Bottrop-Kirchhellen. Schule als ein Ort, an dem alle sich wohlfühlen und ihre Kompetenzen einbringen: Das strebt Kerstin Fischer für die Grundschule Grafenwald an.

Kerstin Fischer weiß, was sie an ihrem Team hat. Die Lehrerinnen, die sozial- und sonderpädagogischen Kräfte, der Bufdi, die Alltagshelferinnen und nicht zuletzt die Kolleginnen der OGS: „Da stecken so viele Chancen und Perspektiven drin, die gilt es zu nutzen“, sagt die neue Leiterin der Grundschule Grafenwald.

Mit dem neuen Schuljahr hat Kerstin Fischer das Amt von Marie-Luise Schrader übernommen, die in den Ruhestand gegangen ist. Die Schule in Grafenwald kennt die 48-Jährige schon bestens: Seit 2012 gehört sie zum Kollegium, als Klassenlehrerin und Sportbeauftragte. Sie, die selbst sehr sportlich ist (früher Basketball, heute Laufen) hat Projekte angestoßen wie die Pausendisco während der Corona-Pandemie oder das alternative Sportfest, bei dem sich der Sportplatz zusammen mit Veranstalter Trixitt in eine Art Hüpfburgenpark verwandelte.

Kerstin Fischer: Berufswunsch Lehrerin entstand schon früh

Kerstin Fischer ist eine Macherin – und gleichzeitig eine Lehrerin, die ihren Beruf tatsächlich als Berufung empfindet. „Ich komme gebürtig aus Münster“, erzählt die Wahl-Kirchhellenerin. „Meine Mutter war auch Lehrerin.“ Schon früh sei ihr Wunsch entstanden, später selbst an einer Schule zu arbeiten.

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Sie studiert in Münster, absolviert ihr Referendariat in Xanten. Was heute, in Zeiten des Fachkräftemangels, kaum vorstellbar ist: „Damals gab es zu viele Lehrer.“ Sie, die neben dem Schwerpunktfach Sport auch noch katholische Theologie und Englisch vertiefend studierte, arbeitet nach ihrem Abschluss zunächst im Vertretungspool der Stadt Münster, sucht parallel nach einer festen Stelle. Als ihr Mann eine Anstellung in Essen bekommt, bewirbt sie sich im Ruhrgebiet.

„Zunächst war ich für dreieinhalb Jahre an einer Schule in Oberhausen“, erzählt Kerstin Fischer. Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt sie einen Versetzungsantrag, landet im Schulamt Bottrop, arbeitete in Kirchhellen an der Matthias-Claudius- und der Johannesschule, bevor sie schließlich nach Grafenwald kommt.

Kerstin Fischer, hier in ihrem neuen Büro, erwartet die offizielle Ernennung durch die Bezirksregierung in Münster in Kürze.
Kerstin Fischer, hier in ihrem neuen Büro, erwartet die offizielle Ernennung durch die Bezirksregierung in Münster in Kürze. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

So hat sie viele verschiedene Schulen und Schulsysteme kennengelernt. „Das war auch anstrengend. Aber ich kann aufgrund der Erfahrungen genau sagen, wie ich mir Schule vorstelle.“

Wechsel in die Schulleitung musste auch familiär passen

Der Gedanke, in die Schulleitung zu gehen, begleite sie schon länger. „Aber es musste auch familiär passen.“ Die drei Kinder von Kerstin Fischer und ihrem Mann sind heute 9, 11 und 15 Jahre alt. Ihr Mann könne seit der Corona-Pandemie häufiger im Homeoffice arbeiten. „Das schafft mehr Freiräume für meinen Beruf.“

Sie habe viele Ideen, wie sie Schule entwickeln und zu einem Raum machen möchte, in dem sich alle wohlfühlen: Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehr- und weitere Kräfte. „Nur wer gerne herkommt, ist auch motiviert, etwas weiterzuentwickeln. Schwierigkeiten gibt es immer. Aber mit einer guten Grundstimmung lassen sich die Schwierigkeiten leichter anpacken.“

Zusätzliche Impulse für ihre Leitungsfunktion erhielt Kerstin Fischer während der Schulleiterqualifizierungsmaßnahme der Bezirksregierung Münster mit anschließendem Eignungsfeststellungsverfahren. „Die Prüfung ist für alle Schulformen gleich“, erzählt Kerstin Fischer. Mit Leitungen anderer Schulsysteme sei sie heute in einem Netzwerk freundschaftlich verbunden. „Für meine Arbeit ist das absolut Gewinn bringend.“

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Als einen ihrer Schwerpunkte an der Grundschule Grafenwald nennt sie neben ausbalancierter Digitalität oder offener Kommunikation das Vorhaben, die Multiprofessionalität im Team weiter auszubauen und die verschiedenen Professionen ihren Platz finden zu lassen. Die 48-Jährige zählt auf: Zu ihrem Schulteam gehören zehn Lehrkräfte (darunter ihre Stellvertreterin Cornelia Hoppe-Wolthaus und eine abgeordnete Lehrerin aus Borken), zwei Alltagshelferinnen, eine sozialpädagogische Fachkraft, eine Sonderpädagogin, eine Schulsozialarbeiterin, ein Bufdi, der Hausmeister und in der Verwaltung eine Sekretärin und eine Schulverwaltungsassistentin.

Dazu komme die in Grafenwald besonders enge Verzahnung mit dem Team des offenen Ganztags, mit Anne Blome an der Spitze. Mehr als 90 Prozent der Grafenwälder Grundschüler und -schülerinnen besucht die OGS. Alles in allem möchte Kerstin Fischer versuchen, „das alles noch runder ans Laufen zu bekommen“.

Denn gerade dieses Team aus Menschen, die unterschiedliche Kompetenzen mitbringen, helfe dabei, Herausforderungen zu meistern. Nun ist die Grundschule Grafenwald mit zwei Zügen und knapp 200 Schülerinnen und Schülern zwar klein, und Kerstin Fischer schätzt es, hier eine familiäre Atmosphäre schaffen zu können. Auch unterstützt übrigens von der engagierten Elternschaft im Förderverein, die viele Projekte unterstützt. Aber um eine Insel der Seeligen handele es sich nicht.

„Die allgemeinen Entwicklungen spüren wir hier auch“, sagt die Schulleiterin. Flüchtlingskinder besuchen die Klassen ebenso wie Jungen und Mädchen mit schwierigen familiären Hintergründen. Das Thema Kinderschutz, die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt werde immer wichtiger. „Ich habe die Erfahrung gemacht: In unserem Team findet man immer jemanden, der helfen kann.“