Bottrop. In Bottrop sind nun die Drittimpfungen dran. Senioren, Pflegebedürftige und Immungeschwächte stehen im Fokus. Hausärzte reagieren auf Anfragen.
In den Ruheräumen der ASB-Tagespflege „Am Germaniahof“ haben es sich die Gäste nach dem Mittagessen gemütlich gemacht. Ab in den Sessel, Beine hoch – ganz entspannt können 13 Senioren ihrer Auffrischungsimpfung gegen Corona entgegenblicken. Und nach dem Piks noch eine halbe Stunde ausruhen, sagt die Leiterin Özlem Karalar. Die Nachfrage nach der so genannten Booster-Impfung ist groß: „Alle, die schon die ersten beiden Impfungen bei uns bekommen haben, und eine weitere Person haben das Angebot sofort angenommen“, so Karalar.
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Sie weiß um Diskussionen darüber, ob die dritte Impfung überhaupt nötig ist. „Für unsere Senioren war das aber sofort selbstverständlich, sich die auch geben zu lassen.“ Zumal sie alle bislang den Biontech-Impfstoff insgesamt gut vertragen hätten.
Für die ASB-Tagespflege hat das Team die Impfung vor Ort durch Dr. Korneliusz Palenga aus dem Fuhlenbrock extra organisiert. Die Gäste der Tagespflege wohnen ja noch daheim und müssten eigentlich für die Auffrischung in Eigenregie einen Arzt in seiner Praxis aufsuchen.
Booster-Impfung: Team aus Impfärzten besucht die Bottroper Pflegeheime
Sämtliche Impfungen in Bottroper Seniorenzentren und Wohnheimen übernehmen dagegen im Auftrag der Stadt zentrale Impfärzte, organisiert über den Bottroper Ärzteverein. Das berichtet dessen Sprecher, Dr. Christoph Giepen. „Das sind im Wesentlichen die Ärzte, die auch im Januar und Februar schon als mobiles Impfteam für das Land und die Stadt unterwegs waren“, sagt der Allgemeinmediziner. Bis Mitte/Ende Oktober, schätzt Giepen, werden die Auffrischungsimpfungen in Bottroper Pflegeheimen abgeschlossen sein.
Und was ist mit all denen, die nicht in einem Pflegeheim leben? Zunächst einmal: Wenden können sich Bottroper zum Thema Booster-Impfungen an ihre jeweilige Hausarztpraxis. „Alle, die auch sonst gegen Corona geimpft haben, sind weiter dabei“, betont Giepen. Aufgrund der (noch) fehlenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission sei es aber aktuell nicht so, „dass die Kollegen die Booster-Impfung massiv propagieren“.
Stiko empfiehlt Auffrischungsimpfungen für Immungeschwächte
Im Moment spreche sich die Stiko für Auffrischungsimpfungen bei immungeschwächten Patienten aus oder solchen, die immunmodulierende Medikamente einnehmen. Diese Impfungen könnten dann, je nach Immunschwächegrad, ab der vierten Woche oder sechs Monate nach der Grundimmunisierung verabreicht werden.
„Bei einzelnen Patienten mit sehr angeschlagenem Immunsystem ist es so, dass sie möglichst eine Titerkontrolle (Kontrolle auf Antikörper) bekommen sollen, vor und nach der Boosterimpfung. Das ist aber keine Kassenleistung“, erklärt der Ärztesprecher weiter. Es seien also Empfehlungen zur Antikörpermessung da, bei denen das Drumherum noch gar nicht geklärt sei.
Bottroper Ärztesprecher: Politik empfiehlt Boosterimpfung für alle Älteren
Die Politik wiederum empfehle darüber hinaus Boosterimpfungen für alle Älteren/Hochbetagten und durchaus auch für all diejenigen, die mit Menschen arbeiten, so Giepen weiter. „Das machen die meisten meiner Kollegen auch auf Anfrage.“ Schaden könne das in der Regel nicht, „die Impfung ist ausgesprochen sicher“. Dennoch müsse sich noch herauskristallisieren, inwieweit diese Boosterimpfungen im Kampf gegen die vierte Welle helfen oder nicht.
Dazu kommt: „Wir haben mit dem Impfen in der Praxis im April angefangen – es geht also erst im Oktober oder November mit den Drittimpfungen bei diesen Leuten los“, so Giepen. Betroffene Patienten würden in seiner Praxis entsprechend kontaktiert. Im Übrigen beginne ab Mitte Oktober auch die Saison für die Grippeschutzimpfung.
Den älteren und pflegebedürftigen Herrschaften, die die ASB-Tagespflege „Am Germaniahof“ besuchen, gibt die Drittimpfung zweifellos ein Gefühl höherer Sicherheit in der Corona-Pandemie. Dass fast alle Gäste und sämtliche Mitarbeitende hier gegen Corona geimpft sind, soll aber auch für andere Senioren und Familien ein Zeichen sein, dass der Besuch der Tagespflege – unter Einhaltung von Hygieneregeln – coronabedingt nicht vermieden werden muss. Denn, so Özlem Karalar: „Wir haben momentan viele Plätze frei.“
Mehr als 1200 Drittimpfungen verabreicht
Laut dem Impfbericht der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe sind, Stand 29. September, über Bottroper Arztpraxen bereits 738 so genannte Boosterimpfungen verabreicht worden.Im Impfzentrum Bottrop wurden 499 Auffrischungsimpfungen gesetzt, bevor die zentrale Einrichtung am Südring vor knapp einer Woche ihre Pforten schloss.Zum Vergleich: Rund 90.000 Bottroper haben bislang ihre Grundimmunisierung erhalten und sind damit einmal vollständig geimpft.