Bottrop. Klima.Werk: Zum Forum der Zukunftsinitiative hat der Videokünstler Jan Kamensky eine Bottroper Utopie geschaffen. Wo sie zu sehen ist.
Dachgärten so weit das Auge reicht, darüber Schwärme von Vögeln, in der Fußgängerzone liebevoll hergerichtete Beete, Bäume und reichlich Sitzgelegenheiten: So könnte Bottrops Innenstadt schon bald aussehen, zumindest wenn es nach dem Hamburger Videokünstler Jan Kamensky geht. Der zeigt in seiner neuen Arbeit, wie man sich das städtebauliche Konzept einer wasserspeichernden Schwammstadt konkret vorstellen kann.
Entstanden ist der rund 90 Sekunden lange Film anlässlich eines Fachtreffens, bei dem Experten aus der Region am 9. und 10. Oktober in Bottrop darüber beraten, wie die Städte im Revier für die Herausforderungen des Klimawandels fit gemacht werden können.
Was man beim klimagerechten Umbau gewinnen kann: Aufenthaltsqualität in den Städten
Verzicht, Verteuerung, Verbote: Die Debatte um effektive Maßnahmen gegen die Folgen und Ursachen des Klimawandels fokussiert nicht selten auf die negativen Folgen. Dabei gibt es besonders im Kleinen, etwa beim klimagerechten Umbau unserer Städte, auch etwas zu gewinnen: Innenstädte mit einer deutlich verbesserten Aufenthaltsqualität, mit mehr Grünflächen und weniger Verkehr.
Im August war der Künstler vor Ort, um die Straße zu fotografieren. Dabei aufgefallen sind ihm besonders die Versiegelung und der vielfache Leerstand, sagt Kamensky. Die Bilder dienten ihm als Grundlage für seinen Animationsfilm, der Teil einer seit fünf Jahren anwachsenden Serie ist.
Bottrops City: Heute grau und von Leerstand geprägt – morgen grün und lebendig?
Zu Anfang des Bottroper Films bewegt sich zu Westernklängen ein sogenannter Bodenläufer durchs Bild, in der Botanik Ruthenisches Salzkraut genannt, das hier wie im Hollywood-Streifen sagt: In dieser Straße ist tote Hose. Dann brechen Bäume durchs Pflaster, nach und nach ergrünt die gesamte Szenerie. „Es geht darum, aus der Fußgängerzone einen Ort zu machen, der einlädt und Lust macht, Zeit dort zu verbringen“, sagt Kamensky.
- Frühchen Mihra: „So klein und zierlich, aber so stark“
- Lenny (13) geht nicht zur Schule: „Die schlagen mich irgendwann tot“
- Schuldneratlas: So viele Bottroper sind verschuldet
- Neues Konzept auf der Gastromeile: „Pommesbude kann ich nicht“
Seine meist einminütigen Clips sind unter anderem bei Youtube zu sehen. In rund 50 Städten weltweit ließ der Animationskünstler Autos, Straßenlaternen und Ampeln dem Himmel entgegensteigen, als hätten sich die Gesetze der Gravitation plötzlich verkehrt. Die Trägheit überwinden, darum geht es dem Künstler. Sein Appell: „Leute, es könnte ganz anders hier aussehen.“
Visual Utopias sollen Denkanstoß liefern
Sogenannte Visual Utopias hat er in der Region bereits für Plätze und Straßen in Castrop-Rauxel, Witten, Hagen und Duisburg erstellt. Anlässlich des 9. Expertenforums der Zukunftsinitiative Klima.Werk am 9. und 10. Oktober hat er sich nun Bottrop vorgenommen. Dabei ging es ihm nicht die konkrete Umsetzung, sagt der Künstler. Mit seinen Werken will er die Betrachter vielmehr dazu anregen, sich selbst vorzustellen, wie die Städte aussehen könnten. „Da wissen die Bottroperinnen und Bottroper sicher am besten, was man machen kann.“
Zu sehen ist die Visuelle Utopie von Jan Kamensky auf youtube.