Dortmund. In einer kleinen Anliegerstraße im Dortmunder Süden brodelt es: Die Eltern lassen ihre Kinder nicht alleine zur Schule – und fordern eine Lösung.

Anliegerstraße und Tempo 30 – aber kaum jemand hält sich dran: Die Eltern im Holzener Krinkelweg sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. „Die rasen hier manchmal mit 70 runter“, sagt Julia Börgermann. Sie und ihr Mann Tim leben seit ein paar Jahren hier im Dortmunder Süden. Ihre Töchter sind im Kita- und Grundschulalter, wie fast alle anderen: „23 Kinder zwischen 1 und 10 Jahren leben hier“, sagt die Mutter.

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Aber zur rund 600 Meter entfernten Höchstener Grundschule geht kein Kind allein. „Dabei wollen die Kinder unbedingt alleine gehen, und wir wollen das auch. Wir wollen keine Helikoptereltern sein“, betont die 39-Jährige. Der Problem: Der obere Krinkelweg ist einspurig, kurvig, schlecht ausgebaut und hat keine Gehwege. Der Asphalt fällt an den Seiten vielerorts zum Graben hin ab. „Und die Straßenbeleuchtung ist mehr als spärlich“, kritisiert Börgermann.

Dortmunder Anliegerstraße als Abkürzung: „Man spart drei Ampelphasen“

Wenn sich alle Fahrer an die Regeln hielten, wären der Krinkelweg und die zwei kleinen Stichstraßen ein Spielparadies für Kinder. Es hält sich aber niemand dran – weil der Krinkelweg eine beliebte Abkürzung von der Wittbräucker Straße zur Kreisstraße ist. „Zu Stoßzeiten spart man locker drei oder vier Ampelphasen, wenn man nach Schwerte oder Holzen will“, erklärt Tim Börgermann. Denn im Berufsverkehr staut sich der Verkehr vor der Ampel teils bis weit hinter das Haus Überacker und den Krinkelweg. „Dann fahren hier alle rein, obwohl sie keine Anlieger sind. Wir wissen ja, wer hier wohnt und wer nicht.“

Ärger im Dortmunder Krinkelweg: Die Eltern sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder. Im Bild: Tim, Julia und Luna Börgermann mit Nachbarin Brigitte Bruhn.
Einspurig, schlecht ausgebaut und komplett ohne Gehwege: Der nördliche Teil des Krinkelwegs ist eine Anliegerstraße mit Tempo 30 – trotzdem nutzen Viele ihn als Abkürzung. © Funke Medien NRW | Katrin Figge

Vor allem morgens sorgen sich die Eltern um die Sicherheit ihrer Kinder. „Wenn‘s dunkel ist, werden die Kleinen ja nicht gesehen, egal wie viele Reflektoren an der Jacke hängen“, erklärt Julia Börgermann. Also bringen die Eltern ihre Kinder zumindest die paar hundert Meter hoch bis zur Wittbräucker Straße. Aber auch das sei nicht ohne Risiko, sagt sie: „Jeden Tag reiße ich ein Kind weiter zur Seite, wenn wieder jemand direkt neben uns vorbeirast.“ Vielleicht nicht mit Tempo 70 – da verschätzt man sich bekanntlich schnell. Aber viel langsamer fahren die meisten nicht. Erlaubt ist Tempo 30.

Nicht mal tagsüber könnten die Eltern ihre Kinder beruhigt allein ziehen lassen, sagt Julia Börgermann. „Manchmal bringe ich sie zum Spielen lieber selbst rüber.“ Und wenn die Börgermann-Mädchen trotzdem alleine zur den Nachbarskindern gehen, schaut Mutter Julia so lange hinterher, bis sie heile angekommen sind.

23 kleine Kinder: Kein Gehweg, spärliche Beleuchtung

Jetzt ist die Politik am Zug: Im Bezirksausschuss haben die Krinkelweg-Eltern ihr Anliegen platziert. Einige Ausschuss-Mitglieder waren auch schon vor Ort. Die Ideen: ein einseitiger Gehweg, ein abgepollerter, markierter Gehweg-Streifen oder Pflanzkästen, um den Rasern durch eine Zickzack-Linie das Tempo zu nehmen.

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Die Idee einer Sackgasse dagegen stößt auf Widerstand. „Das hatten die Anwohner hier schon mal vor“, erklärt Julia Börgermann. Vor etwa 15 Jahren sei das gewesen, aber da sich die Nachbarn untereinander nicht einig waren, wurde am Ende nichts mit einer Neuregelung. „Aber damals gab es hier nur zwei Kinder“, sagt die besorgte Mutter. Jetzt sind es 23.

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