Duisburg. Duisburg-Hochfeld soll sich bis zur IGA 2027 zum Besseren entwickeln: Wie Geografie-Studenten vor Ort die Potenziale und Probleme erforschen.
Der Stadtteil Hochfeld und seine Entwicklung in den kommenden Jahren sind nun ein Fall für die Wissenschaft. Uta Hohn, Professorin für Internationale Stadt- und Metropolenentwicklung an der Ruhr-Universität Bochum, untersucht gemeinsam mit Studentinnen und Studenten beispielsweise die soziokulturelle Vielfalt in Hochfeld oder die sozial-ökologische Entwicklung des Stadtteils. Es werden zudem vorhandene Netzwerke zwischen den unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Gruppen nachgezeichnet sowie die Perspektive der Kinder dargestellt.
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Nach ersten Rundgängen durch Hochfeld führen die Nachwuchsforscher, die an einem Seminar zur angewandten Geografie teilnehmen, nun so genannte Experten-Interviews mit engagierten Hochfeldern durch. Am Ende soll jede Gruppe eigene Gutachten erstellen. An diesem Blickwinkel aus studentischer Perspektive ist auch der Initiativkreis Ruhr interessiert, der gemeinsam mit der Stadt Duisburg das Projekt Urbane Zukunft Ruhr ins Leben gerufen hat.
Geografie-Studenten forschen zur Entwicklung von Duisburg-Hochfeld
Das Wirtschaftsbündnis, dem neben führenden Unternehmen auch die Universitäten angehören, möchte zusammen mit der Stadt in den nächsten Jahren herausfinden, wie die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort in Hochfeld verbessert werden können. Programme in den Bereichen „Bildung & Soziales“, „Wohnen & Öffentlicher Raum“ Mobilität, sollen in dem Gastgeberstadtteil der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA) durchgeführt und im Erfolgsfall als Blaupause auf das gesamte Ruhrgebiet ausgerollt werden – weitere von der IGA selbst mit dem Zukunftsgarten Rheinpark und der Aufwertung des Grünen Rings ausgehen.
Das Projekt steht noch ganz am Anfang – der Initiativkreis tauscht sich regelmäßig mit der Stadt aus. „Hochfeld soll kein Schicki-Micki-Viertel werden. Wir glauben aber, dass Studierende den Stadtteil bereichern können. Wir wollen Hochfeld interessant für neue Bewohnerinnen und Bewohner machen“, sagte Rolf Buch, Moderator des Initiativkreises Ruhr und Chef des Wohnungskonzerns Vonovia, seinerzeit im Gespräch mit unserer Redaktion zur Motivation, sich hier zu engagieren.
„Migrationswellen aus Südosteuropa haben den Stadtteil sehr geprägt“
Uta Hohn kennt den Stadtteil noch aus den 1990er Jahren, hat damals allerdings aus der Perspektive der älteren Bevölkerung geforscht. „Seitdem hat sich viel verändert. Es gab zwar schon damals einen recht hohen Ausländeranteil und große sozio-ökonomische Herausforderungen, aber die Migrationswellen aus Südost-europa haben den Stadtteil seither sehr stark geprägt. Etwa jeder vierte Bewohner besitzt die bulgarische oder rumänische Staatsbürgerschaft. Hochfeld ist heute jung, multiethnisch und armutsgeprägt. Bildungs- und Chancengerechtigkeit sind die zentralen Herausforderungen“, vergleicht sie die Eindrücke.
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In regelmäßigen Abständen kam die Expertin, die auch vergleichbare Stadtteile wie die Dortmunder Nordstadt im Blick hat, nach Duisburg und hat die Entwicklung beobachtet. „Mit Blick auf die IGA bietet sich die Chance, grüne Pfade oder Trittsteine vom Grünen Ring in den Stadtteil hineinzuführen und Hochfeld in Gemeinschaftsaktionen lebenswerter zu machen.“
Die Eindrücke der Studenten: „Hier ist es grüner, als ich dachte“
Die Geografie-Studenten Leopold Kessebohm und Annika Drexhage setzen sich mit den Grünflächen in Hochfeld auseinander. Der erste Eindruck von Leopold Kessebohm: „Hier ist es grüner, als ich dachte.“ Er habe bewusst versucht, vorher sich nicht durch die Berichterstattung in seinem Bild über Hochfeld beeinflussen zu lassen. „Wichtig ist aber auch, sich die Qualität des Grüns anzuschauen“, betont Prof. Hohn.
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Bei der Veranstaltung „Respekt IV“ im Wasserturm hat sie Stefanie Weykam kennengelernt. Die hat im vergangenen Jahr mit ihren Nachbarn und Unterstützung des damaligen Stadtteilmanagers dafür gesorgt, dass vor den Häusern am Immendal große Pflanzenkübel aufgestellt wurden, damit die Gegend freundlicher wirkt.
„Es ist schon schwer, die Leute zu motivieren und zu erreichen“, weiß sie aus Erfahrung. Jüngst wurde erst eine Pflanze mit Farbe verunstaltet. „Wir haben eine Ausfallquote von etwa zehn Prozent. Damit haben wir aber auch gerechnet“, erklärt Stefanie Weykam. Sie weiß, dass viele Hochfelder nicht besonders euphorisch auf die Entwicklung im Rheinpark schauen – viele glauben schlicht nicht, dass sich auch in dem Stadtteil etwas verbessert. Ihre Eindrücke werden ebenfalls als Experten-Interview in die Feld-Forschung einfließen.
Studentische Gutachten könnten in die Arbeit des Initiativkreises einfließen
„Es gibt hier ganz unterschiedliche Ansprechpartner für die verschiedenen Themen“, weiß Prof. Hohn. So stehen zum Beispiel noch Gespräche mit Vertretern des Vereins „Solidarische Gesellschaft der Vielen“ auf dem Plan oder mit der Leiterin der Grundschule Hochfelder Markt. Im Sommer, wenn das Semester endet und die studentischen Gutachten vorliegen, sollen die Erkenntnisse in Hochfeld vorgestellt werden.
Klar ist jedoch auch: Die Forschung endet nicht mit diesem Semester. Prof. Hohn verspricht: „Wir werden mit anderen Studierenden wiederkommen. Und vielleicht entsteht ja auch die eine oder andere Abschlussarbeit zu den vielen Themen in Hochfeld.“