Bottrop. Die Stadt Bottrop rief eine Klimaoffensive aus. Ratsvertreter sehen sie aber in der Defensive. Wer sonst noch mehr für den Klimaschutz tun kann.

Die Klimaoffensive der Stadt ist einer großen Mehrheit der Ratsmitglieder nicht intensiv genug. Ihre Kritik machte sich jetzt an der Gründachstrategie der Stadt fest. Sowohl Ratsmitglieder der SPD als auch der CDU, der Grünen und der ÖDP reicht der derzeitige Einsatz für begrünte Dächer nicht aus. Im Zentrum ihrer Kritik steht die Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBB). Den Ratsparteien genügt aber auch das Engagement anderer Unternehmen nicht, an denen die Stadt beteiligt ist. Auch die Bottroper Sparkasse, die Bottroper Entsorgung (Best) oder die Vestische zum Beispiel sollten sich stärker einbringen, fordern Ratsvertreter.

„Enttäuschend“ findet SPD-Ratsherr Markus Kaufmann die erste Bilanz der städtischen Gründachstrategie, die Beigeordneter Klaus Müller neulich vorlegte. Danach sind die Dächer von zwölf städtischen Gebäuden begrünt. Dazu gehören zum Beispiel der neue Klassentrakt des Josef-Albers-Gymnasiums, eine Reihe von Kindergärten oder die Boyer Feuerwache. Für weitere neun Bauten sind danach in den kommenden zwei Jahren ebenfalls begrünte Dächer vorgesehen. Dem SPD-Ratsherrn ist das aber zu wenig. „Es tritt Ernüchterung ein“, kommentierte Kaufmann die Bilanz der Stadt. Grünen-Vertreter Roger Köllner stimmte ihm zu. „Völlig enttäuschend“, sei die erste Gründachbilanz der Stadt. „Das kann nur ein Anfang sein“, meint auch der Grüne.

SPD und Grüne sehen Firmen der Stadt bei Dachbegrünung in der Pflicht

FInnovativ und klimafreundlich: Die Solarfassade des Vivawest-Mietshauses am Ostring nimmt Sonnenenergie auf.
FInnovativ und klimafreundlich: Die Solarfassade des Vivawest-Mietshauses am Ostring nimmt Sonnenenergie auf. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Gerade die Argumente der städtischen Wohnungsbaufirma GBB gegen begrünte Dächer könne man nicht gelten lassen, kritisierte der Grafenwälder SPD-Ratsherr Markus Kaufmann. Die GBB-Leitung hatte argumentiert, dass es teurer sei Gründächer zu erstellen und zu warten. Außerdem sei der Aufwand bei Dachsanierungen größer, da das Grün erst wieder entfernt werden müsse. Die Stadttochtergesellschaft hat bisher auch kein einziges Gebäude mit begrüntem Dach in ihrem Bestand. „Solche Gesellschaften sollten als Vorbilder dienen und einen Schritt vorangehen“, forderte Kaufmann. Die GBB sieht mittlerweile auch vor, zumindest die beiden neuen Kindertagesstätten an der Horsthofstraße in Kirchhellen und der Klosterstraße in der Boy mit Gründächern auszurüsten.

Eine Abfrage der Verwaltung ergab allerdings, dass bei städtischen Beteiligungsgesellschaften wie der Emscher Lippe Energie (Ele), der Bottroper Entsorgung (Best), der Flugplatzgesellschaft Schwarze Heide, der Vestischen, der Sparkasse oder dem Sport- und Bädertrieb bisher weder eine Grünbedachung vorhanden noch geplant sei.

Auch spezielle Pflastersteine wie an der Peterstraße verbessern die Luft

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Wie Markus Kaufmann forderte daher auch SPD-Sprecher Franz Ochmann ein größeres Engagement beim Klimaschutz. „Wir können viel mehr tun“, sagte der Bezirksvertreter. „Wir sollten dabei nicht nur auf die Dächer setzen. Wir dürfen die Fassaden nicht vergessen“, sagte. Auch Fassadenbegrünungen seien schließlich ein Beitrag zur Klimaverbesserung. Dem stimmte CDU-Ratsherr Frank Kien ausdrücklich zu. Ein einfacher Ansatz sei eine Bepflanzung mit Ranken wie Efeu. „Der Aufwand ist überschaubar“, sagte der Unternehmer. SPD-Ratsherr Rüdiger Lehr wiederum wies zum Beispiel auf die Erprobung der speziellen Gehwegpflastersteine an der Peterstraße hin, die die Luft verbessern, indem sie Stickoxide abbauen. Auch auf solche Maßnahmen solle die Stadt in ihrer Klimaoffensive stärker setzen. „Da gibt es viel mehr, da ist viel in Bewegung“, forderte auch Lehr mehr Engagement ein.

Gründachkataster beim RVR

Ein Gründachkataster des Regionalverbandes Ruhr (RVR) zeigt an, welche Dächer im Bottroper Stadtgebiet für eine Begrünung geeignet sind. Der städtische Fachbereich für Umwelt und Grün arbeitet derzeit an einer Übersicht aller bereits vorhandenen Gründächer in Bottrop. Diese soll in Zukunft neben den bekannten Beispielen wie Ostermann oder das Südringcenter sämtliche privaten Dachflächen bis hin zu begrünten Garagendächern enthalten.

Das RVR-weite Gründachkataster ist zu finden unter der Internetadresse: www.rvr.ruhr/themen/oekologie-umwelt/startseiteklima/gruendachkataster.