Herne. Noch bekommt jeder Pflegebedürftige einen Platz im Heim. Aber: Wegen Personalmangels gab es in Herner Einrichtungen einen Aufnahmestopp.
Bundesweit ist die Zahl der Pflegebedürftigen im vergangenen Jahr laut Gesundheitsminister Lauterbach deutlich gestiegen. Als Ursache für den „explosionsartigen“ Anstieg geht Lauterbach von einem „Sandwich-Effekt“ aus. Erstmals gebe es zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen seien: „Die Babyboomer und deren Eltern.“ Wenn die Pflege dieser Menschen in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich ist, bleibt vielen nur noch der Aufenthalt in einem Pflegeheim.
Wie ist die Lage in Herne? Können alle Pflegebedürftigen einen Platz in einem Pflegeheim bekommen, wenn sie möchten? Gibt es dafür genug Personal? Die WAZ hat bei der Stadt nachgefragt.
Zurzeit gibt es laut Stadt 26 vollstationäre Pflegeeinrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft. Diese hätten eine Gesamtkapazität von 2240 Plätzen (Stand: 6. Juni). Aktuell seien 58 dieser vollstationären Plätze nicht besetzt. Zum Vergleich:
- Stand 30. April. = 70 freie Plätze
- Stand 31. März. = 73 freie Plätze
- Stand 29. Februar = 80 freie Plätze
- Stand 31. Januar = 89 freie Plätze
Über die landesweite Datenbank www.heimfinder.nrw.de können freie Plätze (tagesaktuell) eingesehen werden.
Personalmangel verschärft die Situation
Somit könne der reinen bedarfsplanerischen Sicht nach derzeit jedem pflegebedürftigen Bürger oder Bürgerin ein stationärer Dauerpflegeplatz angeboten werden, so Stadtsprecher Christoph Hüsken. Die genaue Anzahl an pflegebedürftigen Personen in Herne sei der Stadt nicht bekannt. „Das ist der Struktur des Pflegesystems geschuldet. Die Zahlen der Pflegebedürftigen (mit Pflegestufe) liegen den dafür zuständigen Pflegekassen vor“, so Hüsken.
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Noch könne also jeder Bürgerin und jedem Bürger, die oder der einen stationären Dauerpflegeplatz in einem Herner Pflegeheim braucht, dieser auch angeboten werden. Doch eventuell gibt es bald nicht mehr genügend Personal, das sich um die Bewohnerinnen und Bewohner angemessen kümmern kann. 2023 kam es wegen Personalmangels zu Belegungsstopps in Herner Pflegeheimen.
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Belegungsstopp in zwei Altenpflegeeinrichtungen
Gibt es zu wenig Personal, wird ein Belegungs- und Aufnahmestopp in Pflegeeinrichtungen angeordnet. Aber ab wann ist das der Fall? Wenn – aufgrund von festgestellten oder drohenden Mängeln – die Betreuung weiterer Nutzerinnen und Nutzer nicht sichergestellt werden könne, könne die Behörde die Aufnahme für einen bestimmten Zeitraum untersagen. Dabei liege die Einzelfallentscheidung jeweils im Ermessen der Behörde, teilt Hüsken mit.
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Zuletzt gab es laut Hüsken im Jahr 2023 in zwei Altenpflegeeinrichtungen im Stadtgebiet Herne – aus personellen Gründen – zeitweise einen (behördlichen) Belegungsstopp. 2022 musste bereits bei vier Altenpflegeeinrichtungen in Herne – ebenfalls aus personellen Gründen – zeitweise die Belegung gestoppt werden, erklärte im vergangenen Jahr Stadtsprecher Patrick Mammen gegenüber der WAZ.
Um mit den lokalen Anbietern von stationärer und teilstationärer Pflege in der Stadt Herne aufgrund der aktuellen Situation ins Gespräch zu kommen, habe am 13. Mai die 1. Herner Pflegeklausur im Veranstaltungszentrum Gysenberg stattgefunden, die von der Stadt Herne initiiert wurde. Aus den Ergebnissen dieser Veranstaltung erhoffte man sich, ein besseres Bild von der Lage vor Ort zu gewinnen und gemeinsam mit den betreffenden Akteurinnen und Akteuren zielführende Handlungsstrategien zu entwickeln, so Hüsken.