Duisburg. Das Restaurant „Baba Su“ in Duisburg ist den Grünen einen Schritt voraus. Es serviert montags ausschließlich vegane Kost und verzichtet damit nicht nur auf Fleisch, sondern komplett auf tierische Produkte. Kantinen sehen einen möglicherweise vorgeschrieben Veggie-Tag allerdings kritisch.
Einen Tag in der Woche soll in den Kantinen kein Fleisch serviert werden – das haben Bündnis 90/Die Grünen vorgeschlagen. Der so genannte „Veggie Day“, den es erstmal in öffentlichen Kantinen und Mensen geben soll, soll dafür sorgen, dass die Bürger ihren Fleischkonsum einschränken und damit das Klima schonen. Schließlich verbraucht die Fleischproduktion wichtige Ressourcen. Für diesen Vorschlag haben die Politiker von allen Seiten mächtig Prügel bezogen.
Im „Baba Su“ geht man sogar noch einen Schritt weiter. Einmal in der Woche gibt es dort einen „veganen Tag“. Jeden Montag werden dort Gerichte serviert, in denen überhaupt kein Tierprodukt vorkommt. Es wird also auch auf Milch, Ei oder zum Beispiel Honig verzichtet. Das Ergebnis ist nicht nur gesund, sondern schmeckt auch.
Keine verarbeiteten Produkte
„Ich habe mich eigentlich schon immer vegetarisch ernährt, danach bin ich langsam Veganer geworden“, erinnert sich Doga Sagsöz. Eigentlich hat er Design studiert, doch weil er einen Freund beim Kochen auf einem Festival unterstützt hat, brutzelt er nun auch im „Baba Su“. Auf der Karte stehen Vollkorn-Spaghetti mit Soja-Bolognese, Salat oder „Hirsotto“. „Die Nudeln sind das Einsteiger-Essen. Das nehmen viele, die noch nie vorher vegan gegessen haben. Experimentierfreudige wählen direkt das Hirsotto“, weiß Doga Sagsöz. Letzteres ist eine Art Risotto, nur das es nicht mit Reis, sondern Hirse zubereitet wird. „Die ist bekömmlicher als Weizen“, erklärt der 30-Jährige. Er hat sich mit den Nahrungsmitteln und Unverträglichkeiten auseinandergesetzt. Er selbst verzichtet denn auch konsequent auf Zucker und sämtliche verarbeiteten Produkte. Fleischersatz in Form von Tofu kommt nur selten auf den Teller. „95 Prozent aller Lebensmittel, die es im Supermarkt gibt, sind für mich uninteressant.“ Tofu sei eben auch ein industrialisiertes Produkt. Gesünder sei es, Gemüse zu essen.
Seine Rezepte hat er zum größten Teil selbst entwickelt. Manchmal lässt er sich von bekannten veganen Köchen, beispielsweise Attila Hildmann und Björn Moschinski inspirieren. Aber eins zu eins kocht er das Essen nie nach. Für sein „Hirsotto“ hat er rote Beete angedünstet, grüne Bohnen sowie Beluga-Linsen hinzugegeben und die Hirse vorbereitet. Wenn der Gast ordert, schwenkt er noch Zucchini, Tomaten und andere frische Gemüsesorten an. Dann wird das Gericht mit Gewürzen verfeinert und serviert. „Seit wir montags vegane Küche haben, kommen viele Leute gezielt zu uns, das wird immer beliebter“, erklärt Yasemin Akdogan vom „Baba Su“. Natürlich gebe es aber auch Tage, an denen Fleisch auf der Karte steht.
Pappsatt macht das „Hirsotto“ übrigens auch. „Aber das wäre ja auch schlimm, wenn man das Gefühl hätte, dass vegane Ernährung ein Loch im Bauch hinterlässt“.
Pommes und Currywurst in den Kantinen beliebt
In den Betriebsrestaurants bei Thyssen-Krupp werden täglich rund 1500 Essen ausgegeben. Vor einiger Zeit hat der Konzern sich entschieden, bei dem Programm „Job & Fit“ mitzumachen. In dessen Rahmen werden Gerichte angeboten, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert wurden. Da wird dann beispielsweise eine Reispfanne mit Gemüse aufgetischt. Rund 40 Prozent entscheiden sich jeden Mittag für diese „leichte“ Variante – ganz ohne Zwang. „Aber natürlich ist es so, wenn es Pommes und Currywurst gibt, bekommt man kaum noch einen Stehplatz“, erklärt Sprecherin Katharina Mette lächelnd.
Albert Pape, Projektleiter der Betriebsrestaurants, sieht den Vorschlag gespalten: „Ich persönlich finde die Idee des ,Veggie Day’ als Gedankenanstoß in Richtung bewusste Ernährung gut. Allerdings halte ich nichts von einer Bevormundung meiner Kunden – die möchten eine Wahlmöglichkeit haben.“
Auch Maria Carbone, die in der Polizei-Kantine arbeitet, glaubt, dass ein vegetarischer Tag nicht gut ankommen würde. „Da würde bei uns kaum jemand vorbeischauen.“ Der Klassiker, Pommes und Currywurst, läuft auch bei ihnen am besten. Immerhin: Sie beziehen die Wurst von einem örtlichen Metzger und achten darauf, dass keine Zusatzstoffe verarbeitet werden. Jeden Mittwoch steht die Kombi, am besten noch rot-weiß, auf dem Speiseplan. Der Ansturm ist entsprechend groß. „Wir haben auch eine vegetarische Auswahl. Salat gibt es immer, manchmal bieten wir Nudeln mit Gemüse oder eine Suppen an“, erklärt Maria Carbone. Ab und zu essen auch die Männer gerne Hauptgerichte, die ohne Fleisch auskommen.
Dass sie und das Team einen guten Job machen, haben ihr übrigens vor einigen Jahren mal die Koch-Profis bescheinigt. Die Kantine wurde für die Fernsehsendung unter die Lupe genommen. „Bei uns kommt nur der Mais aus der Dose, alles andere machen wir frisch.“