Bottrop. Finn (22) hat viel Mitgefühl für Obdachlose. Deshalb will er Menschen ohne Wohnung nun helfen. Was er und seine Mitstreiter in Bottrop vorhaben.

Allmählich zeigt der Winter auch in Bottrop sein wahres Gesicht: tiefe Temperaturen, nieselnder Regen und viel Dunkelheit. Wo für die meisten Bottroper der Weg zur Arbeit einfach etwas anstrengender oder das Gassigehen mit dem Hund schlicht ungemütlicher wird, fängt für obdachlose Menschen eine besonders schwere Jahreszeit an.

Auch in Bottrop schlafen Menschen auf der Straße, in Grünanlagen oder teils sogar in Vorgärten. Genau diesen Menschen will Finn Wolters nun helfen.

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Der 22-Jährige möchte, gemeinsam mit seinen Familienmitgliedern, einen Verein gründen, um Sach- und Geldspenden sammeln und verteilen zu können. Obwohl man derzeit noch in der Gründungsphase und kein eingetragener Verein ist, ist man bereits engagiert, wie Wolters erzählt: „Wir haben schon Pakete zusammengestellt, mit wichtigen Dingen für einen Winter auf der Straße.“

Hilfspakete sollen Obdachlosen über den Winter bringen

Enthalten sind in den Paketen, für die die Familie selbst Einkäufe getätigt hat, neben Textilien, wie Jacken, dicken Socken, Handschuhe oder anderen wasserfesten Kleidungsstücken, oftmals auch Isomatten und spezielle Rettungsdecken, die übergeworfen den Körper wärmen können.

Finn (22)

„Ich empfinde sehr viel Mitgefühl für Obdachlose. Wenn ich aus dem warmen Haus komme und dick angezogen bin, aber mir nach wenigen Schritten doch kalt wird, dann muss ich häufig an Wohnungslose denken. Man kann nur erahnen, wie sie sich bei den Temperaturen fühlen müssen.“

Finn Wolters
Initiator der „Obdachlosenhilfe Bottrop“

„Diese Decken sind besonders wichtig für die Menschen, denn sie halten warm und können wiederverwendet werden. Außerdem“, so erklärt Finn, „kann man sie nutzen, um sein Hab und Gut vor Regen und Nässe zu schützen, wenn man die Rettungsdecke zum Einpacken verwendet.“

Einmal, so berichtet Finn im Gespräch mit der Redaktion, habe er sogar beobachten können, wie jemand mit der Rettungsdecke, die Finn ihm in Essen zuvor überreicht hatte, eine Überdachung gebaut hat für seinen Sitzplatz.

Obdachlosenhilfe: ein „Kältebus“ als Ziel

„Ich empfinde sehr viel Mitgefühl für Obdachlose“, so Finn weiter, „wenn ich aus dem warmen Haus komme und dick angezogen bin, aber mir nach wenigen Schritten doch kalt wird, dann muss ich häufig an Menschen ohne Zuhause denken. Man kann nur erahnen, wie sie sich bei den Temperaturen fühlen müssen.“

Der junge Mann könne sich dabei besonders gut in hilflose Menschen hineinversetzen, weil er in seinem Leben teils selbst einmal hilflos war. Er habe eine schwierige Jugend gehabt, weil bei ihm erst mit 18 eine leichte Autismus-Erkrankung festgestellt worden sei. Nun möchten er und seine Mitstreiter, bisher vor allem seine Familie, besonders „die unterstützen, die aus dem System gefallen sind.“

Sozialamt hat die Obdachlosen ebenfalls im Blick

Doch die Menschen zu finden und zu erreichen, sei schwierig. Das bestätigte vor wenigen Wochen auch das Sozialamt, das derzeit gemeinsam mit Partnern ein neues Konzept entwickelt, um die Obdachlosen im Stadtgebiet bestmöglich zu unterstützen. Dabei ist wichtig zu differenzieren, wie Oliver Balgar, Abteilungsleiter der diakonischen Einrichtungen, Mitte September in einem Gespräch mit der Redaktion erklärt hat: „Obdachlos sind die Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, sich Schlafplätze im öffentlichen Raum suchen und in Einkaufszentren oder in Hauseingängen übernachten.“

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Genau für diese Menschen sollen nun von der Stadt neue Hilfsangebote geschaffen werden. Momentan, so bestätigten Fachleute noch Mitte November, schlafen in Bottrop vier Männer und drei Frauen dauerhaft draußen. Einige von ihnen wären schon zuvor an Hilfsangebote angedockt gewesen, hätten das aber unterbrochen. Generell, so bestätigte auch Oliver Balgar im November, sei es für diese Menschen krankheitsbedingt oft schwer, Angebote anzunehmen.

Das hat auch Finn festgestellt. „Als ich einmal einem bettelnden Mann eine Spende mit einer Rettungsdecke überreichen wollte, sprang dieser auf und rannte weg.“ Auch das gehöre dazu. An einem Vorhaben jedoch ändert das nichts. „Als Nächstes wollen wir einen Verein gründen, dann weiter aktiv Spenden sammeln.“ Auch das Sozialamt möchte man kontaktieren, um die Hilfe ideal abzustimmen. „Irgendwann“, träumt Finn laut, „wäre ein Kältebus für Bottrop toll.“

Wer sich bei der Obdachlosenhilfe einbringen oder möglicherweise Gründungsmitglied werden möchte, erreicht die Initiative telefonisch unter 01573/9642872 oder per E-Mail an odachlosenhilfe.bottrop@gmail.com. Auch auf Instagram ist die Gruppierung zu finden. Wer etwas spenden mag, kann sich zudem unter 02041/317055 an die Evangelische Sozialberatung wenden.