Bottrop. Neue Parkinson-Tagesklinik am Knappschaftskrankenhaus geht innovative Wege. Sie ist Teil des Parkinson-Zentrums Bottrop. Mit dabei: Hund Ludwig.

Zittern, verlangsamte Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen: Das sind wohl die bekanntesten Symptome einer Parkinson-Erkrankung. Doch Betroffene leiden etwa auch unter Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Antriebsverlust, verstärktes Schwitzen. „Das empfinden Patienten sogar oft als noch einschränkender“, sagt Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie am Knappschaftskrankenhaus. Ihre individuellen Bedürfnisse sollen in der neuen Parkinson-Tagesklinik im Fokus stehen.

Parkinson-Tagesklinik Bottrop: Dreiwöchige ambulante Therapie

Eine dreiwöchige ambulante Therapie speziell für Menschen mit der früher gerne „Schüttellähmung“ genannten Nervenkrankheit, angesiedelt am Reha-Zentrum Prosper und gewährt nach Antrag: Voraussichtlich noch in dieser Woche kann die erste Tagesklinik-Gruppe damit starten. Gemeinschafts- und Einzeltherapien wechseln sich ab, Angehörige werden über Beratungsangebote miteinbezogen. Dazu stehen Therapien auf dem Programm, die Parkinson-Patienten in dieser Summe laut Eggers nicht überall finden – deren positive Effekte aber anhand von Daten erwiesen seien.

Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie im Knappschaftskrankenhaus in Bottrop, ist überzeugt: Boxtraining hilft Parkinson-Patienten.
Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie im Knappschaftskrankenhaus in Bottrop, ist überzeugt: Boxtraining hilft Parkinson-Patienten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Bogenschießen zum Beispiel. „Dabei geht es um die Bewegungsausführung, aber auch um die Fokussierung, die Zielsetzung“, erläutert der Neurologe. Tai Chi sollen die Patienten üben können – das erhöhe ihre Stabilität. Boxen zudem und den Neuro-Tango. „Viele Parkinson-Patienten leiden unter Gangstörungen.“ Durch den deutlichen Tango-Rhythmus gelinge es ihnen besser, in Bewegung zu kommen.

Parkinson-Patienten üben in Bottrop mit Therapiehund Ludwig

Dazu kommen im Tagesklinik-Angebot Hirnleistungs- und Stimmtraining, Hocker-Gymnastik und Ergotherapie. Wichtig ist dem Therapie-Team der sofortige Transfer des in der Tagesklinik Geübten in den Alltag.

Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie am Knappschaftskrankenhaus Bottrop, mit Therapiehund Ludwig.
Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Neurologie am Knappschaftskrankenhaus Bottrop, mit Therapiehund Ludwig. © KKH

Die Patienten zur Bewegung motivieren – indem sie zum Beispiel in großem Bogen Leckerchen für ihn werfen oder ihm durch einen Slalom-Parcours folgen –, das soll im Rahmen der tagesklinischen Behandlung Therapiehund Ludwig. Der Magyar Vizsla (Ungarischer Vorstehhund) braucht nur gerade selbst eine Behandlung, denn er hat sich das Bein gebrochen, erzählt Eggers. Ist er aber erst einmal im Einsatz, gerade bei depressiven Patienten, dann fungiert er als Stimmungsaufheller, erzeugt Freude an der Therapiearbeit, kann Unruhezustände lindern. „Das ist ein Baustein in unserem Portfolio“, ordnet Eggers ein.

Parkinson-Klinik ist Teil des Parkinson-Zentrums Bottrop

Das komplette Portfolio des Parkinson-Zentrums am KKH, zu dem die Tagesklinik zählt, soll sämtliche Krankheitsstadien abdecken. Es reicht von der (möglichst frühen) Diagnostik über Medikamentenpumpentherapien, die Tiefe Hirnstimulation unter bestimmten Voraussetzungen, eine zweiwöchige stationäre Komplexbehandlung bis hin zur palliativen Versorgung am Lebensende. Denn Parkinson ist unheilbar, kann aber mit einer Kombination aus Medikamenten und Therapie behandelt werden.

Geplant ist am KKH in ein paar Wochen zudem eine Bewegungsanalyse mittels Smartwatch, die das Bewegungsverhalten der Patienten (auch im Schlaf) automatisch aufzeichnet. „Ein elegantes System, das Stück für Stück in Deutschland Anwendung findet“, sagt Eggers.

Der Bedarf ist da; die Anzahl der Parkinson-Erkrankten steigt, berichtet der Chefarzt. „Das liegt zum einen an der demographischen Entwicklung“, so Eggers. Die Menschen werden älter und damit die Wahrscheinlichkeit größer, an Parkinson zu erkranken. Zum anderen liege das aber auch am gestiegenen Bewusstsein von Ärzten und Patienten für diese Erkrankung, so dass die Diagnose heutzutage früher und besser gestellt werde.

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