Duisburg-Wedau. Die Geschäftsstelle der Duisburger Sportfischer muss weichen. Angler fürchten auch um die Stromversorgung fürs Quarantäne-Becken.
Der Stadtverband der Sportfischer befürchtet Nachteile durch das Neubaugebiet 6-Seen-Wedau. Am See 60, wo sich die Geschäftsstelle des Verbands befindet, wird demnächst ein siebenstöckiges Wohnhaus gebaut. Das stellt die Sportfischer vor Probleme: Sie haben bald keine Geschäftsstelle und damit auch keine Strom- und Wasserversorgung mehr. Was Auswirkungen auf ihre Verpflichtung zur Fischhege habe, so der Vorsitzende Klaus Lattenstein. Und wenn auch noch die Parkplätze wegfallen, kämen gerade ältere Angler mit ihrer schweren Anglerausrüstung kaum noch zu ihren Booten, so seine Befürchtung.
Die Kündigung der Geschäftsstelle zum 31. Dezember 2021 hat der Verband schon bekommen. Ein Ersatz ist nicht in Sicht. Es geht nicht nur um das Gebäude, in dem die Angelegenheiten von 4500 Sportfischern verwaltet werden. „Über die Geschäftsstelle laufen alle unsere Versorgungsleitungen. Strom, Wasser und Telekommunikation“, sagt Lattenstein. Wenn es das Gebäude nicht mehr gebe, sei das Quarantänebecken vom Strom abgeschnitten. Und dann könnten die Sportfischer ihrer Verpflichtung zur Fischhege nicht mehr gerecht werden.
„Man muss sicher sein, dass die Fische gesund sind und keine Krankheiten in das neue Gewässer einschleppen“
Das Quarantänebecken ist wichtig, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. Ein Beispiel: Im heißen Sommer 2019 haben die Sportfischer 600 Karpfen aus dem Teich am Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen geholt. Die Fische wären dort, im zunehmend sauerstoffarmen Wasser, verendet. Bevor die Karpfen in die Sechs-Seen-Platte umgesetzt wurden, hat man sie eine Woche lang im Quarantänebecken beobachtet. „Man muss sicher sein, dass die Fische gesund sind und keine Krankheiten in das neue Gewässer einschleppen“, erklärt Lattenstein das übliche Prozedere. Das wird auch demnächst wieder angewandt, wenn die Angler die Fische aus dem langsam verlandenden Teich am Hotel Milser holen und umsetzen. Und gleiches gilt, wenn die Fische aus einem Regenrückhaltebecken in Rumeln-Kaldenhausen umgesiedelt werden. Schwäne hatten irgendwann Laich in das Auffangbecken, das jetzt saniert wird, eingeschleppt.
Auf Hilfe von Seiten der Stadt können die Sportfischer wohl nicht setzen. „Der Stadtverband der Sportfischer hat die Stadt Duisburg darum gebeten, einen neuen Standort zur Verfügung zu stellen. Für die Stadt Duisburg besteht jedoch kein Anlass, diesem Anliegen zu folgen, zumal der bisherige Vertrag zwischen den beiden Vertragsparteien bereits seit knapp 15 Jahren beendet ist und dieses vertragslose Verhältnis bis zum erforderlichen Abbruch des Gebäudes Ende 2021 weiterhin ohne Zahlung einer Pacht geduldet wird“, heißt es auf Nachfrage dieser Zeitung.
„Mit den Containern wären wir zufrieden gewesen“
Die kostenlose Nutzung bestätigt Klaus Lattenstein im Gespräch mit der Redaktion. Dennoch ist er enttäuscht von der Haltung der Stadtverwaltung. Im letzten Sommer habe die Stadt dem Verband als Ersatz für die Geschäftsstelle Container, die nun nicht mehr für Flüchtlinge benötigt werden, in Aussicht gestellt. „Damit wären wir zufrieden gewesen“, sagt Klaus Lattenstein. Allerdings habe man trotz mehrfachen Nachhakens nichts mehr von diesem Angebot gehört.
Die Sportfischer werden sich wohl selbst nach einem geeigneten Ersatz umschauen müssen. Der Verband benötigt rund 100 Quadratmeter Fläche. „Bei uns fällt jede Menge an“, sagt der Vorsitzende. Angelscheine, Lehrgänge, Prüfungen, die Arbeit der Gewässerwarte, Beratung von 4500 Anglern aus 46 Vereinen in Duisburg und Umgebung, plus noch mal 2500 freie Angler, die einen Rat brauchen.
Weiter Weg mit schwerer Anglerausrüstung
Hechte im Böllertsee
Der Sportfischerverband Duisburg bewirtschaftet die städtischen Gewässer. Fünf der sechs Seen der Seenplatte stehen Anglern zur Verfügung. Der Wambachsee ist für Monsterbarsche, sehr große Hechte und Karpfen von weit über 40 Pfund bekannt. Der Böllertsee ist ein ausgesprochenes Hecht- und Schleiengewässer. Im Masuren- und Wolfssee fühlen sich viele Fischarten zuhause.
Ein weiteres Problem sieht der Sportfischerverband durch den Wegfall der Parkplätze in Zusammenhang mit dem Neubaugebiet Sechs-Seen-Wedau. „Die nächste Parkmöglichkeit ist künftig beim ETuS Wedau. Das ist für ältere und behinderte Mitglieder mit schwerer Anglerausrüstung viel zu weit weg“, kritisiert Lattenstein. Diese Angler kämen so nicht mehr zu ihren Booten am Steg. Die Stadt hält die Sorge für unbegründet: „Die Möglichkeit der Zufahrt zum Gelände des Stadtverbandes wird weiterhin gegeben sein, da diese in der Planung der Promenade entsprechend berücksichtigt wurde.“