Bottrop. Im Bundeshaushalt sind Kürzungen für die Jobcenter vorgesehen. Welche Angebote für Langzeitarbeitslose in Bottrop davon betroffen sein werden.
Im Bundeshaushalt für das kommende Jahr sind Kürzungen in Höhe von bis zu 20 Prozent für die Jobcenter vorgesehen. Davon ist auch Bottrop betroffen, allerdings nicht in gleichem Ausmaß wie die umliegenden Städte.
„Wir haben in Bottrop schon im vergangenen Jahr Einsparungen hinnehmen müssen“, beschreibt Tanja Jesenek-Förster, die Geschäftsführerin des Jobcenters, die Ausgangslage. „Daher fallen die Kürzungen für uns jetzt geringer aus. Sie liegen nach aktuellen Schätzungen bei 1,5 Millionen für den sogenannten Eingliederungstitel, aus dem zum Beispiel Aktivierungsmaßnahmen für Bürgergeldempfänger finanziert werden.“
Jobcenter Bottrop: Bürgergeld oder Weiterbildung nicht von Kürzung betroffen
Die erwarteten Kürzungen für umliegende Städte sind fünf bis zehnmal so hoch, dennoch muss auch das Jobcenter Bottrop seine Angebotspalette auf den Prüfstand stellen. Vor diesem Hintergrund betont die Geschäftsführerin jedoch, dass wesentliche Leistungen wie das Bürgergeld, Rehabilitationsmaßnahmen (Reha) und die Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) von den Kürzungen nicht betroffen sein werden. „Diese Kernbereiche bleiben unangetastet, da sie entscheidend für die langfristige Integration in den Arbeitsmarkt sind“, stellte sie klar.
Darüber hinaus versichert sie, dass trotz der Notwendigkeit, das Budget anzupassen, die Kürzungen mit Fingerspitzengefühl vorgenommen werden und keine drastischen Einschnitte geplant sind.
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„Wir stehen vor der Herausforderung, unser Budget effizienter zu gestalten und gleichzeitig die Qualität unserer Leistungen aufrechtzuerhalten“, erklärte Jesenek-Förster. Als Beispiel für eine Kürzung in angemessenem Rahmen nennt sie das Job-Speed-Dating, das im letzten Jahr im Story Eventhouse stattfand. „Die Maßnahme an sich ist sinnvoll und wird auch nicht aufgegeben. Sie findet aber in kleinerem Rahmen bei uns im Jobcenter selbst statt.“
Auch ein Projekt im Bereich der Flüchtlingshilfe, das in diesem Jahr beendet wurde, wird nicht neu aufgelegt.
Planungsworkshop mit den Teamleitungen des Jobcenters Bottrop
Die Beratungen im Quartier, die seit einigen Monaten in Kirchhellen und im Stadtteilbüro auf der Horsterstraße stattfinden, sind dagegen nicht von der Kürzung betroffen. Und auch die 84 bereits eingerichteten Stellen zur Teilhabe am Arbeitsmarkt (§ 16 i SGB II) sind nicht gefährdet, obwohl diese aufgrund der langen Laufzeit große Geldsummen für mehrere Jahre binden.
Mitte vergangener Woche fand ein Planungsworkshop mit den Teamleitungen des Jobcenters statt. „Dabei haben wir uns entschieden, Einsparungen bei den sogenannten Arbeitsgelegenheiten vorzunehmen, das sind Maßnahmen für eine eher arbeitsmarktferne Zielgruppe. Dies bedeutet jedoch keinen Kahlschlag, sondern wir nehmen sukzessive eine mit den Trägern abgestimmte Anpassung vor, um weiterhin gezielte Unterstützung bieten zu können.“
„„Wir setzen auf bewährte Ansätze und prüfen alle Maßnahmen anhand ihrer Auslastung, um auch mit reduziertem Budget effektive Leistungen erbringen zu können. “
Konkret sollen die Einsparungen durch eine Optimierung der bestehenden Maßnahmen in Abstimmung mit lokalen Partnern erreicht werden. „Wir setzen auf bewährte Ansätze und prüfen alle Maßnahmen anhand ihrer Auslastung, um auch mit reduziertem Budget effektive Leistungen erbringen zu können. Dabei werden alle bereits bestehenden Verträge auf jeden Fall eingehalten“, versichert Jesenek-Förster.
Jobcenter Bottrop legt Wert auf individuelle Betreuung
Die Entscheidung, bei den Maßnahmen für die arbeitsmarktferne Zielgruppe zu kürzen, seien nach eingehender Analyse getroffen worden. Das Kriterium der Auslastung gelte dabei sowohl für die Teilnehmerzahl, die nicht in allen Maßnahmen stabil gehalten werde, als auch für die vereinbarten Stundenbudgets, die oft nicht ausgeschöpft werden.
„Unser Ziel ist es, die vorhandenen Mittel so einzusetzen, dass sie den größtmöglichen Nutzen für die Betroffenen bringen. Dabei legen wir weiterhin besonderen Wert auf eine individuelle Betreuung und maßgeschneiderte Lösungen“, schildert Tanja Jesenek-Förster das geplante Vorgehen.
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Das Team des Jobcenters Bottrop wird die Entwicklungen genau beobachten und regelmäßig evaluieren, um sicherzustellen, dass die Anpassungen adäquat sind und die gewünschten Effekte erzielen.
„Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden alles daransetzen, auch unter eingeschränkten Rahmenbedingungen eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten“, versicherte Jesenek-Förster abschließend.