Bottrop. Tobias Oswald hat 97 von 100 Punkten bei der Abschlussprüfung in NRW hingelegt. Wie er zu seinem Traumjob bei Rottbeck in Bottrop fand.
Umwege sind vielleicht nicht eben erstrebenswert für einen Logistiker. Aber ein Umweg war es, der Tobias Oswald in genau diese Branche führte – und ihn in diesem Corona-Sommer die zweitbeste Abschlussprüfung zum Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung in ganz NRW hinlegen ließ, mit 97 von 100 Punkten. „Ich bin froh und glücklich, dass ich in dieser schwierigen Zeit so schnell einen Job gefunden habe, bei dem ich sagen kann: Ich komme gerne hierhin“, sagt der 32-Jährige. Einen unbefristeten Job mit Verantwortung: Tobias Oswald leitet bereits die Abfertigung der Rottbeck Spedition GmbH in Bottrop.
Logistik-Nachwuchs aus Bottrop: „In der Branche wird händeringend Personal gesucht“
„Momentan wird Personal in der Logistik-Branche händeringend gesucht“, weiß Tobias Oswald. Wer dabei ausschließlich an körperlich anstrengende Arbeiten im Lager denkt, liegt falsch, betont der Wahl-Essener, der ursprünglich aus Kamp-Lintfort kommt. „Im Hintergrund gibt es auch verwaltende Tätigkeiten, das ist nicht viel anders als in anderen kaufmännischen Berufen.“ Sein Arbeitsplatz ist in erster Linie sein Schreibtisch in dem Büro der Abfertigung, das er sich mit einer Kollegin teilt. Und sein Arbeitsgerät ist der Computer.
So froh er heute darüber ist - der Speditionskaufmann war erst auf dem, nun, dritten Blick sein Wunschberuf. Nach dem Abitur – „mit Mathe und Informatik als Leistungskursen“ – studierte Tobias Oswald zunächst Wirtschaftsinformatik in Essen. „Im Laufe des Studiums hat sich aber herausgestellt, dass die Programmierschiene doch nicht das ist, was ich im Berufsleben weiterführen möchte.“
Nach Studienabbruch und Jobs kam die Umschulung zum Logistik-Kaufmann
Er brach das Studium ab, verdiente sein Geld erst einmal bei Amazon im Lager im Wareneingang, arbeitete dann als Quereinsteiger in einem Abrechnungszentrum. Als nach Ablauf des Zeitvertrages dort keine Festanstellung folgte, war das letztlich ein guter Anstoß, doch noch einmal eine Ausbildung nachzuholen. „Ein glücklicher Zufall“, wie der junge Mann heute findet. Gerade in Deutschland, weiß Oswald, ist nicht nur Können, sondern sind auch formale Abschlüsse für eine Karriere wichtig.
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Die Logistik-Branche schien im attraktiv: „Man hat vielfältige Möglichkeiten, man kann klassisch in die Spedition gehen, man kann mit Straßen-, Binnen-, See- oder Luftverkehr zu tun haben, es gibt Chancen im Zollverkehr – das reizte mich.“
Rottbeck-Geschäftsführer: „Tobias hat echte Lust an Logistik“
So startete Oswald die zweijährige Umschulung zum Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistung bei einem Bildungsträger in Duisburg. Und bewarb sich für die Praxis-Anteile bei Rottbeck in Bottrop. Beide Praktika konnte er dort mit Corona-Einschränkungen absolvieren, „dann habe ich parallel zur Prüfungsvorbereitung nebenbei auch schon hier gearbeitet“. So kam, alles in allem, schon rund ein Jahr Erfahrung bei Rottbeck zusammen.
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Geschäftsführer Frank Rottbeck stellte ihn nach der Prüfung gerne ein: „Tobias hat hier in verschiedenen Abteilungen gearbeitet und hat vom ersten Tag an gezeigt, dass da echte Lust an der Logistik existiert. Darum freut es mich umso mehr, dass er diese PS im wortwörtlichen Sinne auch schulisch auf die Straße gebracht hat.“
Mit einigem Ehrgeiz, im Übrigen. „Zahlen liegen mir sowieso, und ich hatte ja schon einiges an Vorkenntnissen“, sagt er zum sehr guten Abschneiden in der Prüfung. „Weil durch Corona viel Präsenzunterricht ausgefallen ist, musste man sich aber auch zu Hause hinsetzen und einiges aufarbeiten.“
Rottbeck-Lkw bewegen alles Erdenkliche – von Matratzen bis zu Teichwannen
Und was muss man mitbringen, um im Job gut zu sein? Tobias Oswald, der privat gerade seinen Sportboot-Führerschein macht, überlegt nicht lange: „Man muss flexibel sein.“ So komme vieles verkehrsbedingt im Laufe des Tages anders als geplant. „Man ist ein bisschen Spielball der Umstände und muss sehen, wie das Tagesgeschäft läuft.“ So manche Entscheidung treffe er nach Bauchgefühl. Ware, die die tagsüber von Kunden abgeholt und bei Rottbeck per Sammelgut-Transport weiterverladen wird, verarbeitet Oswald. „Aktuell haben wir insgesamt zehn Sammelgut-Lkw hier, die abends rausfahren, in verschiedene Verkehrsrichtungen.“ Sein Arbeitstag sei beendet, „wenn der letzte Lkw vom Hof fährt“.
Und was ist dann drin, in den Lkw? „Alles, was man im Stückgut über die Spedition verschicken kann“, sagt Oswald. Beispiele? „Matratzen, Natursteine, Teichwannen - einfach alles Erdenkliche!“ Über 750 Tonnen Güter sind es, die die Spedition pro Tag durch Deutschland bewegt.
160 Rottbeck-Mitarbeiter insgesamt
Das Unternehmen Rottbeck zählt 160 Mitarbeiter an sieben Standorten zwischen Düsseldorf und Bochum. Hauptsitz ist seit dem Jahr 2000 Bottrop, Am Rhein-Herne-Kanal 5.
Der Großvater vom heutigen Geschäftsführer Frank Rottbeck hat schon im Jahr 1939 Transporte gemacht, damals mit Pferd und Wagen. Heute gehört die Spedition Rottbeck GmbH auch zu den Partnern des Louise-Projekts. Der örtliche Lieferdienst Louise bringt Bestellungen von Bottroper Händlern zu den Kunden.