Bottrop. Drei soziale Roboter testen bis 14. September in der Bottroper Bibliothek, wie sie Lesern helfen können. So wirken die Roboter im Gespräch.
Ein wenig erinnert der kleine Nao an Wall-E, den Pixar-Roboter, wenn er gestikuliert, nach und nach verarbeitet, was sein Gesprächspartner sagt, und dabei den Kopf schief legt. Der Körperbau ähnelt eher einem Spielzeugroboter oder Transformer. Es ist also kein Wunder, wenn Bibliotheksleitung Jörg Dieckmann sagt, dass besonders Kinder begeistert von den Neulingen in der Bücherei sind.
Ruhrbots in Bottrops Stadtbücherei: Wofür sind die Roboter da?
In der Lebendigen Bibliothek ist noch bis zum 14. September das Projekt „Ruhrbots“ zu Gast. Drei sprechende Computer sollen zeigen, wie soziale Roboter Menschen unterstützen können – und wo es noch Probleme gibt. Die grundlegende Software und die Daten, auf denen die Antworten basieren, sind bei allen drei Robotern identisch. Denn es geht auch darum, zu erproben, wie die Erscheinung der Computer auf unterschiedliche Zielgruppen wirkt. Deshalb erhofft sich das Forschungsteam der Hochschule Ruhr West, dass möglichst viele Bürger Gespräche mit den Ruhrbots führen.
Dabei kristallisiert sich heraus: Kinder begeistern sich besonders für die humanoiden Varianten, also denen, die dem Menschen ähneln, bei denen sich Ältere aber eher skeptischer zeigen. Weniger Technikaffine könnten sich mit Temi wohler fühlen, der im Prinzip aussieht wie ein normales Tablet mit Halterung. Wie die neuen Aushilfen aber wirklich ankommen, müssen die Forscher erst noch auswerten.
Unterhaltung mit den Ruhrbots: Leseempfehlungen mit KI-Sprache
Die drei technischen Assistenten arbeiten zwar mit künstlicher Intelligenz, verwenden diese aber nur für einen „dynamischen Satzbau“, wie Projektkoordinator Alexander Arntz erklärt. So spricht Pepper von Büchern als „besondere Schätze“ und von Elfen, die er losschicken muss, um die Infos zu holen, wenn man nach Leseempfehlungen für Fantasy-Romane fragt. Allgemein ist die Ausdrucksweise der Roboter sehr blumig, wie man es von KI-Sprachmodellen kennt.
In Kombination mit der eher geringen Größe und dem lebhaften Auftreten wirken die Antworten der beiden humanoiden Modelle putzig. Wenn Nao und Pepper angestrengt über gestellte Fragen nachdenken, was etwas dauern kann, mustern sie ihr Gegenüber neugierig. Zu Beginn ist es aber unangenehm bis gruselig, wenn eine Maschine auf die eigene Gestik reagiert und den Blicken des Gesprächspartners folgt: Man fühlt sich beobachtet. Zudem fühlt es sich befremdlich an, die Computer in einer sonst so stillen Bibliothek in einer normalen Lautstärke anzusprechen, zumal die Ruhrbots quirlig und enthusiastisch antworten.
Auch Probleme in der Kommunikation zwischen Mensch und Roboter sollen erforscht werden: Wo hakt es technisch? Der Test in der Bücherei zeigt: Die Roboter müssen noch überarbeitet werden. Technisch hakt es immer wieder, aber das Potenzial einer Unterhaltung über Lesestoff ist da.
Lebendige Bibliothek: Das sagen Besucher zu den sozialen Robotern in Bottrop
Zunächst sind die Gespräche unsicher: „Ich wusste nicht so recht, was ich fragen soll“, sagt Besucherin Anette Lukoschek. Naos Buchempfehlungen habe sie leider akustisch nicht so gut verstanden. Sie findet den Kleinen aber „niedlich und sehr spannend“. Ihre Begleiterung Zeynep Aktas pflichtet ihr bei: Anfangs sei der Roboter „unheimlich“ gewesen, wenn er Blickkontakt sucht, nach kurzer Zeit aber „angenehm“. Die beiden Frauen sind extra in ihrer Mittagspause in die Bibliothek gekommen, um die Roboter zu besuchen.
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Wo könnte man solche sozialen Roboter einsetzen? Projektleiterin Carolin Strassmann erklärt am Beispiel Bürgerbüro, dass Besuchern in verschiedenen Sprachen weitergeholfen werden könnte. Passend dazu werden die drei Roboter in der Bücherei in vier Sprachen getestet: Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch. Auch in Finanzämtern oder Museen könnten Mitarbeitende und Besucher von sozialen Robotern profitieren. Strassmann betont: Es gehe nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern um die Möglichkeit, sie bei der Arbeit zu entlasten. Die Forscherin sieht dabei Potenzial, dem Fachkräftemangel ein wenig entgegenzuwirken.
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Das Forschungsprojekt ist Teil des Kompetenzzentrums Soziale Robotik „RuhrBots“, an dem die Hochschule Ruhr West gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein, der Hochschule für Polizei und Verwaltung, der Evangelischen Hochschule Nürnberg und dem Fraunhofer IMS forscht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt mit rund vier Millionen Euro.
Die Lebendige Bibliothek an der Böckenhoffstraße 12a in Bottrop öffnet Montag bis Freitag von 8 bis 22 Uhr und Samstag von 7 bis 14 Uhr.