Bottrop. Der Trimm-dich-Pfad aus den 70er Jahren kommt zurück. Allerdings in der Version 2.0 und unter neuem Namen. Das ist der neue Fitnesstrend.

Den Trend gab es schon vor Corona, er wurde aber durch die Pandemiebeschränkungen extrem verstärkt: Wer Sport treibt, will nicht mehr nur ins Stadion gehen, sondern sucht Angebote vor der Haustür und möglichst im Grünen. Deshalb macht die Stadt jetzt Fitness-Angebote in den Parks und in den Stadtteilen. Demnächst zum Beispiel im Fuhlenbrock.

„Sporttreibende nutzen zunehmend ein offenes und für die Allgemeinheit frei zugängliches Angebot an multifunktionalen Sportflächen“, sagt Jürgen Heidtmann, der Leiter des Sport- und Bäderbetriebes. „Dieser Trend hat sich durch die Sperrungen von Sportanlagen in der Pandemie verstärkt. Auch nach Corona rechnen wir mit einer weiter wachsenden Nachfrage nach solchen Angeboten.“

Links Radweg, rechts Trimmpfad 2.0: Diese Aufteilung schlagen Sportbetrieb und Fachbereich Grün für den Hierkampweg im Fuhlenbrock vor.
Links Radweg, rechts Trimmpfad 2.0: Diese Aufteilung schlagen Sportbetrieb und Fachbereich Grün für den Hierkampweg im Fuhlenbrock vor. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Comeback für den Trimm-dich-Pfad

Damit erlebt der gute alte Trimm-dich-Pfad ein Comeback, allerdings in der Version 2.0. „Trimm Dich durch Sport“ hatte der Deutsche Sportbund im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 die Deutschen aufgerufen. Es folgten Kampagnen wie „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“ (1975). Doch in den folgenden Jahrzehnten, als immer mehr Deutsche das Joggen, Skaten und Radeln für sich entdeckten, gerieten die Trimmpfade allmählich in Vergessenheit - auch weil den Städten das Geld fehlte, um sie in Schuss zu halten.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Trimmpfad am Bischofssondern. Im November 2020 schlug die Linke vor, die Anlage wieder aufzubauen. Das hielten weder der Sport- und Bäderbetrieb noch der Fachbereich Grün für eine wirklich gute Idee wegen der doch recht abgeschiedenen Lage. Der Gegenvorschlag: Lasst uns an öffentlicheren Orten einfache und stabile Multifunktionsstationen aufbauen, wie sie sich neben dem Hallenbad an der Parkstraße schon bewährt haben: „Calistenics“-Geräte.

Stabile Stahlkonstruktionen

Sechs bis sieben solcher stabilen Stahlkonstruktionen sind für um die 20.000 Euro zu haben, sagt der Sportbetrieb. Ein guter Standort wäre aus Sicht der Verwaltung der Hierkampweg parallel zur alten Bahntrasse zwischen Hans-Böckler-Straße und Egon-Bremer-Platz. Auf einer Länge von 680 Metern laufen dort zwei Wege parallel; einer könnte als Radweg ausgewiesen werden, der andere könnte Nischen für die Sportgeräte bekommen. Ein guter Plan, sagt dazu auch der Bauausschuss und hat die Stadt mit der Umsetzung beauftragt.

Grundsätzlich begrüßten alle Parteien den Bau. Seitens der FDP kam jedoch der Einwand, inwieweit ein Trimm-Dich-Pfad noch zeitgemäß sei. Junge Leute würden heute entweder an Geräten trainieren oder laufen, nicht aber beides kombinieren, so die Einschätzung von Andreas Bucksteeg. Die Mehrheit im Ausschuss lehnte jedoch den Antrag ab, die Geräte gebündelt an einer Stelle aufzustellen. Es sei ja durchaus auch gewünscht, dass sich die Anlagen im Wald und an der Parkstraße unterscheiden, so der einhellige Tenor.

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Für den Sport- und Bäderbetrieb ist dieses Projekt Teil einer Strategie, den Sport in die Stadt zu tragen, sagt Heidtmann. „Der Bottroper Sport- und Bäderbetrieb unterstützt diesen Standort, da es aus unserer Sicht notwendig ist, dezentrale öffentliche Sportmöglichkeiten zu schaffen. Dies soll idealerweise an Standorten geschen, die bereits aktuell von der Öffentlichkeit stark frequentiert werden.“

Sportangebote in den Parks

Zu diesem Plan gehört auch die Umgestaltung der Parkflächen in Welheim unter dem Motto „Bewegung in der Natur“: Dort sollen „niedrigschwellige Sportangebote im Sinne von Urban Fitness ohne große Infrastruktur geschaffen werden. Barrierefreie kleine Ruheplätze mit Bänken sollen auch Personen, die keinen Sport treiben wollen, einen geruhsamen Aufenthalt im Park ermöglichen.“ Ein anderes Beispiel: Im Volkspark Batenbrock entsteht gerade eine Piste für Skater und Radler: der „Pumptrack“.

Auch an weiteren Stellen dere Stadt wollen Fachbereich und Sportbetrieb die Augen offenhalten nach möglichen Calisthenics-Standorten. Heidtmanns Prognose: „Der Trend zu Sport und Fitness im Grünen wird uns noch lange begleiten.“ Das sieht auch die Führung der TSG Kirchhellen so: Auf zwei Tennisplätzen neben der Sporthalle an der Loewenfeldstraße plant sie ein Beachvolleyballfeld und eine Crossfit-Anlage.

Das Maskottchen der Trimmbewegung hat überlebt

Vier mehrjährige Kampagnen hat der Deutsche Sportbund (DSB) von 1970 bis 1986 gefahren, um die Deutschen in Bewegung zu bringen. 1987 änderte sich die Stoßrichtung. Der DSB ermunterte die Sportvereine, unter ihren Dächern Fitness- und Breitensportangebote zu machen. Die Kampagne dazu hieß: „Im Verein ist Sport am schönsten“.

Das Maskottchen der Trimm-dich-Bewegung wurde 1970 vorgestellt: „Trimmy“ mit dem hochgereckten Daumen. Sein Erfinder Dieter Sihler beschrieb Trimmy so: „Er ist kein Supermann und kein Held, ein ganz durchschnittlicher, kleiner, schmächtiger und unscheinbarer Bursche.“ Damit hat seine Figur es weit gebracht und die Trimm-dic-Bewegung überlebt. Sie ist heute Maskottchen des Deutschen Olympischen Sportbundes