Bottrop. Ein Sicherheits-Profi aus Bottrop soll einer Freundin das Leben zur Hölle gemacht haben. Das Urteil war für den Angeklagten ein Schock.

Das Urteil war kaum gesprochen, da blickte sich der Angeklagte ungläubig um. Auch auf den Zuschauerrängen herrschte Fassungslosigkeit. Bruder, Freundinnen und Freunde – alle hatten fest mit einem Freispruch gerechnet. Doch dafür sahen die Richter am Essener Landgericht keinen Spielraum.

Der angeklagte Sicherheitsprofi aus Bottrop ist am Montag zu drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden – wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Vergewaltigung. Das mutmaßliche Opfer war eine Ex-Freundin, die er wahrscheinlich nie geliebt hat, mit der er aber ein paar Jahre Seite an Seite durchs Leben gegangen ist.

Bottroper Security-Profi hat Freundin Zigarette auf der Zunge ausgedrückt

Die 29-Jährige hatte jede freie Minute in seiner Familie verbracht. „Sie war komplett verliebt“, hatte eine Zeugin den Richtern am Montag noch gesagt. Doch die Zuneigung sei einseitig gewesen. Dass der Angeklagte ihr etwas angetan haben könnte, könne sie nicht glauben. „Er denkt immer erst an andere – dann an sich selbst.“

Die Richter haben allerdings keinen Zweifel, dass der Bottroper der 29-Jährigen das Leben zur Hölle gemacht hat. Einmal hat er ihr laut Urteil sogar eine Zigarette auf der Zunge ausgedrückt, ein anderes Mal am Kinn. Außerdem zwang er sie angeblich, ihre Hände zu einem Aschenbecher zu formen.

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„Zuerst hat sie sich untergeordnet, dann wollte sie sich trennen“, sagte Richterin Karin Meiberg bei der Urteilsbegründung der 7. Strafkammer. Doch das habe der Angeklagte nicht akzeptiert. „Am Ende hatte sie immer größere Angst.“ Von einer „toxischen Beziehung“ war im Urteil die Rede. Von „Wut“ und von „verletztem Stolz“. 

„Du hast drei Sekunden Zeit, um wieder aufzustehen. Sonst bringe ich dich um“

Einer der schweren Vorwürfe geht auf Mai vergangenen Jahres zurück. Damals soll der Angeklagte die 29-Jährige mitten in der Nacht in einen Bottroper Friseursalon verschleppt, eingesperrt und brutal zusammengeschlagen haben. Als sie schließlich auf dem Boden lag, sollen auch diese Worte gefallen sein: „Du hast drei Sekunden Zeit, um wieder aufzustehen. Sonst bringe ich dich um.“

Die 29-Jährige war ihrem früheren Freund von Polen nach Deutschland gefolgt. Als die Beziehung zerbrach, schloss sie sich der Familie des Angeklagten an, in der die Freundinnen der Söhne angeblich immer mit offenen Armen aufgenommen worden sind. Ganz so harmonisch war es möglicherweise aber dann doch nicht. Die 29-Jährige hatte später erzählt, dass sie ausgebeutet worden ist. Sie habe ständig waschen, kochen und putzen müssen.

Es waren ihre Arbeitskolleginnen, die schließlich zur Polizei gegangen waren. Sie hatten sich große Sorgen gemacht. Die Richter haben der 29-Jährigen am Ende geglaubt. Hinweise auf eine Falschbelastung – wie sie vom Angeklagten in den Raum gestellt worden war – sahen sie nicht.

Bottroper Security-Firma hat auch für die Stadt gearbeitet

Ein Großteil des Prozesses ist vom Leiter des Bottroper Ordnungsamtes verfolgt worden. Hintergrund ist eine mögliche Überprüfung der Zuverlässigkeit der Bottroper Security-Firma, die der Angeklagte führt. Die Firma hatte in der Vergangenheit auch städtische Aufträge erhalten, wirbt mit dem Logo der Stadt auf ihrer Homepage.

Bei der Urteilsverkündung waren erstmals auch Wachtmeister im Saal. Sie sollten dafür sorgen, dass alles ruhig bleibt. Es blieb alles ruhig. Mit dem Urteil blieben die Richter unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die viereinhalb Jahre Haft beantragt hatte. Die Verteidiger hatten Freispruch gefordert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.