Kirchhellen. Zoologe Volker Fockenberg setzt neue Nistwand aus Lehm in zugemauertes Fenster von Hof Jünger ein. Somit können geschütze Insekten heimisch bleiben.
.Als das historische Ziegel-Mauerwerk an der Südfassade des Kulturzentrums Hof Jünger im Herbst des vergangenen Jahres auf Grund von Witterungsschäden neu verfugt werden musste und wurde, hatte dies Folgen für die Natur. Denn durch die dringend nötige Sanierung am Wellbraucksweg waren unfreiwillig viele der Nistplätze von geschützten Wildbienen, die in der Region leben, zerstört worden.
Damit die Wildbienen aber auch weiterhin am Hof Jünger einen geschützten Nistplatz finden können, hat der Zoologe Volker Fockenberg eine Nistwand aus Lehm für die bedrohten Tiere gebaut. In Absprache mit der unteren Landschaftsbehörde hat der Kirchhellener ÖDP-Bezirksvertreter eine zugemauerte Fensternische so umgebaut, dass die Wildbienen weiterhin eine Heimat am Hof Jünger haben. Fockenberg machte sich völlig ehrenamtlich an die Arbeit, und die Materialkosten für die Lehm-Nistwand übernahm die ÖDP.
Sandiger Schluff
Gegen Ende März können die ersten Pelzbienen nun in die Blöcke aus dem speziellen Lehm einziehen. „Die Zusammensetzung des Lehms ist für den Besiedlungserfolg entscheidend. Ist das Material zu fett, wird es beim Trocknen steinhart und nicht besiedelt“, erklärt Fockenberg. Deshalb habe er nur sandig-lehmigen Schluff aus Grafenwald verwendet. „Dieser Lehm hat sich bereits bei anderen Nisthilfen hervorragend bewährt“, sagt der Zoologe.
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Bei einer ersten Ortsbegehung hatte der ÖDP-Bezirksvertreter in den alten Kalkmörtelfugen der Hof-Jünger-Fassade Nester von Frühlings-Pelzbienen, Buckel-Seidenbienen und Furchenbienen festgestellt. „Diese Arten lebten ursprünglich in natürlichen Steilwänden und Abbruchkanten an Bächen und Flüssen. In unseren Dörfern haben diese Steilwand-Spezialisten in alten Kalkmörtelfugen oder Gebäuden mit Lehmfachwerk Ersatznistplätze gefunden“, erläutert der Fachmann. „Diese Wildbienen graben ihre Nestgänge selber, besiedeln also keine Nisthilfen in Form von angebohrten Holzscheiben“, sagt er. Durch neue Baumaterialien wie Zement jedoch verschwinden geeignete Nistplätze und damit auch die Pelzbiene & Co. aus den Siedlungen.
Zusätzlich zu der neuen Lehmnistwand soll im Bauerngarten von Hof Jünger noch ein größeres Bienenhotel entstehen. Die nützlichen Insekten finden somit am Kulturzentrum neue und vielfältige Nistmöglichkeiten. Dadurch soll der Bestand von Pelzbienen und gut 15 weiteren Wildbienenarten langfristig gesichert und stabilisiert werden.
Bürgerverein lädt zur Einweihungsfeier ein
Der Bürgerverein „Hof Jünger“ und der Bottroper Bund für Umwelt und Naturschutz laden am Samstag, 21. März ab 15 Uhr zu einer Einweihungsfeier der Wilbienen-Nistwand ein. Gefeiert wird im Garten des Hofes Jünger am Wellbraucksweg 2 – 4. Bei schlechtem Wetter findet die Einweihung im Foyer des Hauses 2 statt.
Sowohl Hermann Reinbold, Vorsitzender des Bürgervereins Hof Jünger, als auch Bezirksbürgermeisters Ludger Schnieder werden die Gäste begrüßen. Bund-Sprecher Klaus Lange wird eine kurze Einführung ins Thema geben. Bienen-Experte Fockenberg, der das kleine Bienenhotel erbaute, wird einen kurzen Fachvortrag halten.
Biene Willy singt Frühlingslieder
Er weist darauf hin, dass es neben der Honigbiene in Deutschland rund 550 zumeist einzeln lebende Bienenarten gibt. Immens sei die Bedeutung von Bienen in der Natur und damit auch für die Menschen. Wildbienen seien in einem alarmierenden Rückgang begriffen. Daher sei das Aufstellen der Nistwand am Hof Jünger auch praktizierter Artenschutz.
Begleitet wird das Einweihungsfest mit einem bunten Beiprogramm. So gibt es Kaffee und Waffeln im Café von Hof Jünger. Für Kinder steht der Bienenstand mit einem Bienenquiz des Bundes für Umwelt und Naturschutz bereit. Außerdem hat sich „Biene Willy“ mit flotten Frühlingsliedern angesagt. Kinder können eine eigene Nisthilfe für Wildbienen bauen und mit nach Hause nehmen.