Bottrop. Die beiden Bottroper Heike und Andreas Richters reisen zweimal im Jahr nach Gambia. Dort unterstützen sie das Hilfsprojekt „Kinderdorf Bottrop“.

Zu ihrer ersten Reise nach Gambia musste sie von ihrem Vater noch überredet werden. „1998 hat er mich und meine Schwester Sabine zum ersten Mal dorthin mitgenommen“, erzählt Heike Richters. Die beiden Schwestern wussten damals noch nicht so recht, was sie von der Tour halten sollten, die sie zum Hilfsprojekt „Kinderdorf Bottrop in Gambia“ führte. Vor Ort aber packte sie es, und inzwischen reist Heike Richters (62) mit ihrem Mann Andreas (64) sogar zweimal im Jahr nach Westafrika.

Sie begleiten dort die Aktivitäten des Vereins „Partner für Afrika - Kinderdorf Bottrop in Gambia“, der ins 40. Jahr seines Bestehens geht. „Mein Vater war ein Pate der ersten Stunde“, erzählt Heike Richters. „Er war selbstständiger Klempner und Installateur.“ Und habe als solcher seine handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse über Werkzeuge in Gambia gerne eingebracht. Kein Wort Englisch sprechend, sei Friedrich Metzen dennoch vor Ort prima zurechtgekommen. Dass seine Töchter nach seinem Tod das Engagement fürs Hilfsprojekt fortführten, dürfte sehr in seinem Sinne gewesen sein.

Heike Richters zusammen mit ihrem Vater bei ihrem ersten Besuch im Kinderdorf Bottrop in Gambia im Jahr 1998. Das Foto stammt aus dem Familienarchiv.
Heike Richters zusammen mit ihrem Vater bei ihrem ersten Besuch im Kinderdorf Bottrop in Gambia im Jahr 1998. Das Foto stammt aus dem Familienarchiv. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit ihrer Begeisterung hat Heike Richters auch Ehemann Andreas angesteckt. Zuletzt waren sie im Mai gemeinsam in Gambia. Jüngstes Projekt rund um den Kindergarten für nun 500 Vorschulkinder vor Ort sei eines zum Thema Regenentwässerung, unterstützt übrigens vom Sterkrader Sophie-Scholl-Gymnasium. In der Regenzeit von Juni bis November wird in mehreren Zisternen Regenwasser aufgefangen. In der sechsmonatigen Trockenperiode können dann die Grünanlagen und der Schulgarten mit Wasser versorgt werden, das nicht mehr vom öffentlichen Wassernetz abgezapft oder aus den Brunnen gezogen werden muss.

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„Es sind riesige Tanks in Bassins im Boden eingelassen und mit der Dachregenrinne verbunden“, erzählt Heike Richters. Ehemann Andreas ergänzt: „Das gesammelte Wasser soll für die Gärten und später vielleicht für die Toiletten genutzt werden.“

Sind die beiden vor Ort, packen sie auch handfest mit an, im Mai zum Beispiel beim Ausmisten des Lagers. Zusammen mit der Kinderdorf-Leitung würden häufig Ideen dazu entwickelt, was vor Ort noch gebraucht und umgesetzt werden könnte.

Neben dem Kinderdorf-Projekt schauen die Richters, die bereits verschiedene afrikanische Länder bereist haben, auch andere Teile Gambias an. „Wir haben einen Freund vor Ort, der uns viele Dinge zeigt“, sagt Andreas Richters. „Er kennt sich im Land super aus, von ihm können wir viel lernen.“ Er habe die Bottroper auch schon vier Mal in Deutschland besucht.

Bottroper Projekt ermöglicht Kindern Zugang zu Bildung

Was genau ist es, dass das Bottroper Paar zu solch engagierten Gambia-Paten gemacht hat? „Mich hat gleich die Mentalität der Menschen gepackt, auch außerhalb des Kindergartens“, sagt die auch im Vereinsvorstand aktive Heike Richters. Da sei diese positive Grundeinstellung, trotz aller Armut und Schwierigkeiten. Andreas Richters ergänzt mit Blick auf die unterstützten Kinder: „Wir tun etwas für ihre Bildung, wir geben ihnen Startmöglichkeiten.“ Aktuell werde darüber nachgedacht, ob verstärkt Kinder mit Beeinträchtigungen aufgenommen werden könnten.

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Bestätigung des Engagements sei, wenn sie in Gambia erwachsene Menschen treffen, die ihnen mit Blicks aufs Hilfsprojekt erzählen: „Ich bin in Bottrop zur Schule gegangen.“ Manche seien heute sogar Ärzte. „Man sieht viele Erfolge“, sagt Andreas Richters. „Es macht Spaß, etwas zu tun, was wirklich einen Effekt hat.“

Natürlich werde es vor Ort auch emotional. „Ich habe beim letzten Besuch im Mai ziemlich viel Zeit bei der Krankenschwester verbracht“, erzählt Heike Richters. „Wenn ich dann die Kleinen beim Messen und Wiegen sehe, dann schnürt es mir schon mal den Hals zu.“ Kaputte Zähne im Kindesalter, Leiden unter einfachen Windpocken – „ich denke dann oft: Es gibt so viele Möglichkeiten zur Vorsorge und Behandlung, die die Menschen in Gambia einfach nicht haben.“

Die Bottroperin ergänzt: „Am liebsten würde ich die ganze Welt retten, aber das kann ich nicht.“

Fest steht: „Wenn wir in Gambia aufs Kindergarten-Gelände kommen ist es wie nach Hause zu kommen“, sagt die 62-Jährige. Die Kinder kommen angelaufen, rufen „Toubab, Toubab“ („Weiße“), hängen sich an die Hände der Besucher. Für ihre Zukunft etwas tun zu können, das ist es, was das Bottroper Paar antreibt.