Bottrop. Ein Wirt aus Bottrop soll das Geld seiner Stammgäste aus dem Sparkasten in seiner Gaststätte unterschlagen haben. Nun ermittelt die Polizei.
Die Polizei ermittelt gegen einen Kneipier aus Bottrop. Der Wirt soll Gelder, die seine Gäste innerhalb eines Sparkastens traditionell auch in diesem Jahr gesammelt hatten, für eigene Zwecke genutzt haben. Der Redaktion liegen Screenshots eines Chats vor, in denen der Kneipenbesitzer zugibt, den Inhalt des Sparkastens selbst verwendet zu haben.
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Dabei war der Sparkasten in der urigen Eckkneipe vermeintlich gut gefüllt, denn fast ein komplettes Jahr lang konnten Stammgäste und alle, die nebenbei etwas sparen wollten, in ihrem Fach vor Ort Bargeld sammeln. Traditionell sollte das mühsam ersparte Geld dann im letzten Monat des Jahres ausbezahlt werden. Ein Datum für die Leerung, die häufig auch ein Treffpunkt für die Menschen ist, stand bereits fest und wurde den Kneipengästen mitgeteilt.
Sparkasten-Leerung: Tür der Bottroper Kneipe bleibt geschlossen
Einer von ihnen, der anonym bleiben möchte, erklärt: „Ich habe bei Besuchen häufig zehn bis 20 Euro reingeworfen und mir so ein zusätzliches Weihnachtsgeld erspart. Man freut sich darüber am Ende des Jahres.“
Ende vergangenen Jahres kam dann aber alles anders. Am angekündigten Tag im Dezember blieb die Kneipe geschlossen. Und das ist sie bis heute. Bei Google wird sie als „vorübergehend geschlossen“ geführt, der Wirt scheint einen Nachfolger für das Lokal zu suchen. Der Wirt soll mit dem Geld offenbar eigene Schulden bezahlt haben – so äußert er sich mit Bedauern in Chatnachrichten. Das ärgerte den Stammgast sehr.
Rund 40 Menschen sollen am geplanten Auszahlungstag vor der Tür gestanden haben. „Insgesamt“, so erzählt der Kneipengast es unserer Redaktion, „sollen es wohl über 50.000 Euro gewesen sein. Ich selbst habe über 1500 Euro gespart.“
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Polizei bestätigt: Mehrere Anzeigen gegen Bottroper Gastronom
„Es haben wohl einige Leute Anzeige erstattet“, so der Bottroper weiter. Das bestätigt auch eine Sprecherin der Polizei Recklinghausen: „Es liegen drei Anzeigen vor.“ Ermittelt werde derzeit wegen Unterschlagung; mehr Details zu den Anzeigen oder der Summe, die unterschlagen worden sein soll, nennt die Polizei nicht. Der Gastronom hat sich nach Anfrage dieser Redaktion bis zur Veröffentlichung nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Sparkästen oder auch Sparschränke genannt, haben in deutschen Kneipen eine mehr als hundertjährige Tradition. Das Vereinssparen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg sogar von den Sparkassen gefördert. Noch heute hängen sie in einigen Traditionskneipen, in Bottrop zum Beispiel auch in der Innenstadt beim Hürter oder in der Dom Schänke.