Duisburg. Das Frederik Köster Quartett gastierte im Baba Su und zeigte, wie aufregend Fusion für das 21. Jahrhundert klingen kann. Das Baba Su ist die neue (Kultur-)Adresse in Neudorf. Zielgruppe sind zum einen die Mitarbeiter der rund 90 Firmen im Tectrum, zum anderen Neudorfer und Studenten.

Das im Jazz so vertraute Wechselpiel von Solo und Thema ist nicht das Ding von Frederik Köster. Der Trompeter gehört zu einer jungen Generation von Musikern, die den Gesamtsound einer Band – und damit auch Komposition und Arrangement – deutlich aufwerten. Mit seinem bestens eingespielten Quartett gab er im Neudorfer Baba Su seine Visitenkarte ab.

Das Jahr 2009 ist für ihn ein gutes Jahr. Seine CD „Zeichen der Zeit” erhielt bundesweit gute Besprechungen und beim Neuen deutschen Jazzpreis gewann er in den Kategorien „bester Solist” und „beste Band”. Dass er und seine Weggefährten Tobias Hoffmann (E-Gitarre), Robert Landfermann (Bass) und Ralf Gessler (Drums) ständig neue Ideen produzieren, bewies ihr Duisburger Gastspiel.

Etwas Flirrendes, Fließendes

Das Auftaktstück „Arabesque” begann mit einer einfachen Figur, die scheinbar endlos variiert wurde. Das Stück bekam etwas Flirrendes, Fließendes, beinahe Sakrales. Hier zeigten sich schon einige Stärken von Köster. Er ist in der Lage, unglaublich lange Melodielinien zu blasen und hat einen klaren Ton. Vor allem aber besteht das Quartett aus Musikern, die einen Horizont haben, der mindestens von Bach bis Chet Baker, von Miles Davis bis Nirvana reicht. Anders als viele Jazzer in den neunziger Jahren wollen sie mit den unterschiedlichen Einflüssen nicht Stimmungen brechen oder dekonstruieren, sondern einen schlüssigen neuen Sound entwickeln.

Auch wenn sich bei dem auf dem Flügelhorn gespielten „Liebeslied” ein paar kleine Unsauberkeiten einschlichen, erwies sich Köster über das gesamte Konzert als großer Techniker. „Prayer” war eine Studie über verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten der Trompete. Glissandi, Mehrstimmigkeit und ohne Dämpfer erzeugte Growl-Effekte verbanden sich mit Klangfarben zwischen metallisch und weich zu einer innigen Komposition. Rockige Grooves trugen dagegen das ekstatische Titelstück seiner aktuellen CD. Ähnlich groovend und brodelnd die Zugabe „200 turkeys”. So aufregend kann Fusion für das 21. Jahrhundert klingen.

Cool, kubanisch, klassisch

Selbst entworfene Möbel, die heimische Schreiner gebaut haben, Speisen aus der Region, die frisch und saisonal auf den Tisch kommen, ein vielseitiges Kulturprogramm: Baba Su heißt die neue Adresse in Neudorf. Es ist das dritte Lokal, das Olcay Akdogan in Duisburg realisiert. Zielgruppe sind zum einen die Mitarbeiter der rund 90 Firmen im Tectrum, zum anderen Neudorfer und Studenten. Baba bedeutet übrigens Vater, Su heißt Wasser – bei der Namenssuche habe man durchaus an „Vater Rhein” gedacht, so Akdogan.

„Verschiedene Gesichter” zeigt das Kulturprogramm, so Eckhart Pressler. Freitag ist Party-Zeit: Am 23. Oktober 20 Uhr kommt „The Offramp”. Die Band mit Jürgen Slojewski (Doublebass), Andreas Voss (Jazzguitar, Flöte) sowie Drummer Christopher Hafer verbindet lässigen Jazz, entspannte Lounge-Sounds, Tango und Rock-Pop-Elemente; „Offramp” präsentiert an diesem Abend auch Stücke aus dem Studioprojekt „CoLabs” von Hafer und Voss, das beim neuen Label OH! Records erschienen ist. Eintritt: 5 Euro.

Zweimal pro Monat liegt das Baba Su in Kuba, so auch am 24. Oktober, wenn das DJ-Team Barnabé und Peter Salsa, Bachata, Son und Merengue auflegen. Von 19 bis 21 Uhr läuft ein Workshop „Salsa mit Hiphop”, um 21 Uhr steigt die Salsa-Party „Punto Cubano”. Eintritt: 4 Euro.

Sonntags ist Klassik-Zeit. Am 25. Oktober begleitet von 12 bis 13 Uhr Martin Dickhoff den Brunch, von 20 bis 21 Uhr spielt er zum „Easy Evening”. Andere „Männer am Klavier” im Baba Su sind Michael Kotzian und Matthias Dymke. Jeden ersten Sonntag im Monat legt DJ BeauJean klassische Musik auf. Am 1. November ist um 16 Uhr Geigenbaumeister Flix Otto Kruppa zu Gast. Eintritt frei.

Noch etwas Auftrieb braucht die Reihe „Darf ich vorstellen”. An jedem ersten Mittwoch im Monat sollen Gäste vergessene oder verkannte Menschen der Zeitgeschichte oder des privaten Umfelds vorstellen.