Bottrop. Nur noch wenige Händler stehen auf dem Boyer Markt in Bottrop, die Kunden wünschen sich mehr Auswahl. Es gibt erste Initiativen und Ideen.

Das Angebot auf dem Wochenmarkt in der Boy – nennen wir es übersichtlich. Zumindest an dem Dienstag, als die WAZ dem Stadtteilmarkt einen Besuch abstattet, verlieren sich auf dem großen Marktplatz an der Horster Straße gerade einmal drei Stände. An einem gibt es Eier, Zwiebeln und Kartoffeln, der zweite bietet schlesische Spezialitäten an und der dritte Kleidung. Entsprechend mau auch der Besucherandrang an diesem Dienstagmorgen.

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Eine Momentaufnahme, keine Frage, zumal freitags auch mehr los wäre, wie Kunden und Händler versichern. Dann öffnet nämlich auch der Fischstand und zusätzlich schlägt ein Blumenhändler seinen Stand auf. Dann seien auch mehr Kunden da, sagt Bärbel Wachtmeister. Seit Jahrzehnten schon verkauft sie auf den Bottroper Wochenmärkten Eier und Kartoffeln, vor ihr haben ihre Schwiegereltern den Stand betrieben.

Neue Siedlungen habe junge Familien in die Boy gebracht

Gerade freitags merke man, dass sich die Boy entwickelt habe, dass junge Familien in den Stadtteil gezogen sind, etwa in die neue Siedlung auf dem Brockmann-Gelände. Die kämen auch zum Markt und deckten sich hier mit frischen Produkten ein, so Bärbel Wachtmeisters Beobachtung. „Die stehen freitags hier teilweise Schlange.“ Das bestätigt auch Marktmeister Mike Kieper.

Hans-Joachim Rduch findet die Idee, auf dem Markt auch Plätze zum Verweilen zu schaffen, gut.
Hans-Joachim Rduch findet die Idee, auf dem Markt auch Plätze zum Verweilen zu schaffen, gut. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Umso weniger kann sie verstehen, warum nicht mehr Händler zum Boyer Markt kommen. Denn einige Dinge würden hier einfach fehlen – sagt die Markthändlerin und sagen auch die Kunden, die an dem Dienstagmorgen unterwegs sind. Einen Anbieter von frischem Obst und Gemüse wünschen sich die Boyer für ihren Wochenmarkt. Zuletzt habe es ein Händler versucht, der habe aber nicht lange durchgehalten, sagen die Kunden.

Stadt Bottrop soll gezielt Händler für den Boyer Markt anwerben

Bärbel Wachtmeister wünscht sich, dass die Stadt Bottrop gezielt Händler anspricht und akquiriert. Sie ist überzeugt davon, dass zumindest der Termin am Freitag für Händler attraktiv sei. Umgekehrt müssten sie auch etwas Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. „Es muss sich ja erst einmal rumsprechen, dass sich hier auf dem Markt was tut und dass es sich lohnt, hier im Stadtteil einzukaufen.“

An dem Dienstag, als die Lokalredaktion dem Boyer Markt einen Besuch abgestattet hat herrschte hier tote Hose. Gerade einmal drei Händler boten hier im Bottroper Stadtteil ihre Waren an.
An dem Dienstag, als die Lokalredaktion dem Boyer Markt einen Besuch abgestattet hat herrschte hier tote Hose. Gerade einmal drei Händler boten hier im Bottroper Stadtteil ihre Waren an. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auf der Internetseite der Stadt wird der Boyer Markt übrigens noch ganz anders beschrieben. Glaubt man den – offensichtlich veralteten Informationen dort – müsste in der Boy rund 40 Händler stehen mit einem „gemischten Warenangebot“. Das stimmt schon seit einigen Jahren nicht mehr. Vor allem der über Jahre andauernde Umbau der Horster Straße und die damit verbundenen Sperrungen haben dem Markt, wie überhaupt dem Einzelhandel in der Boy, zugesetzt. Die Auswirkungen sind noch heute sichtbar. Hinzu kommt, dass Markthändler in den Ruhestand gehen und sich nur selten Nachfolger finden – um nur zwei Gründe für den Niedergang zu nennen.

Bezirksvertretung Bottrop-Süd will Geld in die Hand nehmen für den Boyer Markt

Der Zustand des Marktes ist auch auf politischer Ebene schon mehrfach diskutiert worden. Bezirksbürgermeister Helmut Kucharski und die Bezirksvertreter im Bottroper Süden haben immer wieder Initiativen gestartet, um den Stadtteilmarkt wieder nach vorne zu bringen. Im Mai haben sie beschlossen, 10.000 Euro aus bezirklichen Mitteln in die Hand zu nehmen. Sie sollen helfen, den Platz attraktiver zu gestalten. Auch eine Werbekampagne schwebt den Bezirksvertretern vor. Dazu wird die Stadt den Markthändlern womöglich auch eine Anfahrtprämie zahlen oder die Marktgebühren erstatten.

Dabei will man sich vor allem auf den Freitag konzentrieren, möchte ein Café- und Kulturangebot schaffen und die Marktzeiten ausweiten, um mehr Menschen auf den zentralen Platz im Stadtteil zu locken. Die Idee eines solchen „Verweilmarktes“ löst unterschiedliche Reaktionen aus. Marktbeschickerin Bärbel Wachtmeister sieht das kritisch. In ihren Augen müsse es zunächst darum gehen, „Händler ranzuschaffen“.

Boyer Bürger wünschen sich ein breiteres Warenangebot auf ihrem Markt

Hans-Joachim Rduch findet die Idee, auf dem Markt einen Kaffee zu trinken, vielleicht eine Waffel zu essen und sich etwas hinzusetzen, ganz attraktiv. Er erinnert sich noch an die Zeiten, als in der Boy zahlreiche Veranstaltungen stattfanden, selbst eine kleine Kirmes gab es hier in der Vergangenheit regelmäßig.

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Wobei: Bezogen auf den Wochenmarkt wünscht sich Rduch auch ein breiteres Warenangebot. Der momentane Zustand des Marktes sei „ganz ganz traurig“, sagt Margot Vogrien. Auch sie wünscht sich mehr Auswahl in der Boy aber auch eine Verlässlichkeit seitens der Händler, „das wäre so wichtig“. Sie lebt seit 50 Jahren im Stadtteil, inzwischen fahre sie immer wieder samstags mit ihrer Tochter zum Markt in die Stadt, weil sie vor Ort nicht mehr alles bekommt.

Vier Stadtteilmärkte

Die Stadtteilmärkte sind ein wichtiger Teil der Nahversorgung in den Quartieren. Neben dem großen Markt in Stadtmitte – immer mittwochs und samstags – findet dienstags und freitags der Markt in der Boy statt. Der Donnerstag ist der Markttag für Kirchhellen und Fuhlenbrock, am Freitag findet der Markt auf dem Eigen statt.In unsere Serie wollen wir einen Blick auf die Märkte in Bottrops Stadtteilen werfen. Wie hat sich der Markt entwickelt, wie ist die Auswahl und nicht zuletzt: Wie beurteilen Kunden und Händler die jeweiligen Stadtteilmärkte? Außerdem wird des darum gehen, wie man die kleinen Märkte zukunftsfest aufstellen kann. Wir freuen uns auch über Zuschriften und Ideen unserer Leser. Wie beurteilen Sie den Markt vor ihrer Tür? Schreiben sie uns, per Mail an: redaktion.bottrop@waz.de oder per Post: WAZ Bottrop, Osterfelder Straße 13, 46236 Bottrop.