Dortmund. Nach plötzlichem Tod des Besitzers kämpft „Uwes Teemarkt“ in Dortmund um den Fortbestand. Karin Brandt sucht einen Nachfolger. Doch das ist gar nicht so einfach.

Es ist brechend voll an diesem Samstagnachmittag in „Uwes Teemarkt“ in Dortmund-Hombruch. Ein gutes Dutzend Kunden wartet geduldig, bis Darjeeling, Rooibos oder Ananas-Pfirsich-Tee wie gewünscht abgewogen werden. „Das geht so, seit ich heute Morgen aufgeschlossen habe“, sagt Karin Brandt, während sie noch rasch ein Geschenk in Folie wickelt. Der Laden läuft – und steht doch vor einer mehr als ungewissen Zukunft.

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Seit fast einem Vierteljahrhundert gibt es den Teemarkt bereits. Im Jahr 2000 hatte Uwe Brandt das kleine Geschäft eröffnet, fünf Jahre später zog es an den jetzigen Standort am Rande der Hombrucher Fußgängerzone. Der Fröndenberger hat es über die Jahre geschafft, mit seinem Sortiment und seinem Fachwissen gegen die großen Ketten zu bestehen. „Hier kriege ich immer, was mir schmeckt“, sagt Sophia, die seit Jahren regelmäßig herkommt. Vor allem bei ihrem geliebten grünen Tee – „am liebsten Oolong“ – habe Uwe sich immer als echter Experte erwiesen.

Dortmunder Teegeschäft musste von heute auf morgen schließen

Aber Uwe steht nicht mehr hinter der Theke. Am 5. November ist der 62-Jährige gestorben. „Plötzlich aus dem Leben gerissen“, sagt seine Frau Karin unter Tränen. Kurz vorm Advent hatte das Geschäft Herz und Seele verloren, musste von heute auf morgen schließen.

Uwes Teemarkt Hombruch
Uwe Brandt ist plötzlich verstorben. Seine Witwe sucht nun einen Nachfolger für den Teemarkt. © Funke Medien NRW | brandt

Inzwischen sind die Türen zumindest samstags wieder geöffnet. Mithilfe von Freunden und Familie versucht Karin Brandt, den Laden am Laufen zu halten. Die eine steht an der Kasse, die andere sucht gerade den griechischen Bergtee. „Hat einer die Dose gesehen?“ Karin Brandt ist dankbar für die Unterstützung: „Ohne meine Freunde wäre ich komplett aufgeschmissen.“

Übergabe gestaltet sich weit schwieriger als gedacht

Doch unter der Woche hat die 62-Jährige einen anderen Job. „Aber ich hab ja all die Jahre im Geschäft mitgeholfen“, sagt sie. „Natürlich kann ich die Kunden auch beraten.“ Aber eigentlich möchte sie viel lieber einen Nachfolger finden, der das Lebenswerk ihres Mannes weiterführen will. „Er hat für guten Tee gebrannt, das war sein Leben.“ So jemanden sucht Katrin Brandt jetzt für das Geschäft. „Derjenige muss Leidenschaft für Tee mitbringen.“ Doch die Übergabe gestaltet sich weit schwieriger als gedacht.

Uwes Teemarkt Hombruch
„Uwes Teemarkt“ führt auch ein großes Sortiment an Zubehör für Tee- und Kaffeetrinker. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Dabei scheinen die Bedingungen ideal zu sein. Mittwochs und samstags spült der Wochenmarkt zusätzliche Kunden in den Laden, manche kommen von weither. „Das war ein Tipp von einem Kumpel“, sagt ein Hertener, der am Samstag ein Geburtstagsgeschenk für seine Schwester sucht. „Er hat gesagt, da findest du immer was.“ Der Kumpel hatte recht: Nicht nur 100 Gramm Erdbeer-Sahne-Tee werden kurz darauf eingepackt, auch eine hübsche Tasse kommt noch dazu. „Für Teeliebhaber gibt es hier wirklich viel“, sagt Herdeckerin Karin und zeigt auf das Matcha-Regal. „Alles, was man für eine richtige Zeremonie braucht.“

Auch das Hara-Putzmittel-Sortiment ist im Angebot

Gläser, Kannen, Stövchen, dazu unzählige Teedosen: Auf der 91 Quadratmeter großen Ladenfläche wird jeder Zentimeter genutzt. Ob edles Porzellan oder angesagte Motto-Becher: Alles da, das Lager ist voll. „Wir hatten ja kurz vor Uwes Tod noch fürs Weihnachtsgeschäft eingekauft“, so die Witwe. Auch das Hara-Putzmittel-Sortiment stapelt sich im 23 Quadratmeter großen Vorratsraum, der zu den gemieteten Geschäftsräumen gehört.

Uwes Teemarkt Hombruch
„Uwes Teemarkt“ befindet sich am Rande der Hombrucher Fußgängerzone. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Deswegen gibt es das Geschäft natürlich nicht zum Nulltarif. 170.000 Euro möchte Karin Brandt für den alteingesessenen Laden samt Ware und Ausstattung haben. Einige Interessenten habe es bereits gegeben. „Aber keine ernsthaften.“ Die Bewerber hätten alle keine wirkliche Finanzierungs-Möglichkeit gehabt. „Die waren total blauäugig.“

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Deswegen wird Karin Brandt mit ihren Freunden vorerst weiter jeden Samstag von 10 bis 15 Uhr in „Uwes Teemarkt“ stehen. So lange, bis sie einen Nachfolger gefunden hat. „Ich will, dass das Geschäft weiterexistiert.“ Vielleicht ja sogar mit ihr zusammen. „Das könnte ich mir tatsächlich auch vorstellen“, sagt sie und geht zurück an die Teewaage. Denn auch 20 Minuten nach Ladenschluss warten immer noch Kunden darauf, bedient zu werden.

Uwes Teemarkt, Harkortstraße 81, geöffnet samstags 10 bis 15 Uhr. Kontakt: karinannamariabrandt@gmail.com

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