Bottrop. Die Becker-Unternehmensgruppe hat sich als Abriss-Spezialist bundesweit einen Namen gemacht. Warum sie jetzt in einen neuen Standort investiert.

Schon bald sollen an der Batenbrockstraße die Bagger rollen. Hier, unterhalb des Bottroper Wahrzeichens, dem Tetraeder, plant die Becker-Unternehmensgruppe ihren neuen Firmensitz. Rund 4,5 Millionen Euro investiert das Unternehmen hier im Bottroper Süden. Die bisherigen Standorte in Bottrop und Oberhausen platzen aus allen Nähten, deshalb bündeln die Abriss-Spezialisten ihr Geschäft nun an neuer Stelle.

Wie dynamisch sich das Unternehmen entwickelt hat, zeigt sich auch an den Plänen für den Neubau. Zuletzt wurden sie extra noch einmal angepasst, um mit dem Wachstum Schritt zu halten. „Wir haben einen Teil des Gebäudes aufgestockt“, erklärt Geschäftsführer Christian Becker. Vor fünf Jahren beschäftigten er und sein Mitgesellschafter Michael Pfeiffer noch 70 Mitarbeiter, inzwischen sind es fast 300, die zuletzt einen Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro erwirtschaftet haben.

Platz für rund 60 Mitarbeiter auf 1400 Quadratmetern

Rund 60 Mitarbeiter sollen künftig in dem Neubau auf 1400 Quadratmetern ihren Arbeitsplatz finden. Die übrigen Beschäftigten sind an anderen Standorten oder aber auf den diversen Baustellen aktiv. Zusätzlich sind Schulungsräume eingeplant. Und auch weiteres Wachstum ist möglich, der Neubau und auch das Grundstück böten noch Erweiterungsmöglichkeiten, sagen Becker und Pfeiffer.

So soll das fertige Gebäude an der Batenbrockstraße aussehen. Im März ist Spatenstich, im Sommer 2023 will man einziehen.
So soll das fertige Gebäude an der Batenbrockstraße aussehen. Im März ist Spatenstich, im Sommer 2023 will man einziehen. © Haas & Höing | Haas & Höing

Und wer weiß, vielleicht werden die ja künftig noch gebraucht werden. Denn die beiden geschäftsführenden Gesellschafter haben weitere Pläne, haben zuletzt neben der Becker Sanierungstechnik (BST) noch die Schwesterunternehmen Becker Baumaschinen (BBM) und Becker Umwelttechnik (BUT) gegründet. Seither firmieren sie auch als Unternehmensgruppe.

Bottroper wollen sich zum Generalunternehmer für Abriss und Tiefbau entwickeln

Das Ziel der beiden: Analog zum Generalunternehmen im Hochbau wollen sie sich zum Generalunternehmer im Tiefbau entwickeln. Die Idee ist: Vom Abriss durch die BST bis zum Ausheben der Baugrube und der Entsorgung (BUT) wollen die Bottroper alles aus einer Hand anbieten. Zusätzlich wollen sie über die BBM den Verleih und auch die Wartung und Reparatur von Baumaschinen anbieten. Zumindest beim Verleih hapert es noch, man habe so viel zu tun, dass die Maschinen alle in Benutzung sind, sagt Michael Pfeiffer. Aber zur Mitte des Jahres wolle man auch in dem Bereich richtig Fahrt aufnehmen.

Rund 7000 Quadratmeter ist die Fläche in Bottrop-Batenbrock groß, auf der die Unternehmensgruppe ihren Neubau plant.
Rund 7000 Quadratmeter ist die Fläche in Bottrop-Batenbrock groß, auf der die Unternehmensgruppe ihren Neubau plant. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Dass es so laufen würde, haben sich die beiden Gesellschafter vor zehn Jahren, als sie angetreten sind, nicht ausgemalt. Man habe auf einen Umsatz von zehn Millionen Euro gehofft. Doch mit einigen Arbeiten haben sich die Bottroper einen Namen in der Branche machen können, gelten inzwischen als Spezialisten für schwierige Abrissarbeiten in innerstädtischen Bereichen.

Abriss des Deutsche-Welle-Hochhauses in Köln bringt viel Aufsehen und Prestige

Zuletzt waren sie auch verantwortlich für den höchsten Hochhausabriss Europas. In Köln hat die BST das Haus der Deutschen Welle abgerissen. 138 Meter hoch, Stockwerk für Stockwerk habe man das Gebäude abgetragen. Das war gleichzeitig – nach dem Palast der Republik – auch die größte Asbestsanierung überhaupt. Eine Sprengung sei nicht möglich gewesen, sagt Michael Pfeiffer. Also kamen Betonsägen, Schneidwerkzeuge und sogar Abbruchroboter zum Einsatz. Vorteil der automatischen Helfer: Der Mitarbeiter steuert sie aus der Ferne, muss sich gar nicht in mögliche Gefahrenbereiche begeben.

Ende 2021 hat die BST die Baustelle in Köln abgeschlossen. „Die hat uns viel Prestige eingebracht“, sagt Christian Becker. Und daraus folgten eben weitere Aufträge. Aktuell reißen die Bottroper ein Hochhaus auf dem Essener Campus ab, zeitgleich eines in Hamburg. In Bottrop war die BST auf dem Brockmann-Gelände und im alten Karstadt-Haus aktiv.

Firmensitz wird mit dem Neubau von Oberhausen nach Bottrop verlegt

Ehrensache, dass sie den Bau, der vorher auf dem Grundstück an der Batenbrockstraße stand, selbst abgerissen haben. Von der ehemaligen Kita Rappelkiste ist nichts mehr zu erkennen. Im März ist der erste Spatenstich geplant. Dann wird gebaut. Dabei setzt die Unternehmensgruppe auch auf Nachhaltigkeit, plant mit Dachbegrünung und Photovoltaikanlage. Zusätzlich seien auch Ladesäulen angedacht, sagt Christian Becker. „Denn wir wollen einen Teil des Fuhrparks auf E-Mobilität umrüsten.“ Im Sommer 2023 will die Unternehmensgruppe einziehen, die Niederlassungen in Köln und Offenbach bleiben jedoch erhalten.

Doch mit dem Einzug werde man auch kurzfristig den Firmensitz nach Bottrop verlegen. Denn offiziell sitzt das Unternehmen bisher in Oberhausen. Dass sie nun in Bottrop fündig geworden sind und hier ihre eigene Unternehmenszentrale bauen, freut die beiden Geschäftsführer besonders. Schließlich sind beide in Bottrop geboren und aufgewachsen, wohnen noch heute in der Stadt. Und dann im Schatten des Tetraeders arbeiten zu können, das können sie kaum erwarten.

Personal und Ausbildung

Mit dem Wachstum geht auch die Suche nach dem passenden Personal einher. Das sei nicht immer ganz einfach, sagen Christian Becker und Michael Pfeiffer. Der Fachkräftemangel mache sich auch in der Branche bemerkbar. Sie setzten deshalb auch stark auf Quereinsteiger.

Im kaufmännischen Bereich bildet die Unternehmensgruppe auch aus. Das wolle man künftig auf andere Bereiche ausweiten, sagen die Geschäftsführer. Vor allem im Bereich der BBM sei das auf Sicht angedacht – etwa in der Werkstatt für die Baumaschinen.