmen bezieht der Stadtverband der Sportfischer aus dem Verkauf der Fischereierlaubnisscheine, „das ist unsere einzige Einnahmequelle.“

Wegen Corona kaufen die Angler sich in Duisburg keine Erlaubnisscheine

Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg teilen sich die Angler mit Stand-up-Paddlern und Schwimmern. Dabei kommt es zu Konflikten.
Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg teilen sich die Angler mit Stand-up-Paddlern und Schwimmern. Dabei kommt es zu Konflikten. © Lars Heidrich | Lars Heidrich

Für ein Jahr kostet der Schein 16 Euro; für fünf Jahre 48 Euro. 3000 Mitglieder hat der Verband nach eigenen Angaben, dazu kommen „noch mal so viele freie Angler“. Aber: „Die kaufen sich momentan keine Erlaubnisscheine.“ Die Gründe: Corona – und Konflikte mit Schwimmern und Stand-up-Paddlern. Die würden immer schlimmer, sagt Lattenstein: „Als Angler wird man am Ufer beleidigt.“

Die Sportfischer hätten der Gebag bereits bei ihrem Angebot vor über zwei Monaten geantwortet, dass die Miete zu hoch sei, seitdem aber keine Reaktion auf seine E-Mails bekommen. Dem widerspricht Gebag-Sprecherin Lisa Melchior: Es „haben diverse Gespräche mit den Sportfischern stattgefunden“, eines am Tag der Anfrage unserer Redaktion.

Gebag: Angler können alte Geschäftsstelle wegen 6-Seen-Wedau nicht länger behalten

Klaus Lattenstein hofft unterdessen darauf, dass die Sportangler über den 31. Dezember hinaus in der bisherigen Geschäftsstelle bleiben können, doch diese Hoffnung wirft weitere Probleme auf: „Wir müssen Heizöl bestellen, aber wir wissen nicht, wie viel.“ Ohnehin heißt es aber von Seiten der Gebag, das sei „aufgrund der geplanten Tätigkeiten auf der Fläche leider nicht möglich.“

Hinzu kommt: „Wir müssen am Gewässer bleiben.“ An den Anlegestellen befinden sich Kamera und Schließanlage; macht sich daran jemand unbefugt zu schaffen oder möchte jemand angeln gehen, „dann fahr ich los“, und das möglichst nicht von der Innenstadt aus.

Lattenstein hofft, dass die Probleme um die neue Geschäftsstelle die Zahl der Sportfischer in Duisburg nicht weiter senkt. Waren es vor anderthalb Jahren noch 4500, die im Verband organisiert waren, sind es heute nur noch 3000 – ein Rückgang um ein Drittel. Immerhin: Zum 1. Januar will sich ein weiterer Verein dem Stadtverband anschließen, mit 950 Mitgliedern. Stand jetzt haben die dann knapp 4000 organisierten Angler in Duisburg zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Geschäftsstelle mehr.

>> SPORTFISCHER: WEITERE SORGEN WEGEN 6-SEEN-WEDAU

  • Klaus Lattenstein, den Vorsitzenden des Verbands der Sportfischer in Duisburg, treiben rund um das Bauprojekt 6-Seen-Wedau noch weitere Sorgen um: Für die Promenade am Ufer des Masurensees „werden uns Anlegestellen weggenommen, aber kein Ersatz geschaffen“, kritisiert er. Die Gebag sagt dazu nur soviel: Man sei „bemüht, gemeinsam mit dem Verband die für beide Seiten bestmögliche Lösung zu finden.“
  • Die Wiese am Böllertsee, die die Stadt als Liegewiese mit Aussicht herrichten will, bereitet ihm ebenfalls Kummer: „Wir sind seit Jahren daran, dass die Grillwiese am Masurensee wegkommt.“ Er hegt die Befürchtung, dass die Griller mit ihren Problemen zur Wiese am Böllertsee umziehen könnten und dort die Probleme von vorne anfangen.