Bottrop. Im Impfzentrum Bottrop werden die ersten Kinder ab fünf Jahren gegen Corona geimpft. So lief der Auftakt und das sagen Familien zum Impfangebot.
Beim Piks fließen bei Sina dann doch ein paar Tränen, doch die sind schnell getrocknet. Schon in der Wartezone ist alles wieder gut. Zusammen mit ihrem achtjährigen Bruder Fabian gehört die sechsjährige Sina zu den ersten Kindern, die im Bottroper Impfzentrum gegen Corona immunisiert werden.
Für Jens Niedrich und Simone Wishardt-Niedrich ist die Impfung die beste und sicherste Maßnahme, um die Kinder gegen eine Corona-Infektion zu schützen. „Wir haben abgewogen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Risiken, die mit einer Corona-Infektion verbunden sind, größer sind als die Risiken einer Impfung“, sagt die Mutter der beiden.
Ehemaliger Chefarzt der Bottroper Kinderklinik steht für Fragen der Eltern bereit
Das sagt später auch Dr. Martin Günther. Der ehemalige Chefarzt der Kinderklinik am Marienhospital ist als Kinderarzt im Impfzentrum, steht für die Aufklärungsgespräche zur Verfügung. Doch dass der Beratungsbedarf so groß wird, damit rechnet Michael Althammer, der Leiter des Impfzentrums, nicht. Denn: „Diejenigen, die hier einen Termin vereinbart haben, haben ja in gewisser Weise schon eine Entscheidung getroffen.“
Für Familie Niedrich gilt das auf jeden Fall. Die Eltern sind froh, dass es nun endlich auch Impfungen für Kinder gibt. „Wir haben auf die Termine gewartet und sobald sie angekündigt waren, haben wir gebucht.“ Hätte es noch länger gedauert, hätten sie auch darüber nachgedacht, ihre Kinder off-label immunisieren zu lassen.
Bei der Off-Label-Impfung tragen Eltern das Risiko
Das heißt, sie hätten einen Kinderarzt gesucht, der mit niedrig dosiertem Impfstoff auch Kinder immunisiert. Es gibt einige Ärzte, die auf diese Weise schon früh Kinder geimpft haben. Das Risiko liegt dann allerdings beim Arzt – er haftet selbst bei möglichen Impfschäden. Dass es soweit nicht kommen musste, sei schon gut, sagt Jens Niedrich.
Für Dr. Günther gilt es, bei der Impfung auch die sozialen Fragen zu beachten. „Der Coronaschutz ermöglicht den Kindern auch wieder die Teilhabe, die Geburtstagsfeier und andere Ereignisse“, gibt der Mediziner zu bedenken.
Die Pflaster gibt’s wahlweise mit Teddy- oder mit Monstermotiv
Fabian und Sina dürfen sich derweil in der Impfkabine schonmal das Pflaster aussuchen – Teddy oder Monstermotive? Zielstrebig greifen beide zur Monstervariante, dann werden die Ärmel hochgekrempelt. Fabian als Linkshänder bekommt die Spritze in den rechten Arm. Tapfer verzieht er nicht eine Miene. Dabei hatte er vorher noch angekündigt: „Ich hasse Spritzen!“ Für Sina gibt’s den Piks in den linken Arm. Und wenn bei der Impfung selbst auch ein paar Tränen fließen, schon im Wartebereich nach der Impfung sind die getrocknet.
Kein Wunder, wenn man da von Marina Zimmermann erwartet wird, die sich extra als Schmetterling verkleidet hat. Sie lässt die Kinder in die „Trostbox“ greifen. An so einem Tag nach der Impfung sind ausnahmsweise auch vormittags schon Süßigkeiten erlaubt. Außerdem gibt’s aus der Geschenkebox noch ein Kuscheltier für Sina und eine Spardose für Fabian. „Die haben sich hier wirklich auf Kinder eingestellt“, loben die Eltern.
Bottroper Impfzentrum hat extra für die Kinderimpfungen dekoriert
Das die Kinderimpfungen begonnen haben, ist im Impfzentrum tatsächlich nicht zu übersehen. An der Anmeldung für Familien geht es los, überall sind selbst gebastelte Raupen und Schmetterlinge zu sehen, auch später in den Impfkabinen. Alles sei angelehnt an die Kleine Raupe Nimmersatt, die nun auch Corona fressen soll, sagt Michael Althammer. Ein großes Plakat mit Raupe hängt am Eingang, darauf steht: „Bot-Bioni – kleiner Retter für große Helden“.
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Zusätzlich gibt es für die Kinder Malvorlagen. Die fertigen Bilder kommen an eine Wand, und so entsteht dort eine lange, bunte Raupe, zu der jeder kleine Impfling einen Beitrag leisten kann. Das hätten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überlegt und umgesetzt, lobt Althammer das Team.
Leiter des Bottroper Impfzentrums hofft auf Quote von 40 Prozent
90 Kinder sind für den ersten Impftag angemeldet, in der kommenden Woche sind es 190. Insgesamt seien nun 1000 Termine für Kinder vergeben – nur im Impfzentrum, Termine bei Kinderärzten nicht mitgezählt, sagt Michael Althammer. Alles in allem gebe es in Bottrop rund 7000 Kinder, für die das Impfangebot infrage komme.
Althammer schätzt, dass man wohl 40 Prozent erreichen werde. „Ich glaube nicht, dass die Nachfrage in der Altersgruppe so groß ist“, sagt er und zieht den Vergleich mit den Zwölf- bis 16-Jährigen. Da habe man eine Impfquote von 70 Prozent in Bottrop. „Das ist schon viel.“
Fabian und Sina jedenfalls haben es erstmal geschafft. Nach knapp 45 Minuten dürfen sie nach Hause. Zur Schule müssen sie heute nicht mehr. In drei Wochen steht für sie dann der Termin zur Zweitimpfung an.
Es sind noch Termine verfügbar
Von den Terminen für Kinderimpfungen, die die Stadt zuletzt veröffentlicht hat, sind noch einige verfügbar. Tatsächlich war es am Donnerstagmittag noch möglich, Termine für Kinder im Januar zu buchen. Die Vereinbarung erfolgt über die städtische Internetseite www.bottrop.de/impfung.Unter derselben Adresse sind auch nach wie vor Termine für Erst-, Zweit- oder Boosterimpfungen zu haben. Sowohl im Impfzentrum als auch in den Impfstellen in der Boy und in der Kulturkirche gibt es noch freie Kapazitäten. Gleiches gilt für Booster-Termine im Knappschaftskrankenhaus.