Kirchhellen. Seit 1983 ist Volker Fockenberg fasziniert von Wildbienen. Dieses Hobby hat er zum Beruf gemacht. Ein Flüchtling aus Syrien hilft ihm dabei.

Dies sind drei Erfolgsgeschichten. Die des Grafenwälders Volker Fockenberg, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat und Nisthilfen für Wildbienen vertreibt. Die von Khalil Romane, der 2015 als Flüchtling nach Deutschland kam und jetzt als Produktionshelfer für Bienensteine seine Familie ernähren kann. Und die des Jobcenters, die das möglich gemacht hat.

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Der Reihe nach. Volker Fockenberg, studierter Geograf und Zoologe aus Grafenwald, hat schon als Schüler seine erste Nisthilfe für Wildbienen am Balkon des elterlichen Hauses gebaut. „Von da an hat mich das Wildbienenfieber gepackt.“ 72 der mehr als 500 Wildbienenarten hat er in seinem Garten schon entdeckt und dort auch eine Produktionsstätte für Nisthilfen gebaut. 5000 seiner selbst aus Ton produzierten „Bienensteine“ verkauft er pro Jahr. „Im Moment bin ich mal wieder ausverkauft, bis die neue Serie fertig ist.“

Viele Jahre lang hat ihn ein Mitarbeiter unterstützt, bis der eines Tages gesagt habe: Jetzt ist gut gewesen. Danach beschäftigte Fockenberg 450-Euro-Kräfte, mit wechselndem Erfolg, wie er selbst sagt: „Das hatte nichts mit mangelndem Einsatz zu tun. Aber wenn manche Menschen zwei linke Hände haben, sind sie bei mir einfach nicht richtig aufgehoben.“ Deshalb fragte er irgendwann beim Jobcenter „Arbeit für Bottrop“ nach: Habt ihr nicht einen Langzeitarbeitslosen, den ich ausbilden kann? Auftritt Khalil Romane.

Der erste Anlauf endete vor der Sprachbarriere

Nacharbeiten an den Bienensteinen: Wenn sie aus der Stanze kommen, müssen einige Nistlöcher per Hand ausgebohrt werden.
Nacharbeiten an den Bienensteinen: Wenn sie aus der Stanze kommen, müssen einige Nistlöcher per Hand ausgebohrt werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In Syrien war Romane bis zu seiner Flucht im Oktober 2015 Chef einer kleinen Schreinerei mit vier Mitarbeitern gewesen. Deshalb war es nach der Anerkennung seines Flüchtlingsstatus im Dezember 2016 für das Team des Jobcenters naheliegend, ihn bei einem Schreinerbetrieb in Kirchhellen vorzustellen. Das hat damals nicht wirklich funktioniert, sagen die neue Jobcenter-Chefin Tanja Jesenek-Förster und ihre Teamleiterin Arbeitgeber-Service: Wie oft in solchen Fällen war die Sprachbarriere zunächst unüberwindbar.

Dagegen sollten Integrationssprachkurse helfen. Danach kam Fockenbergs Anfrage. „Bei einem Praktikum hatte ich das Gefühl: Das passt“, berichtet Fockenberg. „Khalil vermittelte mir von Anfang an seine Entschlossenheit, auf eigenen Beinen stehen zu wollen.“ Den gleichen Eindruck hatte auch das Team des Jobcenters gewonnen. Also gab das Jobcenter Arbeitgeber Fockenberg für zwei Jahre einen Lohnkostenzuschuss.

Bienenlarven leben ein Jahr lang vom „Bienenbrot“

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Im ersten Jahr hatte Khalil Ramone eine halbe Stelle bei „Wildbiene.com“ Im Oktober 2020 wurde die Stelle auf Vollzeit aufgestockt. Inzwischen hat Fockenberg ihn in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Ramone hilft beim Empfang der Tonsteine mit Schamott-Anteil, stanzt die Nistlöcher in die Bienensteine, in denen die Larven vor dem Schlüpfen ein Jahr lang vom „Bienenbrot“ leben, brennt sie bei 995 Grad und hilft beim Verpacken für den Versand. Volker Fockenberg kann sich, wie er sagt, „auf den Papierkram konzentrieren“ und weiß, wenn er etwa einen Auftrag für eine Wildbienenkartierung erhält, die Produktion in guten Händen. Und Khalil Ramone kann jetzt ohne staatliche Unterstützung seine Familie ernähren.