Bottrop. Wer in der Innenstadt baut oder große Veränderungen am Dach plant, muss es künftig bepflanzen. Was das für Hausbesitzer und Bauherren bedeutet.
Bottrop soll grüner werden – und zwar auf den Dächern. Schon 2020 hat der Rat der Stadt eine Gründachstrategie beschlossen. Dort, wo es sich gerade im Sommer besonders aufheizt – sogenannte Hitzeinseln – soll eine Dachbegrünung künftig Pflicht sein. Nun geht es an die Umsetzung. Dafür haben die städtischen Planer nun einen Bereich definiert, in dem sie über einen Bebauungsplan eine Dachbegrünung verpflichtend festlegen.
Dieser Bereich umfasst – grob gesagt – den Großteil des Stadtkerns. Er wird begrenzt etwa durch die Zeppelinstraße, umfasst aber auch Bereiche von Friedrich-Ebert-Straße und Auf der Bette bis hin zu Osterfelder, Sterkrader und Lützowstraße. Kurz gesagt – ein riesiges Innenstadtgebiet. Derzeit beraten die politischen Gremien über die Einleitung eines solchen formalen Verfahrens. Doch wenn dort nun die Gründachpflicht kommt, was bedeutet das für Immobilienbesitzer im Geltungsbereich dieses Plans?
Für Altbauten in dem Gebiet gilt der Bestandsschutz
Zunächst einmal: Niemand, der dort ein Haus hat, muss sich Sorgen machen, dass er nun kurzfristig sein Dach begrünen muss. Hier gilt der Bestandsschutz. Zuallererst würden die neuen Regeln für Neubauten gelten, sagt Planungsdezernent Klaus Müller. Schaut man sich das dicht bebaute Gebiet an, so müsste da wahrscheinlich zuerst ein Haus abgerissen werden, bevor man neu bauen kann. Allerdings: Auch bei „genehmigungspflichtigen Änderungen“ am Dach greift die Regel. In dem Fall aber müsste die Änderung über den Einbau von Dachgauben hinausgehen.
Gleichzeitig sieht man aber auch, dass das von der Verwaltung definierte Areal nahezu deckungsgleich ist mit der entsprechenden Hitzeinsel in Stadtmitte. Heißt: Hier wird es in den Sommermonaten besonders heiß, und auch nachts gibt es nur wenig Abkühlung. Hier sollen Gründächer Abhilfe schaffen. Denn sonstiges Stadtgrün oder Grünflächen seien in dem Bereich rar, gleiches gelte für Flächen, um neue anzulegen.
Stadt Bottrop hat Geld vom Land erhalten um Gründächer zu fördern
Gleichzeitig ist aber auch klar: Längst nicht alle Dächer können bepflanzt werden. Deshalb gilt die Vorschrift auch nur für Flachdächer und Dächer mit einer Neigung von maximal 15 Grad. Das klassische Satteldach kommt für eine Bepflanzung ja gar nicht ohne weiteres in Frage. Und auch sonst sieht die Vorlage der Verwaltung noch einige Ausnahmen zu – so muss bei Bestandsbauten die Statik für ein Gründach ausgelegt sein. Auch in Fällen, wo durch das Dach Licht hereinfallen muss – etwa bei Werkshallen – sind laut Stadtverwaltung Ausnahmen zulässig.
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Bereits im Sommer hat die Stadt zudem angekündigt, Privatleute und Betriebe, die Dächer oder Fassaden begrünen wollen, zu unterstützen. Über ein Landesprogramm stehen der Stadt rund 250.000 Euro zur Verfügung, die sie an Immobilienbesitzer ausschütten. Privatleute können bis zu 15.000 Euro erhalten, Betriebe bis zu 20.000 Euro. Weitere Infos und die entsprechenden Anträge zur „Begrünungsoffensive Bottrop“ hat die Stadt auf ihrer Internetseite veröffentlicht (www.bottrop.de/bebo).
Bei neuen Baugebieten schreibt Bottrop auch Gründächer vor
Damit muss klar sein, dass es einen langen Atem braucht, bis wirklich Gründächer in der City sprießen. Allerdings macht Klaus Müller deutlich, dass die Verwaltung nicht nur in der Innenstadt die Dachbegrünung vorantreiben will. Auch wenn es um neue Baugebiete und neue Bebauungspläne gehe, seien immer bepflanzte Dächer vorgesehen. Als Beispiel nennt Müller die Tourcoingstraße. Dort wird derzeit über eine mögliche Bebauung auf einem Streifen eines angrenzenden Feldes beraten. Wenn sie gestattet wird – das politische Votum steht noch aus –, dann nur mit Gründächern. Auch die städtische Baugesellschaft plant ihre neue Siedlung in Batenbrock entsprechend.
Das alles sei eingebettet in eine regionale Strategie, sagt Müller. Die Städte seien sich einig, dieses Thema voranzutreiben. Hintergrund ist der Klimawandel. Die Dachbegrünung ist ein Baustein, um sich dem anzupassen. Die Stadt Dortmund gehe da sehr konsequent voran, berichtet Müller aus Gesprächsrunden mit den Planungsdezernenten der Region.
Grüne Dächer allein reichen nicht
Die Bezirksvertretung Mitte hat sich als erstes politisches Gremium am Donnerstag mit dem Bebauungsplanverfahren befasst. Einstimmig votierten die Mitglieder dafür, ein entsprechendes Verfahren einzuleiten, um so mehr Grün in die Innenstadt zu bringen.Gleichzeitig wiesen einige Vertreter aber auch darauf hin, dass grüne Dächer allein nicht ausreichten und dieser Ansatz langfristig sei. Grünen-Vertreter Karl-Heinz Hulisz mahnte, es brauche in der Innenstadt mehr Grünflächen und Wasser. Man müsse den Mut haben, Flächen auch zu entsiegeln, so sein Appell. Der Pferdemarkt oder auch die Parkplätze an Böckenhoff- und Schützenstraße böten sich aus seiner Sicht dafür an.