Dortmund. Eine Dortmunderin ist von ihrem Mann erstochen worden. Ihr Onkel sagt, wie es dazu kommen konnte. Er hat eine Hilfsaktion für die drei Kinder gestartet.
Die Ehe einer jungen Dortmunderin endete mit einer furchtbaren Bluttat: Vor der Augen der Kinder hat ein 33-Jähriger seine Frau am 4. November erstochen. Nun hat der Onkel der Getöteten eine Spendenaktion gestartet, damit die drei Kleinen finanziell ein wenig abgesichert sind.
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Sakir Ademi kämpft noch immer mit den Tränen, wenn er von seiner Nichte spricht. „Sara war ein Engel“, sagt er. Immer nett und freundlich, immer hilfsbereit. Doch sie sei an den falschen Mann geraten. „Vor sechs Jahren hat er angefangen, gewalttätig zu sein“, erzählt der Onkel. Immer wieder habe er Sara grün und blau geschlagen, sogar mit der Schere traktiert. „Wir haben immer gesagt: Trenn dich von ihm.“ Doch die junge Mutter wollte ihren drei Kindern nicht den Vater nehmen.
Dortmunderin bat sogar die Schwiegereltern um Hilfe
Stattdessen rief sie ihre beiden Brüder zu Hilfe – sie kamen, wenn ihr Mann mal wieder handgreiflich wurde. Der habe dann immer sofort klein beigegeben: „Das ist so ein feiger Hund.“ Doch schon kurz darauf sei er dann meist erneut gewalttätig geworden. „Sara hat sogar ihre Schwiegereltern in Mazedonien um Hilfe gebeten“, erzählt der Onkel. Die hätten allerdings nur gesagt, dann müsse sie sich eben ändern, er sei schließlich der Mann im Haus.
Panische Angst habe seine Nichte daher in den letzten Monaten vor ihrem Mann gehabt, berichtet Ademi. Trotzdem zögerte sie lange, sich zu trennen. Ende September, nachdem ihr Mann sie wieder die ganze Nacht geschlagen hatte, habe Sara dann endlich ihre Kinder genommen und sich aus der gemeinsamen Wohnung in Mengede geschlichen. So erzählt es der Onkel. Sie fand Unterschlupf bei Eltern und Brüdern, bekam dann schließlich die Wohnung an der Rheinischen Straße, in die sie erste Ende Oktober eingezogen ist. Ein paar Tage später wurde sie dort erstochen.
Ehemann soll seiner Frau gedroht haben
Per Eilantrag hatte die Dortmunderin außerdem ein Annäherungsverbot erwirkt. Auch das alleinige Sorgerecht habe inzwischen bei ihr gelegen, erklärt ihr Onkel. Noch kurz vor der Tat habe es einen Termin beim Jugendamt gegeben, bei dem dem Vater mitgeteilt worden sei, dass er die Kinder (3,4 und 6 Jahre alt) nur zweimal wöchentlich im Amt sehen dürfe. „Den Zettel hat er noch vor der Tür zerrissen“, so Ademi. „Und dann hat er gesagt: Das wird sie mir büßen.“
Bei den Amts-Terminen sei Sara nach ihrem Auszug aus Sicherheitsgründen nicht dabei gewesen. Doch wie Ademi erzählt, habe ihr Mann alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie zu ausfindig zu machen. „Er hat alle Kontakte angeschrieben, die er finden konnte.“ Sogar Menschen in ihrem mazedonischen Heimatdorf, in dem die Familie einst gelebt hat. Wie er sie schließlich gefunden hat, kann der Onkel nur vermuten: „Ich glaube, er ist ihren Eltern gefolgt.“
Sara war am Tatabend erst kurz allein
Dafür spricht, dass der 33-Jährige bei Sara vor der Tür stand, als sie kurz alleine war. „Es war immer einer aus der Familie bei ihr, hat auch bei ihr geschlafen“, erzählt der 50-Jährige. Doch an dem Abend habe ihr Vater kurz seine Frau zur Arbeit gefahren. Den Moment habe der Ehemann wohl genutzt, um bei Sara zu klingeln. Sie habe die Wohnungstür geöffnet, weil sie dachte, es habe unten geschellt. „Da hat er sie schon in die Wohnung gedrängt und auf sie eingestochen.“ Was genau geschehen ist, sei bekannt: „Die Sechsjährige hat leider alles mit angesehen und uns ganz genau geschildert.“
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Inzwischen leben alle drei Kinder beim jüngeren Bruder der Getöteten. „Sara hat immer gesagt: ,Wenn mir was passiert, dann soll er sich kümmern‘“, berichtet ihr Onkel. Den Kleinen gehe es den Umständen entsprechend gut, die Große sei traumatisiert. „Sie kann nicht alleine einschlafen.“ Er sei dankbar, dass der 28-Jährige und seine Frau, die bislang keine eigenen Kinder haben, sich der Aufgabe stellen würden. „Zum Glück sind wir eine große Familie.“
Spendengelder sollen für später angelegt werden
Deswegen werde es den Kindern auch künftig an nichts fehlen – für das alltägliche Leben des Jungen und der beiden Mädchen sei gesorgt. Dennoch hat Sakir Ademi nun bei Paypal unter dem Titel „Saras Kinder“ eine Spendenaktion gestartet. Das Geld soll auf einem Konto für später angelegt werden. „Damit sie mal einen Führerschein machen können oder studieren“, sagt er. Auch in der Fima des Niederlassungsleiters eines Logistik-Unternehmens wurde gesammelt. Insgesamt sind so in den letzten beiden Tagen schon rund 13.000 Euro zusammengekommen. Ademi hofft, dass es noch mehr werden.
Er ist wütend und traurig, dass Sara letztlich nicht geschützt werden konnte. Nicht von den Behörden. Nicht von der Familie. „Wenn ich mich trenne, dann bringt er mich um“, habe sie immer gesagt. Doch ihre Familie hielt das für übertrieben. „Das war unser Fehler. Unser großer Fehler. Wir hätten nie gedacht, dass er so weit gehen könnte.“ Doch der 33-Jährige hat seine Drohung offenbar in die Tat umgesetzt. Ademi bleibt nun nur noch eins: „Ich hoffe, er bekommt seine gerechte Strafe.“
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