Bottrop. Trotz der frostigen Temperaturen setzen einige Menschen ihre Tiere aus – anstatt sie ins Tierheim zu bringen. Ein Appell an die Halter.
„Die beiden haben echt noch Glück gehabt“, sagt Hildegard Tüllmann seufzend. Die Vorsitzende der Tierfreunde Bottrop spricht von zwei „unerwünschten Weihnachtsgeschenken“, die das Tierheim Ende Dezember bekommen hat: zwei junge Kaninchen. Tüllmann vermutet, dass sie zu Weihnachten erst verschenkt und anschließend von den neuen Haltern ausgesetzt wurden. Gut einen Monat später sind die beiden immer noch schreckhaft. „Das ist natürlich ein Schock.“

Tierheim Bottrop teilt auf Facebook „unerwünschte Weihnachtsgeschenke“
Gefunden wurden die Kaninchen, ein Männchen und ein Weibchen, im Johannestal in der Nähe des Tetraeder. „Sie waren einfach zusammen in einem Karton“, erzählt Tüllmann, die sich seit 38 Jahren im Tierheim Bottrop engagiert. Dieser sei jedoch nicht durchgeweicht gewesen. „Demnach waren sie wohl noch nicht allzu lange da. Zum Glück.“ Schließlich bestünde bei dem kalten und nassen Wetter im Dezember Lebensgefahr für die Jungtiere.
Die beiden Kaninchen haben die Namen „Tivon“ und „Haticha“ bekommen. Sie sind sehr jung und wahrscheinlich erst im November letzten Jahres geboren. „Kastriert waren sie natürlich nicht“, erklärt die Vorsitzende, „aber sie sind zu jung gewesen, um sich zu paaren.“ Ansonsten wäre das Weibchen höchstwahrscheinlich bereits trächtig. Mittlerweile hat das Tierheim Bottrop die Kastration nachgeholt, nun dauert es rund sechs Wochen, bis Tivon tatsächlich zeugungsunfähig ist. So lange müssen die beiden mindestens noch auf ihr neues Zuhause warten, gibt das Tierheim auf seiner Facebook-Seite bekannt.
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Sobald sie keine süßen Welpen mehr sind: „Die Hunde kommen noch“
Vorfälle ausgesetzter Tiere gibt es immer wieder in Bottrop. Tüllmann ist sich deshalb sicher: „Die Hunde kommen noch.“ Meistens geschehe das, sobald sie nicht mehr „so süße Welpen“ seien, im Februar oder März. Dennoch sieht die Tierheim-Vorsitzende einen positiven Trend: Insgesamt sei die Quote der ausgesetzten Tiere etwas zurückgegangen in den letzten Jahren. „Das passiert aber immer noch, weil es immer einige unvernünftige Leute gibt.“ Viele würden sich im Vorhinein nicht ausreichend mit den Folgen, der Verantwortung und auch den Kosten, die mit einem Haustier einhergehen, auseinandersetzen.

Was möchte Hildegard Tüllmann Menschen mit auf den Weg geben, die sich mit ihren Tieren unsicher sind. „Am besten ist es, sich einmal bei uns Rat zu holen. Wir beißen nicht“, sagt sie scherzhaft. „Das können verschiedene Fragen beispielsweise zur Haltung sein. Dann können wir helfen.“ Selbst wenn die Unsicherheit bleibt, „kann man immer noch sagen: Das geht überhaupt nicht. Dann kann man uns auch sagen, was Sache ist, aber nicht die Tiere einfach aussetzen, sondern zu uns ins Tierheim bringen.“