Bottrop. In der Boy können Kunden ihre Medikamente nun auch am Automaten abholen. Warum der Apotheker auf diese Art „Packstation“ setzt.
Unscheinbar sieht sie aus, diese fast quadratische Edelstahl-Klappe am Seiteneingang der Apotheke am Boyer Markt. Und doch verbirgt sich dahinter Technik, die Apotheker und Kunde das Leben erleichtern kann. Denn hier in der Boy kann der Kunde sein Medikament auch am Automaten abholen – rund um die Uhr – und ist nicht mehr angewiesen auf den Lieferdienst der Apotheke oder einen Besuch während der Öffnungszeiten.
Doch bevor Missverständnisse aufkommen: Hier erhalten nur diejenigen ihre Ware, die vorher in der Apotheke ihre Rezept eingelöst haben und dort aus welchen Gründen auch immer nicht mit der passenden Ware versorgt werden konnten. Für solche Fälle bietet Apotheker Rainer Giesen nun also diese zusätzliche Abholmöglichkeit an.
Automat bietet den Kunden mehr Flexibilität
Der Kunde erhält eine Nachricht, wenn sein Medikament angekommen und der Automat entsprechend bestückt ist. Schon vorher hat er in der Apotheke eine sechsstellige Nummer ausgedruckt bekommen. Die muss er dann über Zifferntasten am Automaten eingeben. Der wirft daraufhin die passende Ware aus.
Der Automat, so die Auffassung des Apothekers, böte für die Kunden einfach mehr Flexibilität. Schon vor zehn Jahren hat er überlegt, so einen Apparat einbauen zu lassen, damals habe er sich aber dagegen entschieden. „Ich glaube, damals bestand die Notwendigkeit noch nicht.“ Seither habe sich aber vieles verändert, es sei viel mehr Flexibilität gefordert, entsprechender Service also nötig. Giesen vergleicht seinen Automaten mit einer Packstation der Post. Tatsächlich drängt sich der Vergleich auf. Auch dort können Kunden – unabhängig von Öffnungs- oder Lieferzeiten – ihre bestellte Ware abholen.
Bottroper Apotheker vergleicht den Automaten mit dem Service einer Packstation
Hinter der Tür erinnert der Automat dagegen auf den ersten Blick an einen Schrank – allerdings einen mit Tastatur, Monitor und Scanner. Mitarbeiterin Monika Magdzinski öffnet die Türe des Automaten. Dahinter kommen verschieden große Fächer zum Vorschein, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen nach Bedarf bestücken können. Vorher hat sie schon die Medikamente eingescannt, der Computer hat sie den Fächern zugeordnet. Auch die Abholnummern sind bereits vergeben. „Außerdem haben wir bis dahin schon dreimal abgeglichen, dass Rezept und Lieferung übereinstimmen, so dass der Kunde tatsächlich das erhält, was er benötigt“, beschreibt sie die Kontrollen.
Aber wird der Automat irgendwann den Lieferservice ersetzen? Davon geht Rainer Giesen nicht aus, so etwas sei auch nicht geplant, sagt er. „Der Lieferservice ist für Menschen, die zu krank oder zu geschwächt sind, um hierher zu kommen. Wer in so einer Situation ist, der nutzt auch keinen Automaten.“ Trotzdem ist Giesen überzeugt, dass sich solche Automaten immer weiter durchsetzen werden. Noch ist er seines Wissens nach der einzige Apotheker in Bottrop, der diesen Service anbietet.
Es muss ein Apotheker draufschauen
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Doch warum der Umweg über die Apotheke? Wäre es technisch nicht möglich, dass so eine Ausgabe an einen Kommissionierautomaten angeschlossen wird? Das Rezept wird gescannt und der Automat wirft das gewünschte Medikament einfach aus. Technisch sei so etwas durchaus möglich, sagt Giesen. „Aber rechtlich ist das nicht zulässig.“ Es müsse immer noch ein Apotheker oder eine PTA draufschauen – auch aus Sicherheitsgründen. Deshalb ist der Automat eben eine alternative Abholmöglichkeit.