Dortmund. In der Türkei wurde eine Gesetzesänderung beschlossen, die das Töten von Straßenhunden ermöglicht. Widerstand gibt es auch in Dortmund.
Ende Juli hat das türkische Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen, mit der die Tötung von Straßenhunden in bestimmten Fällen ermöglicht wird. Kommunen sind nun dazu verpflichtet, Straßenhunde einzufangen und in Tierheimen unterzubringen. Sie sollen – wenn möglich – an Besitzer vermittelt werden.
Aber: Hunde, die als krank oder aggressiv eingestuft oder eine „Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier“ darstellen, können eingeschläfert werden – Veterinäre sollen darüber entscheiden. Angesichts der unzureichenden Tierheim-Infrastruktur und teils katastrophalen Zuständen in den Einrichtungen, befürchten Tierschützer eine Massentötung der Tiere.
Peta ruft zum Protest in Dortmund auf
Auch in Deutschland regt sich Widerstand. An der Reinoldikirche versammelten sich am Samstagmittag (21.9.) ab 13 Uhr Tierschützer von Peta und legten sich mit Hundemasken verkleidet neben ein symbolisches Grab. Rund ein Dutzend Mitstreiter und Mitstreiterinnen hielten Plakate hoch, auf denen der sofortige Stopp der Tötungen in mehreren Sprachen gefordert wird.
„Die Straßenhunde in der Türkei systematisch zu ermorden, ist nicht nur grausam, sondern auch kurzsichtig. Anstatt unschuldigen Tieren das Leben zu nehmen, sollten wir auf langfristige und tierfreundliche Lösungen setzen – wie Kastrationsprogramme und Aufklärung“, so eine Peta-Sprecherin. „Mit unserem Protest wollen wir ein klares Zeichen setzen: Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben und Schutz, und es liegt in unserer Verantwortung, dieses Recht zu verteidigen.“
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Tierschützer fürchten Tötung von gesunden Tieren
Nach Angaben der Regierung gibt es in der Türkei schätzungsweise rund vier Millionen Straßenhunde, aber nur rund 100.000 Tierheimplätze. Bis Ende 2028, so sieht es die Gesetzesänderung vor, sollen die Kommunen dafür sorgen, dass genug Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Falls dies versäumt wird, drohen sogar Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren. Tierschützer gehen deshalb davon aus, dass auch gesunde Tiere sofort getötet werden.
Die islamisch-konservative Regierung begründet die Maßnahme unter anderem damit, dass immer wieder Menschen von Straßenhunden angefallen werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte behauptet, es gehe um die „Sicherheit des Volkes“.
Opposition will vor Gericht ziehen
Bislang war das Töten von Straßentieren in der Türkei verboten. Es war zudem vorgesehen, die Population von Straßentieren durch Kastrierung, Impfung und wieder Aussetzung in das Herkunftsgebiet zu senken. Die größte Oppositionspartei CHP wollte an der Regelung festhalten und diese konsequent umsetzen.
Oppositionsführer Özgür Özel kündigte an, vor das Verfassungsgericht zu ziehen. Er erklärte zudem, dass die Kommunen, die von seiner Partei geführt werden, das Gesetz nicht umsetzen werden. Die CHP hatte bei den Kommunalwahlen Ende März die meisten Bürgermeisterposten im Land gewonnen.
Kritiker sehen in der Diskussion über die Straßenhunde auch eine politische Komponente und den Versuch Erdogans, das Land weiter zu polarisieren und den von der Opposition geführten Kommunen das Leben schwer zu machen.
(mit dpa)
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