Bottrop. Die beiden neuen geplanten Pflegeheime in Bottrop sollen 2027 fertiggestellt sein. Ein Problem für alle Pflegeangebote ist der Fachkräftemangel.
Jeder vierte Mensch, der in Bottrop lebt, ist über 65 Jahre alt. Aktuell verlassen die so genannten Baby-Boomer das erwerbsfähige Alter. Damit sind sie nicht sofort pflegebedürftig, denn diese wird in der Regel erst ab einem Alter von 75 Jahren wahrscheinlicher. Doch im Rahmen der jeweils drei Jahre voraus schauenden kommunalen Pflegeplanung erwartet die Stadt Stand jetzt im Jahr 2027 mehr als 8800 Pflegebedürftige. Wird das Pflegeangebot für sie ausreichen?
Ja, antwortet die Stadt. Die Sozialplaner sehen momentan eine voraussichtliche Bedarfsdeckung sowohl in der Tagespflege als auch in der Kurzzeit- und vollstationären Dauerpflege.
Ein neues Pflegeheim in Bottrops Norden, eins in Batenbrock
Wesentlich für diese Einschätzung ist, dass im Laufe des Jahres 2027 zwei neue Pflegeheime mit insgesamt 160 Plätzen in den bislang unterversorgten Ortsteilen in Kirchhellen an der Feldstraße und in Batenbrock-Nord an der Mirkstraße fertiggestellt werden. Träger sind im Norden Comunita, im Süden die Diakonie. „Wir sind in Bottrop auf einem guten Weg, was die Herausforderungen der Demographie angeht“, lautet die Einschätzung von Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. Der Bedarf für diese Heime war bereits 2021 festgestellt worden.
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Durch eine personelle Verstärkung im Bereich der Sozialplanung – an der Seite von Moritz Brunecker ist Till Tadhöfer dort im Einsatz – konnten erstmals auch alle Pflegeanbietenden zu ihren Einschätzungen befragt werden. Was die Heimpflege angeht, spiegelten diese laut Brunecker und Tadhöfer, dass auch ein kurzfristiger Einzug in eine Einrichtung möglich sei. „Bei der Wunscheinrichtung kann es zu Wartezeiten kommen“, schränkt Tadhöfer ein. Die Auslastung der Heime sei grundsätzlich hoch, die Fluktuation allerdings auch.
Kurzzeitpflege in Bottrop: Weitere 40 Plätze bis 2027
Was die Kurzzeitpflege angeht, gibt es aktuell 115 Plätze im Stadtgebiet. Bis 2027 kommen jeweils 20 in Kirchhellen und 20 in Lehmkuhle noch dazu, womit auch hier der Bedarf als gedeckt angesehen wird. „Teilweise gibt es Wartezeiten auf einen Kurzzeitpflegeplatz bis zu einem Monat“, schildert Tadhöfer die aktuellen Einschätzungen der Anbieter.
Gleichzeitig hätten diese deutlich gemacht, dass auch die sogenannten eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze, die sich ohne extra Abteilung in Seniorenheimen finden, je nach Bedarf belegt werden können. Das sind immerhin 87 an der Zahl. Moritz Brunecker: „Wir dachten, diese Plätze seien eher mit Dauerbewohnern belegt. Aber jetzt ergibt sich da für uns ein anderes Bild.“
Tagespflege in Bottrop: Einrichtungen haben noch freie Kapazitäten
Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Für diese kann das Angebot der Tagespflege wertvoll sein, auch zur Entlastung der Angehörigen. Aktuell stehen in Bottrop 85 Plätze zur Verfügung. Die Anbieter haben der Stadt jetzt Daten zur Nachfrage und zu den Gästen geliefert. Ergebnis laut Tadhöfer: „Es hat sich herausgestellt, dass alle fünf Einrichtungen noch freie Kapazitäten haben.“ Die Nachfrage sei heutzutage nicht so groß wie in der Zeit vor der Corona-Pandemie.
Was aber den Pflegeanbietern durchweg Sorge bereitet, ist das Thema der Sicherung des Pflegepersonals. „Wir haben gespiegelt bekommen, dass die neuen Einrichtungen die Personalsituation beeinflussen werden“, berichtet Moritz Brunecker. So haben 82 Prozent der Anbieter in der vollstationären Dauerpflege angegeben, derzeit Personal zu suchen. Ebenso viele glauben, dass der Personalmangel zu Einschränkungen im laufenden Betrieb führen wird. Brunecker: „Wir haben eine fachliche Begleitgruppe eingerichtet.“ Diese soll unter anderem die Lage fortlaufend einordnen und Lösungsansätze entwickeln.
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Bottroper Pflegebedarfsplanung wird jährlich überprüft und angepasst
Die Pflegebedarfsplanung wird jährlich überprüft und an die Entwicklung angepasst. Die Daten der Pflegestatistik basieren auf dem Stand von Ende 2021, da den Bottroper Sozialplanern keine aktuelleren Zahlen vorliegen. Denn die Erhebung erfolgt nur alle zwei Jahre durch das Landesstatistikamt IT.NRW. Die Pflegestatistik 2023 wird Ende diesen Jahres erwartet und fließt in die Pflegeplanung 2025 ein. Die Prognose zur Zahl der Pflegebedürftigen könnte analog der bundesweiten Entwicklung deutlich übertroffen werden, warnen die Bottroper Sozialplaner.