Bottrop. Bottroper Arzt gibt einen Überblick über die aktuelle Corona-Lage. Auch wenn die Pandemie vorbei ist, rät er bestimmten Menschen zur Impfung.

Dieser Sommer hat sich in den vergangenen Wochen in Arztpraxen ein wenig wie Winter angefühlt – aufgrund auffallend vieler Atemwegsinfektionen. „20 bis 30 Patienten mit Erkältungssymptomen in der Praxis morgens, das ist für den Sommer ungewöhnlich“, sagt Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Sprecher des Bottroper Ärztevereins. Es sei davon auszugehen, dass ein Großteil davon Corona-Infektionen seien. Mitte August soll die Auslieferung des aktuellen Corona-Impfstoffes beginnen. Wem rät Giepen noch zur Impfung?

Bottroper Arzt: Doppelt so viele Atemwegsinfektionen als im Sommer 2023

Zunächst einmal zur grundsätzlichen Lage. Der Infektionsradar des Bundes zeige deutlich höhere Infektionszahlen als im Sommer des vergangenen Jahres. Bezogen auf allgemeine Atemwegsinfektionen – also nicht nur Corona, aber auch – haben sich die Zahlen bezogen auf Juni/Juli laut Giepen ungefähr verdoppelt. „Das spiegelt sich auch in den Corona-Zahlen wider“, wenn diese auch nicht an die Jahre 2021/22 heranreichten.

Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Sprecher des Bottroper Ärztevereins.
Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Sprecher des Bottroper Ärztevereins. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wobei: Institutionalisierte Corona-Testungen, wie in der Hochzeit der Pandemie, gibt es ja nicht mehr. „Die Arztpraxen selber testen extrem wenig überhaupt noch.“ Eher in Fällen, in denen eine akute Gefahr für einen vielleicht vorerkrankten Patienten befürchtet wird zum Beispiel. „Reguläre Test finden nicht mehr statt“, verdeutlicht Giepen. Er zeigt sich allerdings überrascht darüber, „wie viele Patienten sich selber testen“. Dennoch werde die Dunkelziffer deutlich höher liegen.

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Die jüngsten Virus-Varianten sind Pirola und JN.1. „Sie sind weit verbreitet und können leichter in die Lungenzellen eindringen, das heißt, sie können die Patienten leichter infizieren“, erläutert der Mediziner. Was unter anderem zu den erhöhten Zahlen führen mag. Diese Varianten verlaufen aber nicht schlimmer als ihre Vorgänger.

„Insgesamt ist die Sterberate auf einem relativ niedrigen Niveau“, so Giepen weiter. „Aber Corona ist immer noch gefährlicher als das Influenza-Virus. In der abgelaufenen Winter-Saison sind 4,2 Prozent der Patienten an Influenza verstorben und 5,7 Prozent an Covid.“ In der Regel handele es sich dabei um ältere Patienten, welche mit schweren Vorerkrankungen und die etwa aufgrund einer Autoimmunerkrankung das Immunsystem unterdrückende Medikamente nehmen müssen. „Man sollte das nicht abtun: Für Risikopatienten kann eine Coronainfektion im Zweifel gefährlich sein“, unterstreicht Dr. Christoph Giepen.

Impfstoff gegen Corona ist auf aktuelle Virusvariante angepasst

Jetzt Anfang August können Arztpraxen den neuen Impfstoff bestellen, der auf die JN.1 Variante angepasst worden ist. Laut Studie könne dieser die Krankheitsschwere deutlich reduzieren, berichtet Giepen: „Es ist weiterhin sinnvoll, sich im Zweifel impfen zu lassen.“

Grundsätzlich gelte mit Blick auf Corona: Für alle im Alter zwischen 18 und 59 Jahren solle eine Basisimmunisierung bestehen, die aus drei Antigen-Kontakten bestehe. Das können Impfungen, aber auch durchgemachte Erkrankungen sein.

„Einmal jährlich, in der Regel im Herbst, sollten Risikopersonen die Impfung auffrischen lassen.“ Dazu zählen auch Menschen über 60 Jahren, insbesondere die in einem Seniorenzentrum leben, Mitarbeitende in Gesundheitseinrichtungen, immunsupprimierte Menschen und solche mit schweren Grunderkrankungen.

„Letztendlich sind wir durch die Pandemie durch. Alles spielt sich gerade auf einem niedrigen Niveau ab, köchelt so vor sich hin. Und das wird auch so bleiben“, sagt Giepen. Im Übrigen gelte die Empfehlung an Risikopersonen, die Impfung im Herbst auffrischen zu lassen, genauso für Influenza.