Duisburg. .
Was hat sich der Künstler wohl bei diesem Werk gedacht? Hat er sich überhaupt etwas dabei gedacht? Diese Fragen konnte Claudia Thümler, stellvertretende Direktorin des Lehmbruck-Museums, auch nicht beantworten. Doch sie konnte den Lesern, die im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ am Donnerstag das Haus im Kantpark besuchten, andere spannende Einblicke in die Kunstwelt bieten.
Der Rundgang durch die Ausstellungen beginnt im Lehmbruck-Trakt. „Der wurde 1964 gebaut, deshalb soll hier in zwei Jahren zum Jubiläum alles in Ordnung sein“, erklärt Thümler. „Bis dahin müssen wir uns noch ein bisschen mit Notlösungen behelfen.“
Eine davon führt im Lehmbruck-Museum allerdings zu besonderen Begegnungen. Weil sonst kein Platz in den Räumen war, schlängeln sich die Arbeiten von Fabian Marcaccio über den Boden. Der magische Satz: „Sie dürfen das ausnahmsweise mal anfassen.“ Und schon streicht ein Finger vorsichtig über die Silikonmischung, aus der Marcaccio seine Arbeiten formt. Bei den manchmal pornografischen oder gewalttätigen Darstellungen entfährt so manchem Teilnehmer murmelndes Murren.
Andere erfreuen sich an den zerfetzten Figuren. „Am Anfang habe ich nur einen Haufen Farbe gesehen. Aber wenn man sich dafür interessiert, erkennt man auch die Details“, erklärt Thümler. Dass sie den Kindersoldaten, der in der Nähe der Knienden steht, zu Hause aber schon längst weggeräumt hätte, verrät sie auch.
„Was ist denn daran Kunst?“
Vor der bekannten Skulptur Wilhelm Lehmbrucks ist dann auch kein Murren mehr zu hören. Erst, als es um das Atrium, die einst mit Efeu berankte Wand und die viel zu selten stattfindenden Konzerte geht, nutzen die WAZ-Leser die Chance, um das Museum auf direktem Weg über Wünsche zu informieren. „Das werde ich weitergeben“, verspricht Thümler.
Auch die baldige Rückkehr der nach Düsseldorf ausgeliehenen Figur „Emporsteigender Jüngling“ von Lehmbruck stellt sie in Aussicht. Das glättet die Wogen schnell und macht auch Marcaccios gewaltige Farbexplosionen vergessen.
Durch einen kühlen Verbindungsgang im Untergeschoss geht es in den lichtdurchfluteten Trakt mit den riesigen Scheiben. Hier kann Max Ernsts „Kleines Vogelmonument“ nur hängen, weil Jalousien mit der Sonne wandern und das Werk schützen, erklärt Thümler.
Im Neubau wird es aber wieder dunkel, sogar düster. Eine Installation von Otto Piene steht hier, dazu Dutzende Tontafeln, in die der Künstler mit einem Spachtel etwa Furchen gezogen hat. „Was ist denn daran Kunst?“, fragt eine Besucherin. Die Erklärungen der stellvertretenden Direktorin lassen sie kalt, aber ein Argument wirkt dann doch: „Die sind mit Gold und Platin überzogen.“