Duisburg. Die Stadt Duisburg sieht in den Parks rund um die Innenstadt „keine Angsträume“. Anwohner sprechen von „Elend“. Verwaltung plant Maßnahmen.
Gibt es rund um die Duisburger Innenstadt Angsträume? Diese Frage beantworte die Verwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte. Um eines vorweg zu nehmen: Aus Sicht der Stadtverwaltung gibt es diese nicht, aber „das Bürger- und Ordnungsamt weiß jedoch um Örtlichkeiten mit einem erhöhten Beschwerdeaufkommen.“
Und dazu gehören neben dem Kant-Park auch der Goerdeler-Park. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Erfahrungen der Polizei. In den vergangenen sechs Monaten gab es rund 60 Einsätze im Kant- und vier im Goerdeler-Park. Die Stadt investiert nun sogar in mehr Personal.
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„Das Thema Sicherheit und Ordnung ist vielen Duisburgerinnen und Duisburgern wichtig. Deswegen wird die Stadt in den kommenden zwei Jahren stufenweise den städtischen Außendienst (SAD) um insgesamt 28 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufstocken“, teilt Stadtsprecher Max Böttner mit. Zudem werde das Außendienst-Personal und Kollegen der Verkehrsüberwachung unter anderem mit Bodycams ausgestattet und die Einsatzzeiten in Nachtstunden und am Wochenende ausgeweitet.
Stadt Duisburg will City-Streife einrichten und Fahrradstaffel aufbauen
„Um eine lückenlose Präsenz des SAD im Innenstadtbereich inklusive des Kant-Parks insbesondere während der Ladenöffnungszeiten zu gewährleisten, wird die sogenannte City-Streife eingerichtet. Außerdem wird eine Fahrradstaffel aufgebaut, um eine bessere Kontrolle der weitläufigen Naherholungs- und Naturschutzgebiete zum Beispiel im Rheinpark und an der Sechs-Seen-Platte zu ermöglichen“, betont Böttner auf Nachfrage unserer Redaktion.
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Eigentlich hatte sich die Stadt auch durch die Umgestaltung des Kant-Parks erhofft, dass sich Fixer und Dealer nicht mehr besonders wohl in dem nun offeneren Grünfläche fühlen. Doch Ehrenamtliche wie Susanne Breidenbach, die sich für Kants Garten engagieren, haben beobachtet: „Das Maß an Verelendung nimmt wieder zu. Nur es ist jetzt sichtbarer.“ Die Personen hockten sich nun zeitweise an die Mauer entlang der Tonhallenstraße.
In der Vergangenheit wurden beispielsweise im Bereich des Spielplatzes Spritzen gefunden und auch rund ums Lehmbruck-Museum zog sich der eine oder andere zurück, um Drogen zu konsumieren oder sich dort zu erleichtern. Allerdings konnten dann die Museumsbesucher zuschauen und waren entsprechend verärgert. In die Schlagzeilen geriet der Park auch, als es im Sommer 2020 eine Messerstecherei gab, bei der eine Person starb.
Ehrenamtliche: „Der Park wird seit Corona gut angenommen, aber eigentlich braucht die Stadt einen Druckraum“
„Der Park wird gut angenommen. Auf dem Spielplatz ist etwas los und auch die lange Bank wird gut angenommen. Dort machen Menschen Mittagspause. Seit Corona machen die Leute hier auch Spaziergänge, das ist schön zu beobachten. Aber eigentlich braucht Duisburg einen Druckraum“, sagt Susanne Breidenbach. Mit einzelnen Personen der Szene, die sich im Bereich Friedrich-Wilhelm-Straße aufhalten, könne man durchaus ins Gespräch kommen. Streetworker berichteten aber auch immer wieder, dass durch die Bahnhofsnähe nicht nur Duisburger den Park frequentieren. Susanne Breidenbach findet, bevor sich Politiker nun wieder Gedanken über Angsträume machten, sollten diese lieber überlegen, welche Lösungen und Hilfsangebote es für die Menschen gebe. „Die Situation ist manchmal unangenehm, aber noch kein Risiko.“
Polizei Duisburg: „Wir wissen, dass es Orte gibt, an denen sich Bürger in ihrem subjektiven Sicherheitsgefühl gestört fühlen“
Jonas Tepe, Sprecher der Duisburger Polizei, kennt die Gegebenheiten im Kant-Park ebenfalls. „Wir wissen, dass es Orte gibt, an denen sich Bürgerinnen und Bürger in ihrem subjektiven Sicherheitsgefühl gestört fühlen. Die Parks haben wir als solche erkannt, bestreifen sie regelmäßig und führen dort gezielte Kontrollen durch.“
Anwohner der Parks in der Innenstadt berichteten der Polizei schon seit einigen Jahren, dass in den Grünanlagen Drogen konsumiert oder Streitigkeiten in der Szene stattfinden. „Wir schauen dort gezielt nach dem Rechten: Bei Streifenfahrten oder bei konkreten Einsätzen und stellen immer mal wieder Verstöße fest. Schwerpunkte polizeilicher Arbeit lassen sich dort allerdings nicht ausmachen.“
>> Bürgerinitiative engagiert sich im Goerdeler Park in der Nähe des Hauptbahnhofs
Urban Gardening und die Belebung durch einen Spielplatz ist auch ein Ansatz, den seit einigen Jahren die Bürgerinitiative Goerdeler Park verfolgt. Als die Spielgeräte marode waren, setzten sich die Duisserner dafür ein, dass dort wieder investiert wurde. Die Angst war groß, dass dort, sobald dort Hecken wucherten und Passanten nicht mehr regelmäßig dort durch spazieren, wieder verstärkt Dealer ihre Drogen verstecken. Lisa Scherer, eine der Aktiven, schildert: „Unser Ansatz hat krasse Früchte getragen. Wir machen regelmäßig sauber. Einmal im Jahr gehen wir auch tief in die Büsche. Am Anfang haben wir dort vielleicht 50 Spritzen gefunden, jetzt in den vergangenen zwei Jahren waren es nur sechs oder sieben.“
Aber, sie würde sich manchmal mehr Unterstützung wünschen. „Wenn der Park gammelig ist, dann fühlt sich dort eben keiner Wohl.“ Und in Richtung der Unterführung am Hauptbahnhof hausten manchmal auch Personen. Im Bereich des Pavillons würden hingegen öfter Jugendliche „abhängen“, dort kiffen oder seien einfach laut. Ab und zu gehe sie hin, spreche sie an. Wenn es gar nicht anders geht, hat sie auch schon einmal die Polizei gerufen: „Man muss auch deutlich machen, dass man ein Auge auf die Gegend hat, sonst droht die Situation zu kippen.“