Bottrop. Bei Starkregen sind Kanalschächte auf der Baustelle des Bottroper Verteilzentrums übergelaufen und haben die Straße geflutet. Was läuft falsch?

Anwohner an der Knippenburg schlagen Alarm: Auf der Großbaustelle an der Ecke An der Knippenburg/Brakerstraße sind beim Starkregen am Montag Kanalschächte übergelaufen und haben die Straße An der Knippenburg geflutet. Thomas Rompe fasst die Sorgen der Anlieger so zusammen: „Da läuft doch was nicht richtig mit der Entwässerung.“ Die Stadt sagt dazu: Die Entwässerung während der Bauphase ist eine Übergangslösung, die womöglich nachgebessert werden kann.

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Seit Januar baut Prologis auf dem ehemaligen Benteler-Gelände zwei riesige Lagerhallen, 14 Meter hoch und 300 Meter lang. Dazwischen entsteht eine 17 Meter breite Zufahrt sowie ab September eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 3,8 Megawatt. Ab Dezember soll der japanische Logistikkonzern Yusen Logistics Deutschland übernehmen und die Hallen als neues europäisches Zentrallager für Mitsubishi Electric betreiben.

Zwei Lagerhallen mit 57.200 Quadratmetern Nutzfläche baut Prologis auf dem ehemaligen Benteler-Gelände an der Knippenburg. Unser Luftbild entstand im Februar.
Zwei Lagerhallen mit 57.200 Quadratmetern Nutzfläche baut Prologis auf dem ehemaligen Benteler-Gelände an der Knippenburg. Unser Luftbild entstand im Februar. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Und eigentlich sollte die Entwässerung in dem Gewerbegebiet, in dem viele Gebäudebetreiber Probleme mit hoch stehendem Grundwasser haben, durch den Neubau deutlich verbessert werden. So warb Prologis bei der Präsentation des Projektes: „Ein Vorteil für die angrenzenden Gewerbebetriebe ist die Erneuerung der Entwässerung. So wird zukünftig eine Versickerung auf dem ehemaligen Industrieareal verhindert, welches gleichzeitig eine Verbesserung der Entwässerung der Brakerstraße bewirkt. Diese wird in Zukunft bei Starkregen nicht mehr überschwemmt, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war.“ Dolle Verbesserung, höhnten am Montag die Anwohner: Jetzt läuft das Wasser nicht mehr die Brakerstraße runter, sondern die Knippenburg.

Bottroper Baustelle wurde um bis zu 1,50 Meter aufgeschüttet

Zwei Probleme gibt es bei der Entwässerung des ehemaligen Benteler-Geländes. Erstes Problem: Zur Brakerstraße ist es um bis zu 1,50 Meter aufgeschüttet worden, um das frühere Gefälle auszugleichen. „Wir reden von 100.000 Kubikmetern, die wir im vergangenen Jahr hier angefahren haben“, sagt Prologis-Entwicklungsmanager Dominik Willgerod. Fast ein halbes Jahr lang haben die Aufschüttungen gedauert, berichtet er bei einem Baustellenbesuch Ende April.

300 Meter lang sind die neuen Lagerhallen.
300 Meter lang sind die neuen Lagerhallen. © FUNKE Foto Services

Die Aufschüttung führt in der Tat dazu, dass das Regenwasser jetzt nicht mehr dem Gefälle Richtung Brakerstraße folgt. Auch auf dem Prologis-Gelände selbst hat es am Montag keine Überschwemmung gegeben, sagt die Projektmanagerin Christina Deuß auf WAZ-Anfrage. „Wir entwässern die Baustelle mit Pumpen, und jederzeit ist jemand vor Ort.“ Das erste Problem liegt im Wortsinn darunter, sagt Thomas Rompe: „Wenn die Kanalschächte wie am Montag überlaufen, rauscht das Wasser mit Macht den Hang hinunter auf die Straße.“

Und auch das zweite Problem liegt tiefer. Die Entwässerungsleitungen haben die Bautrupps schon vor dem ersten Spatenstich verlegt. Aber noch sind sie nicht richtig angeschlossen. Wenn der Neubau fertig ist, sagt Stadtsprecherin Jeanette Kuhn, wird die Entwässerung des Regenwassers mit einem Jahrhundertregen fertig werden: „Das Wasser wird künftig über ein Regenrückhaltebecken gedrosselt direkt in den Piekenbrocksbach eingeleitet werden. Die Kanalisation wird somit entlastet.“

Bottroper Stadtsprecherin: Entwässerung noch über den alten Kanal

Aber so weit ist es eben noch nicht, sagt die Stadtsprecherin: „Derzeit entwässert das Gelände während der Bauphase noch über den vorhandenen Mischwasserkanal. Diese Übergangslösung ist auch Bestandteil der Baugenehmigung.“ Und eigentlich ist nach Ansicht der städtischen Tiefbauexperten doch gar nicht wirklich etwas passiert: „Nach dem starken Regen hat sich das Wasser aufgrund der begrenzten Kapazität des Kanals vorübergehend auf der Verkehrsfläche gesammelt und ist auch zügig wieder abgeflossen. Schäden sind nach unserem Kenntnisstand nicht entstanden.“ Immerhin: „Um über die weitere Situation der Grundstücksentwässerungsanlage während der Bauphase zu sprechen, wird es einen Vor-Ort Termin mit den Bauherren geben.“

Bei diesem Termin sollten sich die Experten eine bessere Übergangslösung einfallen lassen, sagt Anlieger Rompe, selbst Betreiber einer Firma in der Nachbarschaft. „Am Montag hatten wir eine Viertelstunde Starkregen.“ Wie werde das erst aussehen, wenn es noch schlimmer kommt?