Duisburg. Die dritte Ausschreibung zur Erneuerung des Duisburger Hauptbahnhofs war erfolgreich: Die marode Gleishalle wird für 260 Millionen Euro saniert.

Das hatten viele Duisburger und Pendler der Deutschen Bahn fast schon nicht mehr zugetraut: Die DB hat im dritten Anlauf seit 2012 nun doch Baufirmen gefunden, die den Duisburger Hauptbahnhof erneuern wollen. Die Ausschreibung für die Modernisierung der inzwischen bundesweit bekannten und als „Lost Place“ verspotteten Gleishalle ist nach Angaben des Unternehmens „erfolgreich abgeschlossen“. Das hat der Staatskonzern am Freitag mitgeteilt.

  • Umbau des Hbf Duisburg beginnt im März
  • Modernisierung der Gleishalle kostet 260 Millionen Euro
  • Bahn hat erst im 3. Anlauf Baufirmen gefunden
  • Abriss und Neubau etappenweise bei laufendem Verkehr von Gleis 13 bis 1

Die Verträge mit den Baufirmen seien „unterzeichnet“, meldet die Bahn. Mit Bund und Land NRW investiere sie demnach etwa 260 Millionen Euro, um die marode Stahlkonstruktion durch das von Anfang an geplante Glasdach – die „Duisburger Welle“ – zu ersetzen. Die bahnbrechende Modernisierung wird somit mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.

Duisburger Hauptbahnhof: Sanierung für 260 Millionen Euro ab März 2022

So soll die Duisburger Welle am Osteingang des Duisburger Hauptbahnhofs aussehen.
So soll die Duisburger Welle am Osteingang des Duisburger Hauptbahnhofs aussehen. © Deutsche Bahn

Die Vertragsunterzeichnungen sind wahrlich ein Befreiungsschlag: Im April 2019 hatte die Bahn mitteilen müssen, dass es nochmals mindestens drei Jahre länger als geplant bis zum Baustart dauert. Zum zweiten Mal war eine europaweite Ausschreibung der komplizierten Abriss- und Sanierungsarbeiten unter rollendem Rad gescheitert: Zum vorgegebenen Preis wollte keine Firma bauen. 2016 hatte die Bahn 100 Millionen Euro für die Duisburger Welle veranschlagt.

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So war der Konzern wegen der beiden Fehlversuche und der im Laufe der Jahre stark gestiegenen Material- und Baukosten gezwungen, deutlich mehr zu investieren. Zumal die Denkmalbehörde das Stahlskelett der Gleishalle – Baujahre: 1931 bis 1935 – schon 2011 als nicht mehr standsicher eingestuft hatte.

Derart unter Druck, hatte die DB-Tochter Station und Service vor der dritten Ausschreibung zwei Jahre lang die Ausführungsplanung inklusive aller Planungs- und Genehmigungsverfahren übernommen, um die Aufträge für Baufirmen attraktiver zu machen. Ein weiterer Unterschied: Der Bauherr hatte die Aufträge diesmal für sieben Baulose ausgeschrieben, um mehr Bieter anzusprechen.

Umbau Hbf Duisburg: Das ist der Zeitplan der Deutschen Bahn

Der Plan ist anscheinend aufgegangen, und nach jahrelangem Stillstand drückt die Bahn nun aufs Tempo:

• Bereits im März, kündigt sie an, „richten die Baufirmen die Baustelle ein“. Rund ums Bahnhofsgebäude soll auf mehreren Flächen Material gelagert werden, etwa an der Otto-Keller-Straße auf der Ostseite und auf dem Bahnhofsgelände selbst, „zwischen Empfangsgebäude und Gleishalle“. Viele der Vorbereitungen laufen im Hintergrund und haben keine Auswirkungen auf die Reisenden.

Ende Mai soll der Bau von Kranfundamenten auf dem Bahnsteig an Gleis 10/11 beginnen.

• Vom 5. August bis in den Sommer 2023 bleibt der Bahnsteig an Gleis 12/13 gesperrt. In dieser Zeit will die Bahn den kompletten Bahnsteig auf einer Länge von etwa 400 Metern erneuern. Gleichzeitig baut eine Stahlfirma das neue wellenförmige Dach darüber. Währenddessen halten Züge an anderen Bahnsteigen.

• Gibt es bis dahin keine Verzögerungen, geht es ab dem Sommer 2023 am und über dem Bahnsteig 10/11 weiter.

• Abriss und Neubau von Bahnsteigen und Dachteilen folgen etappenweise Bahnsteig für Bahnsteig von Ost nach West, von Gleis 13 bis 1.

Duisburger Wahrzeichen im schlechtesten Sinne, da Symbol des Sanierungsstaus: Die brüchige Glasfassade der Gleishalle wird seit Jahren mit Klebeband zusammengehalten.
Duisburger Wahrzeichen im schlechtesten Sinne, da Symbol des Sanierungsstaus: Die brüchige Glasfassade der Gleishalle wird seit Jahren mit Klebeband zusammengehalten. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Bahn: Umbau „voraussichtlich 2028 abgeschlossen“

Für jeden Bahnsteig und den zugehörigen Dach-Abschnitt benötigen die Firmen etwa ein Jahr. Geht dieser Fahrplan auf, solle der Umbau „voraussichtlich im Jahr 2028 abgeschlossen sein“, rechnet die Bahn vorsichtig vor. Und verspricht trotz aller Unwägbarkeiten: Zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027, wenn Zehntausende Duisburg besuchen, „ist der überwiegende Teil des Bahnhofs bereits umgebaut“.

Zudem seien die Arbeiten so geplant, dass der Bahnverkehr „so wenig wie möglich beeinflusst wird“. Der Umbau unter rollendem Rad habe sich bei der „laufenden Modernisierung des Dortmunder Hauptbahnhofs bewährt“.

>> DAS SAGEN VERTRETER VON BAHN UND STADT

Der Hauptbahnhof solle „zukünftig wieder zum Aushängeschild der Stadt werden“, sagt Stephan Boleslawsky, Regionalbereichsleiter der DB Station & Service West: „Wir haben der Stadt Duisburg immer versprochen: Die Welle kommt. Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt los geht.“

Oberbürgermeister Sören Link äußert sich erleichtert, lässt aber auch Kritik durchblicken: „Den Sanierungsstau am Hauptbahnhof aufzulösen, ist bis heute eines der dringendsten Erfordernisse, um unsere Stadt im Bereich der mobilen Infrastruktur zukunftsfähig aufzustellen. Dass die Arbeiten nun beginnen werden, ist deshalb eine gute Nachricht für Duisburg.“

>> BAHNHOFSBAUSTELLE IM OSTEN GESTOPPT

■ Der Duisburger Hauptbahnhof ist für Fern- und Nahverkehr einer der wichtigsten Knotenpunkte in NRW. 70.000 Ein- und Aussteiger nutzen diesen nach VRR-Angaben täglich.

■ Die Gleishalle ist nicht die einzige Duisburger Bahnhofsbaustelle: Die Stadt wollte nach der Erneuerung des innerstädtischen Bahnhofsvorplatzes (Portsmouthplatz) den Osteingang in Neudorf seit 2016 vom Charme eines Hinterausgangs befreien. Erst im Juni 2021 rollten die Bagger an, doch seit Anfang 2022 ruht der Umbau: Die beauftragte Firma ist nach Angaben der Stadt insolvent.

■ Die Empfangshalle des Duisburger Hauptbahnhofs war von 2009 bis 2011 saniert worden.

Das Stahlskelett der Gleishalle, zwischen 1931 und 1935 errichtet, ruht auf bröckelnden Betonfüßen.
Das Stahlskelett der Gleishalle, zwischen 1931 und 1935 errichtet, ruht auf bröckelnden Betonfüßen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller