Bottrop. Der Ärzteverein Bottrop besteht seit 1919. Ins 101. Jahr gehen die Mitglieder mit Dr. Gerald Schmitt an der Spitze. Er setzt auf Kommunikation.

Vor 100 Jahren, im Jahr der Stadtwerdung Bottrops, gründete sich auch der hiesige Ärzteverein. In der vergangenen Dekade stand der Internist Dr. Gregor Postberg an der Spitze dieser Standesvertretung. „Über zehn Jahre in diesem Ehrenamt, das ist schon ein Zehntel der hundertjährigen Geschichte. Da wurde es einfach Zeit, den Stuhl zu räumen und andere nachrücken zu lassen“, befand der Mediziner. Und übergab den Vorsitz des Ärztevereins nun an den Orthopäden Dr. Gerald Schmitt.

Zum Dank für seine Vorstandsarbeit erhielt Dr. Gregor Postberg (2. v. re.) ein Geschenk von seinen Mitstreitern.
Zum Dank für seine Vorstandsarbeit erhielt Dr. Gregor Postberg (2. v. re.) ein Geschenk von seinen Mitstreitern. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Zusammen mit Schmitt haben die Vereinsmitglieder den Anästhesisten und Notdienstbeauftragten Bernd Gerretz zum neuen Stellvertreter gewählt. Kassenführer für weitere vier Jahre bleibt der Urologe Peter Voigt, Schriftführer der Allgemeinmediziner Dr. Christoph Giepen. „Damit wechseln nicht alle Vorstandsmitglieder auf einmal“, bemerkt Postberg, was einen fließenden, harmonischen Wechsel im Vorstand ermögliche. Und auch zur Personalsituation passe, denn wie andere Vereine plagten auch den Ärzteverein Nachwuchssorgen.

Umorganisation der Bottroper Notfallpraxis begleitet

Dabei gibt es stets Aufgaben genug. Wenn Postberg an seine Zeit als Vorsitzender zurückdenkt, war für ihn das größte Projekt die Begleitung der Umorganisation der Notfallpraxis Bottroper Ärzte. „Diese gehörte früher dem Ärzteverein.“ Der Aufbau sei ein Verdienst seiner Vorgänger gewesen. „2011 hat der Betreiber gewechselt, im Rahmen der Notdienstreform hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe das Zepter übernommen.“ Begleitet vom Verein wurde dann auch der Wechsel zur Portalpraxis im Bereich der Ambulanz des Marienhospitals 2017, die heute Anlaufstelle für kranke Patienten spätabends, am Wochenende und an Feiertagen ist.

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Insgesamt eine Entwicklung, die die Ärzte vor Ort mit Blick auf ihre fehlende Souveränität und die nun vorgegebenen Strukturen durchaus kritisch sehen. „Die Notfallpraxis in Bottrop war früher für den Notdienst eine Luxusversorgung“, sagt der Notdienstbeauftragte Gerretz, betont aber auch: „Heute sind nach wie vor Fachärzte da und es gibt die direkte Nähe zum Krankenhaus.“

Die Zusammenarbeit in alle Richtungen verbessern

Schmitt hat sich als neuer Vorsitzender mit seinem Team vorgenommen, die Kommunikation und Zusammenarbeit weiter zu verbessern und zu intensivieren: zwischen den niedergelassenen Ärzten und dem stationären Bereich, aber auch zur Kommune, zum Gesundheitsamt, zur Stadtverwaltung. Zudem: „Was aus der Politik kommt, können wir nicht ändern. Wir können nur auf der lokalen Ebene das Beste zum Wohle der Patienten daraus machen.“

Der Ärzteverein biete den Mitgliedern neben Fortbildungen die Möglichkeit zum Gedankenaustausch, zum Forum. „Dass man sich auf lokaler Ebene kennenlernt, sich austauscht“, so Schmitt weiter. So funktioniere auch die Versorgung für die Versicherten besser, finden die Ärzte. „Wir haben hier das Glück, dass die Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten klappt.“ Das insgesamt verträgliche Klima innerhalb der Branche in Bottrop sei auch ein Verdienst des Ärztevereins.

Vielfältige Aufgaben

Gegründet wurde der Ärzteverein am 17. November 1919 als Standesvertretung der damals in Bottrop tätigen Ärzte. Gründungsmitglieder waren Sanitätsrat Dr. Buderath, Prof. Dr. Ohm, Dr. Heger sowie die Doktoren Overbeck, Roer, Zumhasch und Nathrath.

Zu den Aufgaben zählt das wissenschaftliche Leben zu pflegen, die Standes- und Berufsinteressen der Ärzte zu wahren, die Kollegialität untereinander zu fördern, die Ärzteschaft nach außen zu vertreten, organisatorische Unterstützung zur Sicherstellung der notdienstlichen Versorgung zu leisten, die Qualität der medizinischen Versorgung in Bottrop zu fördern.

Zum 100-Jährigen hat der Vorstand für seine Mitglieder das Buch „Bottrop – durch das Stethoskop betrachtet“ nachdrucken lassen (Dr. Kurt Joussen, 1986, Historische Gesellschaft). Darin enthalten ist auch das Gründungsprotokoll des Ärztevereins.

Zuvor trafen sich die Ärzte demnach in Form eines Stammtisches. Schon 1910 habe es in Bottrop elf Ärzte und drei Apotheker gegeben.