Bottrop. Der jetzige SPD-Fraktionsvorsitzende (34) will zur Kommunalwahl 2025 antreten. Was ihn antreibt und warum er nicht Bernd Tischler 2.0 sein will.

Matthias Buschfeld will bei der Kommunalwahl im September 2025 für die SPD antreten und neuer Oberbürgermeister von Bottrop werden. Das teilte er bei einer privaten Veranstaltung am Sonntag vor mehr als 150 geladenen Gästen im Bürgerhaus im Volkspark Batenbrock mit.

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„Ich mache der Partei ein Angebot“, sagte Buschfeld gegenüber der WAZ zu seiner Person. Die möglichst erfolgreiche Kandidatenkür soll im Herbst dieses Jahres erfolgen.

In der Bottroper SPD ist es für den 34-Jährigen der nächste logische Schritt. Seit 2014 ist er Ratsherr. Seit knapp einem Jahr hat er im Rat den Fraktionsvorsitz des SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Göddertz übernommen. Nun strebt Matthias Buschfeld, gebürtig aus dem Stadtteil Boy, nach dem höchsten politischen Amt der Stadt.

Kommunalwahl 2025: Was Matthias Buschfeld zurzeit beruflich macht

Zurzeit leitet der Wissenschaftliche Mitarbeiter (Studium: Geschichte, Germanistik) das Büro von Thomas Göddertz in der SPD-Zentrale am Pferdemarkt.

Im Gegensatz zu anderen Oberbürgermeistern der SPD (Bernd Tischler, Peter Noetzel, Ernst Löchelt) hat Buschfeld nie zuvor in der Verwaltung gearbeitet. Tischler war zuvor Technischer Beigeordneter der Stadt, Noetzel war Kämmerer, Löchelt war erst Personalratsvorsitzender und dann Dezernent. Buschfeld: „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich kein langjähriger Verwaltungsmitarbeiter bin.“

„Ich bin nicht Bernd Tischler 2.0, nur 30 Jahre jünger.““

Matthias Buschfeld

Das muss seiner Einschätzung nach auch kein Nachteil sein, weil er einen anderen Blickwinkel auf die Dinge habe. „Ich mache seit zehn Jahren Politik im Stadtrat. Und ich glaube, dass ich im Umgang mit der Verwaltung extrem viel gelernt habe“, sagt Buschfeld, der auch Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Familie ist.

Seine Auffassung von Kommunalpolitik erklärt er wie folgt: „Ich glaube, dass es total wichtig ist, Menschen permanent über Entwicklungen zu informieren.“ In der Kommunikation nach außen sieht er bei der Verwaltung künftig noch mehr Potenzial. Kritisieren möchte er die Verwaltung nicht. Sie mache einen guten Job. Dennoch müssten Veränderungen her. „Informationen durch Politik und Verwaltung an die Bürgerinnen und Bürger sind keine Hol-, sondern eine Bringschuld unsererseits.“

Sein Eindruck: Viele Menschen fühlen sich von Stadt und Politik alleingelassen

Man müsse dafür sorgen, dass den Menschen, die nicht unmittelbar die Zusammenhänge von Entscheidungen kennen, erklärt wird, warum und wie und was passiert. Er habe den Eindruck, dass, wenn er durch die Innenstadt läuft, sich viele Leute nicht mehr gehört fühlen.

Die guten Ergebnisse der AfD im Juni bei der Europawahl vor allem im Bottroper Süden, in der Vergangenheit eine SPD-Hochburg, lassen ihn nicht kalt. Buschfeld: „Menschen, die sich in die Arme von populistischen Parteien flüchten, tun dies, wenn sie mit den Veränderungen, die um sie herum passieren, nicht einverstanden sind. Der erste Schritt ist deshalb, dass man miteinander ins Gespräch kommt, die Rolle des Zuhörers einnimmt.“ Er hört oft von den Leuten, dass sie das Gefühl haben, nicht mehr im Hauptaugenmerk der Stadtverwaltung zu liegen. 

Was Matthias Buschfeld (SPD) über Amtsinhaber Bernd Tischler (SPD) sagt

2009 ist er in die SPD eingetreten – aus zwei Gründen. Die Zeit als Zivildienstleistender in der Dialyse-Ambulanz im Knappschaftskrankenhaus hat ihn geprägt. Insbesondere waren es die Mitarbeiter, wie sie im Gesundheitswesen und unter welchen Belastungen, Herausforderungen und welcher Bezahlung im Sozialsystem sie trotzdem engagiert gearbeitet haben. „Ich kann Ungerechtigkeit nicht leiden“, findet er.

Der zweite Grund für den Eintritt in die SPD sei der damalige Wahlkampf von Bernd Tischler gewesen. Den Amtsinhaber lobt er: „Er hat es geschafft, die Stadt mit einem Kohlenpott-Image zu einer Stadt zu machen, die weltweit für ihre Erfolge im Bereich nachhaltige Stadtentwicklung bekannt ist. Das kann man nicht kleinreden“, sagt Matthias Buschfeld.

Sozialpolitik ist der Schwerpunkt seiner bisherigen Laufbahn

Und dennoch sagt er: „Ich bin nicht Bernd Tischler 2.0, nur 30 Jahre jünger.“ Tischler hat ein Studium der Raumplanung abgeschlossen, ein Schwerpunkt seiner Amtszeiten liege „im bautechnischen Bereich“, so Buschfeld und verweist etwa auf Innovation City.

„Ich habe Sozialpolitik in den vergangenen Jahren gemacht“, sagt Buschfeld und findet: „Wir haben eine lebenswerte Stadt, die ganz viel Potenzial hat.“ Aber er lebe auch nicht hinterm Mond. Es gebe „viele Herausforderungen“. Zum Beispiel den Niedergang der Innenstadt oder den Zustand einzelner Stadtteile, in denen Treffpunkte verschwinden.

Seit 1945 hat es mit Bernhard Roghmann (CDU, 1961 bis 1963) nur einen Oberbürgermeister gegeben, der nicht der SPD angehörte. Böse Zungen behaupten, die Sozialdemokraten können sowieso jeden Kandidaten vorschlagen und dieser würde ohnehin ins Amt gewählt werden.

Doch diese Aussage will Buschfeld so nicht stehen lassen. „Das ist hier keine Erbmonarchie“, sagt er. Vorausgesetzt er wird OB-Kandidat seiner Partei, die Kommunalwahl wird weder für ihn noch für die SPD ein Selbstläufer. Buschfeld: „Wir müssen uns strecken.“